Heute haben
Conrad Ferdinand Meyer * 1825
Gertrud von Le Fort * 1876
Francois Mauriac * 1885 (Nobelpreis 1952)
Boris Pilnjak * 1876
Anne Enright * 1962
Geburtstag.
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Conrad Ferdinand Meyer
Fülle
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte,
Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zu Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saftge Pfirsche winkt dem durstgen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
„Genug ist nicht genug!“ um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
Schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
Das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
Genug kann nie und nimmermehr genügen!
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Antonio Manzini: „Spitzentitel„
Aus dem Italienischen von Antje Peter
Wagenbach Verlag €15
„Er schaut auf den Monitor seines Computers und schreibt ENDE auf das weiße Blatt. Es ist 23:30 Uhr an einem Oktoberabend, als der berühmte Schriftsteller Giorgio Volpe seinen neuen Roman abschließt. Am folgenden Morgen ruft er gutgelaunt im Verlag an, um die frohe Botschaft zu verkünden.“
Dort aber ist nichts mehr wie zuvor: Der Verlag wurde von einem Großkonzern geschluckt, nun haben windige Investoren das Sagen. Statt der vertrauten Stimme seiner Lektorin hört Volpe einen Anrufbeantworter in sieben Sprachen, und wenig später stehen zwei dubiose Typen vor der Tür, die sein Buch publikumstauglich umschreiben wollen. Doch damit fängt das Unheil erst an …
Was zuerst wie ein Alptraum, ein Wachtraum aussieht, entwickelt sich zur Realität. Große, wichtige, dicke Romane sind nicht mehr gefragt. Aber nicht nur daß gestrichen und gekürzt wird – weg mit den langatmigen Szenen – auch politisch korrekt sollte es sein. Keine zu schlechten Botschaften in dieser schlimmen Zeit dürfen in den Bücher stecken. So wird aus „Krieg und Frieden“ einfach nur „Frieden“. Das nur als kleines Beispiel. Romane werden auf ein Happy End hin umgeschrieben und SchriftstellerInnen geknebelt, zu einer bestimmten Zeit ein genaue Anzahl von Seiten abgeliefert zu haben. Und zwar nach den vorgebenen neuen Regeln.
Antonio Manzini ist hier eine messerscharfe und urkomische Persiflage gelungen, die nicht nur auf die Welt der Bücher zutrifft.
Lustig ist zusätzlich, daß im neuen Roman von Marc-Uwe Kling (der mit dem Känguru) genau das gleiche Thema aufgegriffen wird. Auch in „Qualityland“ wird alles glattgebügelt und gemainstreamt (schreibt sich das so?).
Beides sehr lustig und gleichzeitig bleibt mir das Lachen im Hals stecken.