Freitag

CIMG0939
_____________________

Heute haben
Christian Fürchtegott Gellert * 1715
Nathaniel Hawthorne * 1804
Christine Lavant * 1915
Neil Simon * 1927
Dean Meyer * 1958
_____________________

Christian Fürchtegott Gellert
Der Kuckuck

Der Kuckuck sprach mit einem Star,
der aus der Stadt entflohen war.
„Was spricht man“, fing er an zu schrein,
„was spricht man in der Stadt von unsern Melodein?
Was spricht man von der Nachtigall?“
„Die ganze Stadt lobt ihre Lieder.“ –
„Und von der Lerche?“ rief er wieder.
„Die halbe Stadt lobt ihrer Stimme Schall.“
„Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
„Auch diese lobt man hier und dort.“ –
„Ich muß dich doch noch etwas fragen:
Was“, rief er, „spricht man denn von mir,“
„Das“, sprach der Star, „das weiß ich nichtzu sagen;
denn keine Seele red’t von dir.“ –
„So will ich“, fuhr er fort, „mich an dem Undankrächen
und ewig von mir selber sprechen.“

Der gütige Besuch

Ein offner Kopf, ein muntrer Geist,
Kurz, einer von den feinen Leuten,
Die ihr Beruf zu Neuigkeiten
Nie denken, ewig reden heißt;
Die mit Gewalt es haben wollen,
Daß Kluge närrisch werden sollen;
Ein solcher Schwätzer trat herein,
Dem Dichter den Besuch zu geben.
»O!« rief er, »welch ein traurig Leben!
Wie? schlafen Sie denn nicht bei ihren Büchern ein?
So sind Sie denn so ganz allein,
Und müssen gar vor Langerweile lesen?
Ich dacht es wohl, drum kam ich so geschwind.«

»Ich bin«, sprach der Poet, »noch nie allein gewesen
Als seit der Zeit, da sie zugegen sind.«
______________________

oTTO

Linde Otto: „Gertrud Laupheimer“
Leben und Überleben im Kleinen Lautertal
Edition Haus unterm Regenbogen, Heft 6
80 Seiten, € 9,80
Klemm & Oelschläger Verlag

Dieses Büchle ist natürlich für mich etwas ganz Besonderes.
Seit dreißig Jahren wohnen wir auf der Schwäbischen Alb in einem kleinen Dorf und wenn ich morgens auf dem Rad zur Arbeit fahre, rolle ich meistens die Steige zum Lautertal hinunter, durch Lautern, an der Kirche vorbei Richtung Ulm.
Und genau diese Kirche, dieses Lautern steht im Mittelpunkt der Aufzeichnung.
Linde Otto, 1934 geboren, lebt fast ihr ganzes Leben in Lautern im Haus neben der Kirche. Ihre früh gestorbene Mutter war Getrud Laupheimer und Linde Otto ein uneheliches Kind aus der Verbindung mit Adolf Otto, der der Mitbegründer der „Deutschen Gartenstadtgesellschaft“ war, mit der libertär-sozialistischen Kolonie „Neue Gemeinschaft“ verbunden, zu der auch die Anarchisten Gustav Landauer, Erich Mühsam, der Philosoph Martin Buber und die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler gehörten.
Linde Otto schreibt, oder besser erzählt, die Geschichte ihrer Familie vor, während und nach dem Krieg und zeigt damit, dass es die einzelnen Familienmitglieder um die ganze Welt verstreut hat. Ihre Mutter war die erste Abiturienten in Ulm, sie selbst machte zwar kein Abi, hat jedoch später alles nachgeholt und längere Zeit in Ägypten gearbeitet.
Menschen, Natur, Architektur, Musik und Literatur durchzieht diesen Text und die einzelnen Biografien, bis hin zu Sophie de la Roche, die zur Familie der Grossmutter mütterlicherseits gehört hat.
Linde Otto lässt die Geschichte einer Familie, einer außergewöhnlichen Frau und eines kleinen Dorfes mit pädagogischen Experimenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor unseren Augen Revue passieren. Die Geschichte vom Leben und Überleben im Kleinen Lautertal ist im besten Sinne „Oral History“, die von Gudrun Flock aufgearbeitet wurde, einer bewegten Zeit deutscher Geschichte.
______________________

Hartmut Bögel hat es mal wieder geschafft und taucht zweimal in den gestrigen Tagesthemen auf.
„Hardy radelt und wie“
Weiter so und alles Gute.
tagesthemen
ab Minute 24

Ein Gedanke zu „Freitag

  1. Toll! Das interessiert mich – nicht nur, wegen der Verbindung zu Mühsam und Landauer (Hedwig,die Frau Landauers kam übrigens aus Krumbach – hatte ich schon mal bei mir auf dem Blog)sondern auch wegen eigener verwandtschaftlicher Beziehungen zum Lautertal. Kann ich zwei Hefte bei Dir bestellen – Rechnung inkl, Porto an mich? Oder soll ich direkt beim Verlag? Liebe Grüße, Birgit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert