Heute haben
Albrecht Goes * 1908
Michael Hamburger * 1924
und Bruno Ganz * 1941
Geburtstag.
Heute, im Jahre 1832 ist Goethe gestorben.
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Johann Wolfgang von Goethe
Lebensregel
Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich ums Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muss dich verdrießen;
Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.
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Hanya Yanagihara: „Ein wenig Leben„
Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner
Hanser Verlag € 28,00
als E-Book € 19,99
als HörCDs € 29,00
Was soll ich denn über ein Buch schreiben, das schon überall besprochen worden ist. Keine überregionale Zeitung hat nicht darüber berichtet. Die amerikanische Autorin war auf Lesereise in Deutschland (in Stuttgart leider zeitgleich mit Paul Auster, der in Tübingen las) und im Literarischen Quartett haben sie den dicken Ziegelstein hochgehoben und gelobt. Mehr geht nicht für ein Buch einer jungen, (in Deutschland) unbekannten Autorin, die für ihr erstes Buch 18 Jahre gebraucht hat und die 960 Seiten für das jetzige Buch in 18 Monaten heruntergeschrieben hat.
Es ist ein New York Roman, obwohl wir außer den Straßennamen nichts über die Stadt mitbekommen. Keinen 11.September, keinen Börsencrash, kein Aids, keine Präsidenten, kein Krieg. Es ist beinahe, trotz der Dicke, ein Kammertheaterstück, in dem vier Freunde auftreten. Bald zeitlos, obwohl sehr aktuell und hochbrisant. Und archaisch, wenn es um Schuld, Schmerz, Freundschaft und Liebe geht.
Die Autorin läßt uns bei vielen Dinge im Nebel. Wer ist schwarz, wer ist weiß? Wer ist schwul, wer ist hetero? Geld haben sie alle, Karriere machen sie und sollten eigentlich glücklich sein, ein „big life“ führen, wie die Amerikaner dazu sagen. Aber es ist doch nur ein „Little Life“, „Ein wenig Leben“.
Im Mittelpunkt steht Jude. Um ihn kreisen seine drei Freunde und andere Bekannte. Er ist schwer traumatisiert durch Mißbrauch in der Kindheit und Jugend. Auf Grund seiner Gehbehinderung gehen seine Freunde so weit von ihm entfernt, daß seine Behinderung nicht auffällt und so nahe, damit sie ihn auffangen können, wenn er stolpert.
Jude wurde in oder an einer Mülltonne von Mönchen gefunden. Die gaben ihm seinen Namen Jude. Zu deutsch Judas. Als Nachnamen bekam er von ihnen den Namen St.Francis. Perfider geht es kaum, so dachte ich immer wieder, wenn im Roman die Namenskombination auftauchte. Dort, im Kloster, begann sein Leidensweg, der bis zu seinem Tod nicht endet wird.
Jude versucht es. Immer wieder, er scheitert und entschuldigt sich. Daran wird sich während der fast 1.000 Seiten nichts ändern. Dieses Versuchen und Scheitern hat mich stark an den Schluß des Filmes „Manchester by the Sea“ erinnert, dessen Hauptdarsteller einen Oscar für seine Rolle bekommen hat.
„Ein wenig Leben“ ist ein dickes Buch und ein großes Lesevergnügen. Wobei das Wort Vergnügen nicht immer passt. Der Roman bleibt nachhaltig im Kopf und läßt einen nicht los.
Hanya Yanagihara, 1974 geboren, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin. Sie ist Redakteurin beim Stilmagazin T der New York Times. “Ein wenig Leben” gewann den Kirkus Prize und stand auf der Shortlist des Man Booker Prize, des National Book Award und des Baileys Prize. Es ist eines der bestverkauften und meistdiskutierten literarischen Werke der vergangenen Jahre. Eine Verfilmung durch den Oscar- und Emmy-Preisträger Scott Rudin (Produzent von u. a. “The Social Network”, “No Country for Old Men”, “Frances Ha” und “Grand Budapest Hotel”) ist in Vorbereitung.
Ja ich fand auch, dass das Buch in einen nahezu zeitlosen Raum gestellt wurde. die Gesellschaft wird nicht thematisiert. Es ist ein Buch das nachwirkt, aber ich fand das plakative doch sehr schade.
Mir hängt es immer noch nach. Vielleicht ist es das dauernde Versuchen Judes, was mich so beschäftigt.
Diese Frage beschäftigte mich auch. Woher nimmt er die Kraft, dem Trieb des Verschwindenwollen entgegenzutreten.
Dieses dauernde Versuchen geht mir nicht aus dem Kopf, da es mir selbst so ähnlich geht. Wenn auch auf einer ganz anderen Ebene.