Mittwoch

Was machen wir bloß mit dem Wetter?
Oder besser, wie kommen wir gut durch das Wetter?
Nicht, dass es micht nerven würde, aber wir sehnen uns doch alle nach etwas mehr Wärme und Sonne. Ich will dann aber kein Gejammer hören, wenn der Wechsel dann wieder so plötzlich kommt.
Um der Stimmung etwas entegegenzuwirken, habe ich die Hintergrundsfarbe des Blogs etwas heller eingestellt und werde das die nächsten Tage so weiter machen.
Vielleicht hilft’s ja.

Heute hat Heinrich Mann Geburtstag (* 1871)
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Ein weiterer Text aus Bernd Schmitts Buch: „Lückentexte“.
Mit einer Illustration von Dorothea Grathwohl

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Der Bahnhofsvorstand

„In die Schranken weisen“ ist wohl die korrekte und zutiefst passende Bezeichnung der Tätigkeit des Vorstehers des Bahnhofes in Jungingen.
Abgeschottet hinter Glas bediente er ein Respekt einflößendes schwarzes Maschinenungetüm, das in der Lage war, jedem Fahrgast eine passende Fahrkarte zu drucken, die der Vorsteher ihm dann wie einen Erlaubnisschein den Ort für die und die Zeit zu verlassen, über eine kleine Drehscheibe zukommen ließ, im starren Blick die unausgesprochenen Mahnung, die Zeit für die Rückkunft nicht zu versäumen.
Waren alle Reisewilligen versorgt, entließ er wie ein absolutistischer Fürst die Wartenden aus seiner mehr als unwirtlichen Schalterhalle zwischen die Absperrgitter, wo sie, ohne dass es eines Befehls oder auch nur eines Hinweises seitens des Eisenbahners bedurft hätte, reglos harrten, bis der Herr der Gleise dieselben zum Besteigen des einfahrenden Zuges, den er, wie es schien, soeben allein Kraft seiner Autorität zum Stehen gebracht hatte, freigab.
Sein schönster Moment aber kam fraglos, wenn der Bahnsteig von allem Menschlichen leer und ganz Maschine geworden war, wenn der Vorsteher mit der Trillerpfeife im Mund wartete, drei, vier, fünf Sekunden wartete, Auge in Auge mit der vorwärts drängenden Maschine, die zischte und bebte, knackte und vibrierte vor Kraft und kaum zu bändigender Lust, die aber ohne des Vorstehers erlösenden Pfiff nicht los durfte.
Doch als überfiele ihn plötzlich die Angst, dass er alles verlieren könnte, kostete er diesen Moment bis zur Neige aus, riss er sich aus der Anschauung los, sein ohnehin gespannter Körper, spannte sich noch etwas mehr und er entließ die in seinen Lungen aufgestaute Luft mit einem kurzen Stoß des Zwerchfells in seine Dienstpfeife, welche mit einem spitzen, scharfen Pfiff das Signal zur Abfahrt gab.
Der Vorsteher aber verschwand, ohne den davonfahrenden Zug auch nur eines Blickes noch zu würdigen, im Bahnhofsgebäude.
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Annette Roeder (hg.):Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft!
Kunst, Gedichte und mehr… zum Träumen für Kinder und Erwachsene
Prestel Verlag € 19,99
Ab 5 Jahren

Nach dem ersten Buch in dieser Art: „Mal deine Wünsche in den Himmel“, herausgegeben von Christine Knödler, geht es jetzt um die Nacht von der blauen Stunde bis zum Morgengrauen.
In Kunst und Literatur ist die Nacht ein Sujet, das Maler und Poeten seit jeher fasziniert. Den Stunden ohne Licht, in denen Fantasie und Träume erwachen, haben sie Farben und Worte verliehen. Geschichten und Gedichte von Paul Maar, Mascha Kaléko, Heinz Janisch u. v. a. treten in diesem einzigartigen Hausbuch für die ganze Familie in einen Dialog mit Werken großer Künstler wie Georgia O’Keeffe, Caspar David Friedrich oder Max Ernst.
Von Brentano gibt es „Hörst du, wie die Brunnen rauschen“, von Mascha Kaléko: „Der Mann im Mond“. Dazu ein Bild mit Lampions von Henri Le Sidaner: „Das Tischlein in der Gartenlaube“. Von Fredreik Vahle bekommen wir das „Schlaflied für Anne“, genauso wie Hugo Balls: „Karawane“.

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(Bildrechte: Prestel Verlag, München)

Die Texte fügen sich nahtlos in die Bilder ein, ergänzen und bereichern sie. Das Layout des Buches macht es insgesamt zu einem Kunstwerk für die ganze Familie und eigentlich auch für Schulen und Kindergärten. Mit beiden Büchern haben wir somit einen kompletten Tag vor uns liegen und zwei Hausbücher der ganz besonderen Art.

Schauen Sie unbedingt in das Buch.
Sie werden erstaunt sein, wie fein und schön es gestaltet ist.

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