Mittwoch, 31.Juli

 

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Heute haben
Emily Bronte * 1818
Dominique Lapierre * 1931
Renate Feyl * 1944
Geburtstag
und der Nobelpreisträger Patrick Modiano.
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Conrad Ferdinand Meyer
Der schöne Tag

In kühler Tiefe spiegelt sich
Des Juli-Himmels warmes Blau,
Libellen tanzen auf der Flut,
Die nicht der kleinste Hauch bewegt.

Zwei Knaben und ein ledig Boot –
Sie sprangen jauchzend in das Bad.
Der eine taucht gekühlt empor.
Der andre steigt nicht wieder auf.

Ein wilder Schrei: »Der Bruder sank!«
Von Booten wimmelts schon. Man fischt.
Den einen rudern sie ans Land,
Der fahl wie ein Verbrecher sitzt.

Der andre Knabe sinkt und sinkt
Gemach hinab, ein Schlummernder,
Geschmiegt das sanfte Lockenhaupt
An einer Nymphe weisse Brust.
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Brigitte Kronauer: „Nachtviölken“
Verlag Ulrich Keicher € 12,00

Brigitte Kronauer ist letzte Woche gestorben. Ein neues Buch von ihr steht noch aus und erscheint ca. in eine Woche. Im Lyrik-Regal fiel mir dieses schmale Heftchen in die Hände. 2010 in einer Auflage von 400 Stücke im Miniverlag Keicher in Handarbeit erschienen. Darin schreibt Brigitte Kronauer über Sprache, über Wörter und Worte und wie sie von ihnen begleitet wird.
Die Titelgeschichte entstand aus dem Wettbewerb: „Das schönste Wort“. Laut Kronauer könnte es Gemüt oder Waldeinsamkeit sein. Oder natürlich Nachtigall. Allein schon die einzelnen Vokale, Konsonanten und Silben lassen sie schwärmen und an den Vogel denken. Das kehlige ch und dann das offene a am Ende.
Ihr Wort ist dann doch Nachtviole geworden. Und dann die Krönung: Sie findet in einem Park ein Schildchen bei der blau blühenden Blume, auf dem Nachtviölken steht. Ja, und das muss es dann sein.
Der Druck auf dem Umschlag des Heftchen ist schon etwas abgerieben vom vielen Warten im Regal und das gibt dem verschwundenen Wort noch mehr Bedeutung.
Die drei anderen Texte gehen über die kurzen Sätze der Handynutzer und die langen verschachtelten, verschwurbelten Sätze, die sie selbst benutzt. Königgrätz steht im Mittelpunkt der dritten Geschichte. Wieder so ein Wort, das laut gesprochen ganz besonders wirkt.
Eine Wohltat, diese Texte wieder zu lesen. So getan bei einer Tasse Espresso.