Mittwoch, 18.Juli

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Heute haben
W.M.Thackeray * 1811
Ricarda Huch * 1864
Nathalie Sarraute * 1900
Nelson Mandela * 1918
Georg Kreissler * 1922
Ludwig Harig * 1927
J.Jewtuschenko * 1933
Geburtstag.
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Friedrich Gottlieb Klopstock
Die Sommernacht

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüthe nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Todten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!
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Jetzt in einer kleineren Leinenausgabe:

Weg

Jamil Ahmad:Der Weg des Falken
Übersetzt von Ditte und Giovanni Bandini
Hoffmann & Campe Verlag € 16,00
Mit seinen inzwischen 80 Jahren ist Jamil Ahmad einer der ältesten Literatur-Debütanten seit langem. Ahmad, 1933 im Punjab geboren, diente sein Leben lang als pakistanischer Staatsbeamter in der Verwaltung der entlegenen Provinzen in Belutschistan. Diese, von der Weltgeschichte abgschnittene Gegend, ist die Grundlage seiner neun Erzählungen, die in diesem Buch vereint sind.
Irgendwie sind sie lose aneinandergereiht und doch gehören sie zusammen, was wir merken, wenn wir das Buch zu Ende gelesen haben.
Es sind die Stammesgebiete der nomadisierenden Clans in den unzugänglichen Grenzgebieten zu Afghanistan, eine Region, zu der Journalisten keinen Zugang haben und die seit langem als Synonym für Terrorismus, das Einsickern von Al-Qaida-Kämpfern und Dronen-Krieg gilt.
Es ist eine Welt, die uns mehr als fremd ist, die wir beim Lesen kaum begreifen können. Es sind die Nomadenstämme, die im Grenzgebiet von Pakistan und Afganistan „verheizt“ werden. Ihre Kamele bekommen keinen Zugang zu Wasser und verdursten zu tausenden. Eine Delegation von rebellierenden Belutschen geht auf einen Gesprächstermin mit der Regierung ein, wird sehr schnell entwaffnet und hingerichtet. Dies beschreibt Jamil Ahmad in einer so ruhige, sachlichen Sprache, dass ich diese Sätze zweimal lesen musste.
Die erste Erzählung spielt Mitte der 1960er Jahre in Belutschistan, im Grenzgebiet zwischen Iran, Afghanistan und Pakistan. Eine junge Frau, die Tochter eines Häuptlings aus dem Stamm der Siahpad, hat ihren impotenten Mann verlassen und ist mit ihrem Geliebten, einem Diener ihres Vaters, durchgebrannt. In einem entlegenen Grenz-Fort gewähren die pakistanischen Soldaten dem fast verdursteten Paar Unterkunft. Ein Sohn wird ihnen geboren. Doch nach Jahren wird die kleine Familie aufgespürt, der Mann erschiesst die Frau, da er weiss, was ihr sonst angetan wird. Er selbst wird gesteinigt. Der kleine Junge überlebt. Dieser Junge taucht immer wieder in den Erzählungen auf und ist so etwas wie ein roter Faden des Buches. Über diese Gewalttaten lesen wir nichts in den Medien.
„Kein Zeitungsredakteur riskierte, sich ihretwegen eine Strafe einzuhandeln. In aller Regel suchten pakistanische Journalisten ihr Gewissen dadurch zu beschwichtigen, dass sie über das Unrecht schrieben, das den Menschen in Südafrika, in Indonesien, in Palästina und auf den Philippinen widerfuhr – aber nicht ihrem eigenen Volk. Kein Politiker riskierte es, verhaftet zu werden: Sie redeten zwar weiter über Menschenwürde und die Ausbeutung der Armen, aber das Unrecht, das gleich vor ihrer Haustür geschah, prangerten sie nicht an.„
Es ist jedoch nicht nur die Gewalt der Regierung an den Nomaden. Die Stämme unter sich sind sich auch feindlich gesinnt und Blutrache gehört zum Alltag dazu.
Jamil Ahmad hat ein bewegendes Buch geschrieben, das sich hinter dem bekannten Roman: „Drachenläufer“ nicht zu verstecken braucht.
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Hartmut Bögel radelt durch Russland.
https://hardy-radelt-2018.tumblr.com/