Mittwoch, 23.Februar


Heute haben
Samuel Pepys * 1633
Wilhelm Grimm * 1786
Erich Kästner * 1899
Elisabth Langgässer * 1899
César Aira * 1949
Geburtstag
und es ist der Todestag von John Keats, der am 23.2.1821 in Rom gestorben ist.
Er liegt auf dem Nichtkatholischen Friedhof in Rom bei der Pyramide und auf seinem Grabstein stehen die weltberühmte Worte:
„Here lies One Whose Name was writ in Water“
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Winfried Hermann Bauer

Stumm
Liegt der See
Felsen frieren am Ufer
Eisschollen starren
Gen Himmel
Während die Sonne
Über den Horizont späht
Hineinhorcht
Und auf das Seufzen wartet
Im Eis
Auf mildes Wehen
Auf Bersten und Krachen
Auf tauende Kanten
Und der Welt
Erwachen
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Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022


Katerina Poladjan: „Zukunftsmusik
S.Fischer Verlag € 22,00

Ein auffälliger Buchumschlag, der zum Hingreifen anregt. (Es ist ein Motiv auf einer russischen Streichholzschachtel, wie Katerina Poladjan gestern auf einem Zoom-Abend des S.Fischer Verlages erzählte) Und das genau empfehle ich auch.
Katerina Poladjans neuer Roman erzählt nur von einem Tag in einer Kommunalwohnung im Osten der Sowjetunion. Es ist der 11.März 1985, im Radio läuft Trauermusik, da der Staats- und Parteichef Tschernenko am Vortag verstorben ist. Die Mitbewohner:innen wissen noch nicht, dass Gorbatschow der neue Vorsitzende wird und mit ihm eine neue Zeit beginnt.
Auf engem Raum wohnen die unterschiedlichsten Menschen und Familien in dieser umgebauten großbürgerlichen Wohnung. Dort, wo früher eine Familie wohnte, lebt nun in jedem Zimmer eine Familie, die sich die Küche, das Bad und die Toilette teilen.
In einem der Zimmer wohnen vier Generationen von Frauen.
Warwara, die Großmutter, ist Mitte 60 und arbeitet immer noch aushilfsweise als Hebamme in der städtischen Klinik. Maria ist 45 Jahre alt, lebt getrennt und arbeitet als Museumswärterin. Ihre 20-jährige Tochter Jalka ist seit einiger Zeit selbst Mutter. Sie arbeitet in einer Glühbirnenfabrik Fabrik im Schichtdienst. An diesem Abend möchte sie ein Küchenkonzert in der Kommunalka geben, in der Hoffnung, dadurch der Enge entfliehen zu können, da sich auch ein Musikmanager angekündigt hat. Und es gibt noch Jalkas kleine Tochter, die noch in den Kindergarten geht.
Katerina Poladjan erzählt mit viel Humor über diese Lebensgemeinschaft. Eigenwillige Mitbewohner:innen treffen sich in der Küche, in der immer etwas Unbekanntes auf dem Herd köchelt, in der ein Tisch zwei Zentimeter länger, als der andere ist und somit abgesägt werden soll. Es gibt verschlosssene Zimmer, Menschen, die nie jemand zu Gesicht bekommt.
Poladjan Sprache ist leicht, verspielt und trifft doch den Punkt genau, so dass wir uns sehr gut die Hoffnungen und die Hoffnungslosigkeit in diesem System, die Sehnsüchte und Verzweiflungen dieser Menschen vorstellen können.

Für mich eines der besten deutschsprachigen Bücher des Frühjahrs und zurecht auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 im Bereich Literatur.

Leseprobe

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