Mittwoch, 28.Juli

Heute haben
Beatrix Potter *1866
Malcolm Lowry * 1909
John Asbery * 1927
Remco Campert * 1929
Beat Brechbühl * 1939
Geburtstag
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Max Dauthendey
Ein großer Nußbaum

Ein großer Nußbaum stand wie eine grüne Laube,
Ein Weg ging drunter hin im Staube,
Fern lag ein Dorf, ein Fluß mit Berggeländen.
Der große Baum hielt in den grünen Blätterhänden
Landschaften gleich wie farbige Gedanken,
Die bald voll Wolken standen, bald im Licht versanken.
Und Du und ich, wir lehnten in dem Schatten
Und teilten mit dem Baum was wir im Herzen hatten.
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Unser Buchtipp:

Daniela Krien: „Der Brand
Diogenes Verlag € 22,00

Den neuen Roman von Daniela Krien habe ich gestern auf unseren Neuerscheinungstisch gestapelt. Wahrscheinlich rauschen in den nächsten Tagen in allen Zeitungen Besprechungen darüber rein. Mich hat das Buch überrascht, fasziniert und nicht mehr losgelassen.
Der Diogenes Vertreter drückte mir bei seinem Besuch ein Exemplar in die Hand, als es noch nicht erschienen war, und am selben Abend begann ich, aus reiner Neugier, zu lesen. Das, was ich aber dann entdeckte und auch zwischen den Zeilen zu lesen bekommen habe, hat mich sehr beeindruckt.
Daniela Krien versteht es mit ihrer knappen Sprache viel auszudrücken. Sie sagte in einem Interview in der NZZ, dass sie so viel rausstreicht, dass in dem Wenigen was übrigbleibt, alles noch drinsteckt. Bei ihr klappt das. Und wie.
Wieder erzählt sie über die Liebe, über Paarbeziehungen, über das Verhältnis zu den jungen, erwachsenen Kindern, über ein Leben mit einem Partner nach 30 Jahren. Das ist alles nicht einfach für Rahel, die mit ihrer Psychotherapiepraxis extrem gefordert wird. Ihr Mann Peter, hat sich zurückgezogen, bekam schwere Probleme an seiner Universität, da er mit einer Studentin angeeckt ist und sich der Zwischenfall überregional hochschaukelt hat. Ihre Tochter fordert und fordert und der Sohn steckt eine ganze Energie in seine Ausbildung als Gebirgsjäger.
So ist das Angebot von alten Freunden, deren Haus in der Uckermark für drei Wochen zu hüten, bestens geeignet, etwas Ruhe und Ordnung in die Beziehungen zu bringen.
Aber auch gerade dort entdeckt Rahel Neues aus ihrem Leben, was sie nicht vermutet hätte.
Daniele Krien versteht es meisterlich unsere Gefühlswelt, unsere Befindlichkeiten aufzuschreiben. Nebenbei, ganz beiläufig, Klima-Politisches einfließenzulassen, so wie wir es aus unserem Alltag kennen, und zu einem starken Roman zu komponieren.
Im NNZ Interview erklärt sich Vieles, was sie privat empfindet und dann im Buch auftaucht. So zum Beispiel, dass sie nach einer Äusserung von ihr in die Nähe der AfD gerückt wird, obwohl das überhaupt nicht in ihrem Sinn ist und auch der Link dort ins Leere läuft. Aber gerade diese heimlichen Tretminen in unserem Alltag sind es, die Rahel in dem Roman zu schaffen machen.
Lesen Sie das Buch, das sommerlich leicht daherkommt und im Nachklapp viel im Kopf bewegt.

Hier geht es zur Leseprobe.

2 Gedanken zu „Mittwoch, 28.Juli

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