Adventskalenderblatt von Christel Müller und Ursula Selbmann
Heute haben
Samuel Butler * 1835
R.M.Rilke * 1875
Friedo Lampe * 1899
Ursula Krechel * 1947
Geburtstag
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Rainer Maria Rilke
Advent
Weißt du, ich will mich schleichen
leise aus lautem Kreis,
wenn ich erst die bleichen
Sterne über den Eichen
blühen weiß.
Wege will ich erkiesen,
die selten wer betritt
in blassen Abendwiesen?
und keinen Traum, als diesen:
Du gehst mit.
(1898)
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Letzten Samstag kam auf 3sat die Erstausstrahlung von Henrik Ibsens: „Ein Volksfeind“ in der Inszenierung von Thomas Ostermeier, der damit seinen Reigen mit Ibsen-Stücken erweitert hat. Seine „Hedda Gabler“ zählt für mich zum Besten, was ich auf der Bühne gesehen habe. Obwohl schon vor etlichen Jahren zum ersten Mal auf die Bühne gebracht, tourt er damit immer noch in der Orginalbesetzung um die Welt. Nun also der „Volksfeind“, den Ostermeier in eine heile Mittelstands-Welt von heute versetzt.
Eva und Thomas Stockmann sind eine junge Familie mit Kleinkind, wie wir sie zur Genüge kennen. Leicht gestresst durch die Arbeit und den Alltag, mit einem kleinen Freundeskreis, der sich zum Musikmachen trifft. Thomas ist Arzt im Thermalbad der kleinen Stadt. Dieses Bad ist der ganze Stolz der Gemeinde. Mit ihm soll wieder Geld in die leeren Stadtkassen gespült werden. Peter, der Bruder von Thomas ist im Stadtrat und genau das Gegenteil von ihm. Ein Realpolitker, wie er im Buche steht. Allglatt und über Leichen gehend. Wenn diese beiden sich gegenüberstehen, prallen Welten aufeinander. Als Thoms entdeckt, dass das Wasser des Bades verseucht ist, möchte er damit an die Öffentlichkeit gehen. Von seinen Freunden erhält er volle Untersetzung und auch die Lokalpresse gibt grünes Licht. Denn nicht nur das Wasser stinkt, sondern auch die Köpfe der örtlichen Politiker.
Doch wie es halt so geht in der Realpolitik, im wirklichen Leben: Die Dinge werden verdreht, die Freunde wechseln die Fronten und Thomas Stockman und seine Frau Eva stehen plötzlich im Abseits.
Aus dem lockeren Liedchen, das die Freunde mehrfach zu Beginn des Stückes spielen wird „The Guns of Brixton“ von The Clash (in einer weichgespülten Version).
Auf dem Höhepunkt des Theaterstücks, als Thomas keine Chance mehr sieht, seine belegten Thesen und Forderungen durchzusetzen, bekommt er die Möglichkeit einer öffentliche Rede. Zuvor mischt sich sein Bruder Peter ein und heizt nochmals kurz das Publikum gegen die verwerflichen Thesen seines Bruders auf. Thomas, sichtlich verwirrt hält trotzdem seine Rede und räumt mit allen Klischees auf. Jeder bekommt sein Fett ab. Die Mitläufer, die Gutmenschen, die Überläufer, die Politiker und diejenigen, die ihnen zujubeln. Währenddessen ist das Licht im Saal an und es kommt zu einer realen Diskussion im Publikum, in der die Schauspieler so argumentieren, wie wir es von Politker kennen. Auf jeden seriöse Frage gibt es eine aalglatte Antwort.
Thmas Ostermeier schafft es mit diesem Bruch, die Aktualität des Stückes noch zu verstärken. Es ist schon fast grausam, wie echt das alles plötzlich wird und wie die Zuschauer mit Agression gegen die Schauspieler losgehen.
Das Stück hat jedoch noch eine weitere Wendung auf Lager. Lassen Sie sich überraschen.
Auf der Mediathek von 3sat können Sie das Stück noch anschauen.
DieToten Hosen und Gentleman spielen das alte Lied live.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=CDqLXtuuYUo]
The Clash
The Guns of Brixton
When they kick out your front door
How you gonna come?
With your hands on your head
Or on the trigger of your gun
When the law break in
How you gonna go?
Shot down on the pavement
Or waiting in death row
You can crush us
You can bruise us
But you’ll have to answer to
Oh, Guns of Brixton
…