Adventskalenderblatt von Christel Müller und Ursula Selbmann
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Heute haben Sophie von La Roche * 1731
Jospeh Conrad * 1857
und Peter Handke * 1942
Geburtstag.
Und Nelson Mandela ist gestorben.
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David Sedaris: „Sprechen wir über Eulen – und Diabetes„
Deutsch von Georg Deggerich
Blessing Verlag € 19,99
als eBook € 15,99
„Let’s Explore Diabetes With Owls“ € 11,99
In seinem neuesten Band mit absurden Alltagsgeschichten entführt uns Sedaris unter anderem in den australischen Busch, wo allerlei Getier verborgene Ängste und längst verdrängte Erfahrungen in ihm aufleben lässt; er erzählt von einer durchzechten Nacht mit wildfremden Alkoholikern im Zug von Chicago nach New York, weiht uns ein in die Geheimnisse der französischen Kieferchirurgie und in die Abgründe des britischen Handwerkertums, verrät uns und seinem präpotenten Patenkind, wie Tagebuchschreiben funktioniert und wozu es gut ist, und lehrt uns, Eulen zu verstehen. Wobei ich das mit den beiden Buchtiteln nicht kapiert habe. Meiner Meinung nach ergeben der deutsche und der amerikanische Text einen anderen Sinn. Vielleicht kann mir jemand dabei helfen.
Egal! Diese Alltagsgeschichte sind größtenteils so treffend witzig geschrieben, dass ich laut schmunzeln darin geblättert habe. In der Geschichte „Autor, Autor“ schildert er seinen Alltag auf Lesereise. Seadris verschenkt sehr gerne an BuchhändlerInnen und hier in der Geschichte an seine ZuhörerInnen kleine Geschenke. Er meint, wenn sich schon mal ein Jugendlicher zu seiner Lesung verirrt hat, dann solle er auch belohnt werden. Jenn aus Brooklyn postete letztes Mal kleine Plüschtiere, die er seinem Leseexemplar beigelegt hat. In der Geschichte nun geht er mit einem Freund in ein Riesenkaufhaus, weil er denkt, dass es dort in der Apothekenabteilung Schmerztabletten in kleinen Tütchen gibt. Hat er wohl schon irgendwann einmal in dieser Form gesehen. Er meint, dass Jugendliche gerne so etwas einwerfen. Und schaden kann ja so etwas nicht. Also ziehen sie los und entdecken, dass es die gewünschten Tabletten nur in 10-Liter Eimern gibt. Als Alternative findet er eine Großpackung Kondome. Die liegt nun in seinem überdimensionierten Einkaufswagen. Und als die beiden durch die Gänge schlendern (beide schwul), überkommt ihn plötzlich Panik. Wie sieht das den aus. Zwei Schwule und nur ein Riesenpack Kondome im Wagen. Schnell versuchen sie noch etwas dazuzulegen, was sich allerdings als nicht so einfach herausstellt. Die Flasche Olivenöl, die sie dazulegen, macht das auch nicht besser. Nachträglich bemerkt er, dass nach den Sicherheitskontrollen am Flughafen sein Koffer im geöffnet worden ist. Na, die werden sich wundern, wenn neben fünf Anzugshemden, drei Hosen, Unterwäsche, einem Kulturbeutel voller Pflaster und Sicherheitsnadeln, zwei Krawatten und mehrere hundert Kondomen, nichts mehr zu ertasten gab.
„In Obama!!!“ wundert Sedaris sehr über die Obama-Begeisterung in Europa vor dessen erster Wahl zum Präsidenten. Im französischen Fernsehen meint er in eine Satiresendung gerutscht zu sein, als der Sprecher bei Obamas Vereidigung vom schwarzen Obama mit seiner schwarzen Frau und seinen beiden schwarzen Kindern spricht, der als erster schwarzer Präsident gewählt worden ist. Sollen die sich doch einen eigenen schwarzen Präsidenten wählen.
Bei „Zivilfestnahme“ erinnert sich Sedaris, wie er als Kind erzogen worden ist, wenn er die verzogenen Bengel dieser neureichen Eltern sieht. Da isst ein Kind, laut seiner Mutter, nur Weißes. Na, da hätte ihm sein Vater gleich mal Kleister auf den Teller geknallt. Und wenn eine Mutter sofort die Polizei ruft, wenn ein Aufsichtsbeamter einen Kleinen beim Klauen erwischt und ihn an der Schulter berührt, so fallen ihm die Prügel wieder ein, die er bekommen hat. Wobei er da mal wieder mächtig übertreibt.
Anmerkung des Autors
Über die Jahre habe ich eine ganze Reihe Teenager
kennengelernt, die an sogenannten Vortragswettbewerben
teilnehmen. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine
Mischung aus Rede und Debatte. Die Schüler wählen Kurz-
geschichten oder Essays aus, kürzen sie auf eine vorgeschrie-
bene Länge und tragen sie bei einem Wettbewerb vor. Zu
diesem Zweck habe ich sechs kurze Monologe geschrieben,
die Jugendliche vor einer Jury vortragen können. Die Ge-
schichten sollten leicht zu erkennen sein. Es sind die Texte,
in denen ich eine Frau, ein Vater und eine Sechzehnjährige
mit aufgesetztem britischem Akzent bin.
Es gibt kaum ein besseres Mittel gegen schlechte Laune als die Komik von David Sedaris – in 26 Geschichten und einem Gedicht (von Harry Rowohlt) macht er voller Scharfsinn aus den kleinen und großen Dramen des Lebens einen guten Witz.
Hier geht es zur Leseprobe mit einer Zahnarzt-Geschichte und dem Ausruf „Zivilfestnahme“.