Freitag

Heute ist Hermann Hesses Todestag (+ 1962)
________________________

Hermann Hesse
Bücher

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

Dort ist alles was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
Denn das Licht, danach du frugst,
In dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
In den Büchereien,
Leuchtet jetzt aus jedem Blatt –
Denn nun ist sie dein.
_________________________

Letzte Woche habe ich endlich diesen Film angeschaut und war sehr beeindruckt, nachdem die Romanvorlage schon enorm gut ist.

KevinBuchKevinDVD

Lionel Shriver: „Wir müssen über Kevin reden
Ullstein TB  € 9,99

We need to talk about Kevin
Großbritannien 2011
Regie: Lynne Ramsay
Buch: Lynne Ramsay, Rory Kinnear
Darsteller: Tilda Swinton, Ezra Miller, John C. Reilly, Rocky Duer, Jasper Newell
Länge: 110 Minuten
DVD € 14,99

Eva und Franklin sind glücklich verheiratet und erfolgreich im Beruf. Sie leben im Trubel von Manhattan. Was noch zu fehlen scheint, ist ein Kind. Als Eva schwanger wird, zieht es Franklin immer mehr auf’s Land und kauft dort ein riesiges Haus, das zwar mit dem Teuersten eingerichtet ist, aber eine enorme Kälte ausstrahlt. Kevin kommt zur Welt und seine Mutter Eva kann/will keine positive Beziehung zu ihm aufnehmen. Diese Kälte zwischen den beiden wird im Laufe der Jahre nicht besser. Wenn Franklin daheim ist, gibt sich Kevin ganz anders; er ist lustig, glücklich. Über das, was Kevin seiner Mutter tagsüber angetan hat, lächelt Franklin nur und tut es als Bubenstreiche ab. Eva wird immer agressiver, beurotischer und ist ein Nervenbündel. Auch als sieben Jahre später eine Tochter auf die Welt kommt (das wahre Gegenteil von Kevin), ändert sich nichts an dem Verhältnis von Mutter und Sohn. Auch die Beziehung der Eltern leidet immer mehr und eine Trennung steht im Raum. Mittlerweile ist Kevin 15 und zieht mit seinem Bogen und einem Köcher voller Pfeile in die Schule. Dort kommt es dann zu einem Massaker.
Das in Kurzform,was Lionel Shriver in ihrem Buch aufgeschrieben hat. Der Roman ist in Briefform gehalten, eine sehr persönliche Art der Kommunikation. Wie in einer Art Tagebuch notiert sie genau das, wie sie als Mutter das alles erlebt hat und wie es zu dieser großen Tragödie kommen konnte. Es war ja Geld vorhanden, Kevin bekam die beste Schulausbildung. Shriver will uns keine Anklage über die schlechten Eltern präsentieren, sondern lässt Eva zu Wort kommen und zwar nur sie.
Der Film arbeitet viel mit den Mitteln des Horrorfilm. Rot ist die prägende Farbe. Beginnend mit einer Tomatenschlacht und einer Unmenge von Menschen, die sich mit dieser Masse bewerfen und in der Tomatenmatsche liegen. Wir sehen Evas roten Hände und den Wasserhahn, wie sie versucht, sich die Farbe (Blut?) herunterzuwaschen. Immer wieder ist es diese knallige Farbe, die uns ins Auge springt. Dies konkuriert mit dem Wehen eines weißen Vorhanges und dem museumshaften Interieur ihres großen Hauses. Der Film springt in den Zeiten. Nicht kronologisch, wie das Buch, sind wir mal ganz zu Beginn der Partnerschaft von Eva und Franklin, dann sehen wir sie in einem alten, kleinen Holzhaus in der Vorstadt. Sie sieht schlecht aus und versucht sich einen Job zu angeln. Warum ist dieses Haus mit roter Farbe beschmiert? Warum sieht Eva so schlecht aus? Wo sie doch in der nächsten Szene wieder die schicke Mutter ist, die vezweifelt versucht mit ihrem Sohn zu spielen, zu kommunizieren. Die Sprünge gehen zwei Schritte vor und einen zurück. Wir merken, dass dies Ganze in einer Katastrophe enden wird, aber die Regisseurin Lynne Ramsay spannte mich ordentlich auf die Folter. Wir sehen Eva mit dem kleinen Kevin in ihrem teuren Auto und in der nächsten Sequenz, wie sie ihn im Gefängnis besucht. Auch dort herrscht beängstigte Sprachlosigkeit zwischen den beiden. Auch als, gegen Ende des Films, Kevin ein Paket mit lauter Fahrradschlösser erhält, weiß ich immer noch nicht, wofür das gut sein soll. Sein Vater lobt ihn für sein wirtschaftliches Denken, da Kevin meint, er hätte sie günstig bei ebay gekauft und könnte sie mit viel Gewinn in der Schule verkaufen.
Auch hier ist es keine Anklage. Der Film zeigt uns in seiner mosaikartigen Weise, wie die Tragödie seinen Lauf nimmt. Sehr bewegend und unheimlich gut gespielt von Tilda Swinton.

Leseprobe aus dem Roman

Trailer zum Film

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert