Mittwoch, 17.Januar

Heute haben
Anne Bronte * 1820
Emmy Ball-Hemmings * 1885
Einar Schleef * 1944
Geburtstag
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Hugo Ball

Ein Doppeldecker steigt aus jeder Flasche
Und stößt sich heulend seinen Kopf kaputt.
Der Übermensch verzehrt die Paprikagoulasche,
Zerbröselnd Semmeln, rülpsend in den Kälberschutt.

Den Gästen hängt der Kiefer bis zur Treppe,
Dort hinterlist’ge Fallen tätlich legend.
Aus dem Aburte schlitzt Lolô die Tangoschneppe,
Verpestend mit dem Lockendampf die Absinthgegend.

Denn siehe, ich bin bei euch alle Tage
Und meine schmettergelbe Lusttrompete packt euch an.
Der umgekippten Erektionen Frühlingsklage
Buhlt veilchenblau im Bidet mit dem Schwan(n).
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Sarah Wiltschek empfiehlt:

Sven Regener:Wiener Straße
Galiani Verlag € 22,00

Herr Lehmann ist wieder da! Und mit ihm Karl Schmidt und Konsorten. Im Sommer waren sie als Technokombo in „Magical Mystery“ im Kino zu sehen, in „Wiener Straße“ stolpern sie durch das Kreuzberg der 80 Jahre.
In Sven Regeners Eingangsszene spazieren wir mit H.R. Ledigt und seiner neu erstandenen Kettensäge unter dem Arm die Hasenheide und den Kottbusserdamm entlang, bis zum Café „Einfall“ in der Wiener Straße. Hier spielt sich alles Lebenswichtige ab. Treffpunkt der Protagonisten, Arbeitsplatz für Herrn Lehmann und Möchtegernarbeitsplatz für alle anderen Lebenskünstler rund um den Besitzer Erwin Kächele, der gleichzeitig noch seine Nichte Chrissie durchfüttern muss. Die will aus der ollen Kneipe sowieso ein attraktives Kuchencafé mit ganztägigen Öffnungszeiten machen. Und kommt dabei zuallererst H.R. Ledigt und Karl Schmidt in die Quere, die sich die Kuchenvitrine als „Neue neue Nationalgalerie“ für ihre Exponate geteilt hatten. Als Chrissies verbrannter Kuchen von H.R. Ledigt zum Kunstobjekt erklärt und von Chrissie unabgesprochen zu 2 Mark das Stück verkauft wird (von der japanischen Reisegruppe zügig verspeist), kann nur Erwin Kächele die Situation entschärfen.
Nebenan wollen die Jungs von der ArschArt Galerie einen eigenen Laden aufmachen und H.R. Ledigt steht unter Verdacht Straßenbäume für sein Kunstobjekt gefällt und entwendet zu haben. Die neue Kettensäge ist da nicht gerade ein entlastendes Indiz. Aber Erwin Kächele hilft auch hier aus der Patsche.
Kreuzberger Originale, der Blick von schräg unten auf eine sich selbst zersetzende Kunstszene, deutsche Künstlern, die sich aus Imagegründen unter Österreichischer Identität verstecken, Kacki, der eigentlich Karsten heißt und Erwin Kächeles Schwester, die am Ende den Laden mit schwäbischem Apfelkuchen rettet.
Ein großer Lesespaß!

Leseprobe

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