Freitag

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Heute haben
Federico Garcia Llorca * 1898
Otto F.Walter * 1928
Ermanno Cavazzoni * 1947
Ken Follett * 1949
Thomas Kling * 1957
Geburtstag

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Und schon sind wir  fast mitten in einem neuen Monat und ich habe noch gar nicht das passende Reclam-Monats-Gedicht-Bändchen vorgestellt. Das werde ich heute nachholen.

juni

„Juni“
Gedichte
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

Die Herausgeberinnen verweisen in ihrem Vorwort zuerst darauf hin, dass zu Beginn dieses Monates die Schafskälte kommt, also nochmals ein Kälteeinbruch und es mit dem Frühling und Frühsommer noch nicht weit her ist. Die Vorfreude wird durch diese Kälte eingetrübt. Die Natur explodiert, das Grün präsentiert sich in allen Variationen und Bäume und Sträucher scheinen um ein Vielfaches gewachsenen zu sein. Die Blumen stehen in voller Pracht, es gibt die ersten lauen Sommerabende, die männlichen Glühwürmchen sind auf Tour, die auch Johanniwürmchen genannt werden. So sind wir auch schon beim Johannitag, dem Tag, an dem die Tage wieder kürzer werden. In die Vorfreude auf die beiden klassichen Sommermonate Juli und August mischt sich schon der Gedanke an den ewigen Kreislauf der Jahreszeiten.

Im bunten Wiesenstück
Blütenduft und erste Früchte
Düstere Junitage
Der Juni ist da
Besondere Tage
benenen die Herausgeberinnen ihre Kapitel und zeigen mit diesen Überschriften, wo es lang geht.

Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt, –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.


Wilhelm Busch
Zum Geburtstag

Der Juni kam. Lind weht die Luft.
Geschoren ist der Rasen.
Ein wonnevoller Rosenduft
Dringt tief in alle Nasen.

Manch angenehmes Vögelein
Sitzt flötend auf den Bäumen,
Indes die Jungen, zart und klein,
Im warmen Neste träumen.

Flugs kommt denn auch dahergerennt,
Schon früh im Morgentaue,
Mit seinem alten Instrument
Der Musikant, der graue.

Im Juni, wie er das gewohnt,
Besucht er einen Garten,
Um der Signora, die da thront,
Mit Tönen aufzuwarten.

Er räuspert sich, er macht sich lang,
Er singt und streicht die Fiedel,
Er singt, was er schon öfter sang;
Du kennst das alte Liedel.

Und wenn du gut geschlafen hast
Und lächelst hold hernieder,
Dann kommt der Kerl, ich fürchte fast,
Zum nächsten Juni wieder.

Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duften nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach

Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen.

Das Denken träumt
Gelächter reimt die Straßen
zum Tanz des Blutes
schläfenaufundab
die Adern blinzeln Frühling durch die Knochen
und schlürfen tief den schweren Himmel ein
Wind spielt der Augen froh geschwellte Segel
der Stirne Knoten löst vom Tode sich
weiß über Wiesen schnattern Dörfer hin
die Städte fauchen
und zankend zerrn die Pulse ihre Zügel
nur deine Seele spielt im Sternjasmin
Lieb-Brüderchen Maßloslieb-Schwesterlein

Rosen nicken aus den Junistunden
trällern Sommerblau den Matten hin
mild aus tiefstem Herzen grünt die Heimat
ihre Lippen murmeln wälderschwer
überwelthin schwingt die Sterne Zeit
Kinderwangliebkinderwanggereiht
Krieg brüllt auf
die wilden Blumen schrein
Sonne leckt Gestöhn aus allen Poren
Frieden holt den tiefen Atem ein
und der Nächte durchgewühlte Locken

schmeicheln um der Seele zitternd Knie
Angst zerreißt der Sterne Himmelglanz
und der Abend drückt die Augen blind
einsam geigt
tief hinter Blut geduckt
ewger Kindheit wildumsehntes Glück
und der Sehnsucht über die Welt
hängende Herzen
schlagen

Joachim Ringelnatz
Müder Juniabend

Blühende Kastanienzweige
Strecken ihre Tatzen vor.
Wenn ich jetzt das rechte Ohr,
Weil es taub ist, rückwärts neige,
Höre ich einen Spatzenchor.

Weil mich dessen Plärr so kalt
Läßt, und angeregt von Tatzen,
Suche ich jetzt mit Gewalt
Einen Pickel aufzukratzen,
Der im Grund zwar noch nicht reif ist,
Doch mich hinten an der Scharte,
Wo beim Affen noch der Schweif ist,
Schikaniert. Da plötzlich zischt
Schnupfen in die Speisekarte.

Rasches Taschentuch verwischt
Rotz und Preise der Gemüse
Und Salate. Und ich grüße
Eine Dame, die vorbeigeht
Und mich kennt, mir auch gefällt.
Wobei leise was entzweigeht,
Was den Hosenträger hält.

Klabund
Die Wirtschafterin

Drei Wochen hinter Pfingsten,
Da traf ich einen Mann,
Der nahm mich ohne den geringsten
Einwand als Wirtschafterin an.

Ich hab‘ ihm die Suppe versalzen
Und auch die Sommerzeit,
Er nannte mich süße Puppe
Und strich mir ums Unterkleid.

Ich hab‘ ihm silberne Löffel gestohlen
Und auch Bargeld nebenbei.
Ich heizte ihm statt mit Kohlen
Mit leeren Versprechungen ein.

Ich habe ihn angesch…
So kurz wie lang, so hoch wie breit.
Er hat mich hinausgeschmissen;
Es war eine wundervolle Zeit…

Der Verlag stellt jetzt auch eine Leseprobe zu Verfügunung, auf der Sie noch weitere Gedichte nachlesen können.
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Am vergangenen Dienstag zeigten Hanna Münch und Heike Sauer einen kleinen Ausschnitt ihres neuen Programmes „Schöne Aussicht“.

Das komplette Programm können Sie u.a. am Sonntag, den 14.Juni ab 19:30 im „Café Schneiderei“ (auf dem Roxy-Gelände) sehen.

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