Heute haben
Herman Melville * 1819
Ernst Jandl * 1925
Bernward Vesper * 1938
Geburtstag
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Heute haben wir wieder eines dieser Bücher, die wir uns als Erwachsene sicherlich mehrfach anschauen, das wir aber auch mit Kindern durchblättern können und da es ganz wenig Text hat, ist es ideal zum Geschichten erfinden und Dinge entdecken.
Der rote Pfeil ist von mir hineingefügt und ist auf dem Buchumschlag nicht zu finden.
Øyvind Torseter: „Das Loch“
64 Seiten, ab 4 Jahren
Gerstenberg Verlag € 19,95
Die Wohnung ist noch leer und ein junger Mann mit Kapuzenjacke stellt seine Umzugskartons in die Küche. Müde und schlapp haut er sich dann ein Ei in die Pfanne. Beim Essen entdeckt er ein Loch in der Wand neben der Tür. Wir haben es natürlich schon längst entdeckt, aber er ist mehr als erstaunt und fragt sich: „Was ist das denn?“ Woher nur kommt das Loch, das er Held in seiner neuen Wohnung mit den Händen abfühlt? Und seltsamer noch – das Loch scheint seinen Platz zu wechseln, findet sich mal auf dem Boden, mal im Kleidersack, mal mitten in der Wand … ja, es scheint geradezu Versteck zu spielen!
Es gelingt unserem jungen Mann jedoch das Loch einzufangen und zur Untersuchung in ein Labor zu schicken. Doch es gibt Dinge im Leben, die lassen sich nicht erklären … Auf der Heimfahrt mit dem Taxi hängt das Loch als Mond am dunklen Himmel und verfolgt ihn bis zur Wohnungstür und noch auf dem Balkon hängt es dort oben und wird von niemanden beachtet. Als er dann müde ins Bett geht, seine Tasse auf die Spüle stellt und seinen Schlafsack auspackt, ist dasLoch wieder da, wo es schon zu Beginn der Geschichte war. Links neben der Tür.
Alles nur erfunden, meinen Sie? das Loch gibt es gar nicht, oder?
Deshalb habe ich den roten Pfeil dem Titelbild hinzugefügt. Es wurde tatsächlich durch die Mitte des Buches ein Loch gebohrt. Ich will ja gar nicht fragen, wer diese vielen Löcher der Buchauflage bohren musste. Und rund um dieses feste Loch hat Øyvind Torseter seine Geschichte entwickelt.
Was ist es nun: Ein Bilderbuch, ein Geschichten- ein Vorlesebuch, oder stelle ich es in die Philosophieecke? Ach egal, es ist eine pfiffige Idee die zu neuen Gedanken anregt. Nicht alles ist so, wie es sein sollte und manchmal gibt es auch keine Erklärung dafür. Zumindest für ein kleines Hirn, wie meines.
Viel Vergnügen damit.
Øyvind Torseter, geb. 1972 in Hamar, lebt in Oslo. Er hat am Kent Institute of Art and Design und an der Osloer School of Graphic Designs studiert. Für sein umfangreiches künstlerisches Werk ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Bologna Ragazzi Award 2008.
Auf dem Filmchen wird einmal durch das Buch geblättert:
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=Gv6KSEPerI4]
Das schickte mir gerade Werner Färber als Antwort auf das Löcher-Buch:
EIN LOCH
So inhaltslos und völlig leer,
fiel einem Loch das Leben schwer.
„Es ist in mir rein gar nichts drin,
ich finde keinen Lebenssinn.”
Es suchte seinen dunklen Schlund
nach etwas ab bis auf den Grund.
Alles was es drinnen fand,
war des Loches eigner Rand.
Es setzte sich ganz unten nieder
die Dunkelheit war ihm zuwider.
So saß es in sich selbst versunken
und hatte einen Geistesfunken.
„Voller Nichts kann man nicht sein,
ich lass die Sonne in mich rein.
Luft und Licht und Sonnenstrahlen,
ich beende meine Qualen!”
Nun war’s erfüllt mit hellem Licht.
War’s jetzt noch Loch? Oder war’s nicht?
Ich sag’, es blieb ein Nichts mit Rand
und so uns Menschen eng verwandt.
© Werner Färber
EIN LOCH
So inhaltslos und völlig leer,
fiel einem Loch das Leben schwer.
„Es ist in mir rein gar nichts drin,
ich finde keinen Lebenssinn.“
Es suchte seinen dunklen Schlund
nach etwas ab bis auf den Grund.
Alles was es drinnen fand,
war des Loches eigner Rand.
Es setzte sich ganz unten nieder
die Dunkelheit war ihm zuwider.
So saß es in sich selbst versunken
und hatte einen Geistesfunken.
„Voller Nichts kann man nicht sein,
ich lass die Sonne in mich rein.
Luft und Licht und Sonnenstrahlen,
ich beende meine Qualen!“
Nun war’s erfüllt mit hellem Licht.
War’s jetzt noch Loch? Oder war’s nicht?
Ich sag‘, es blieb ein Nichts mit Rand
und so uns Menschen eng verwandt.
© Werner Färber