Heute haben
Samuel Johnson * 1709
Justinus Kerner * 1786
Heinrich Laube * 1806
William March * 1893
Geburtstag.
Und auch Greta Garbo und Anna Netrebko.
Justinus Kerner
Poesie
Poesie ist tiefes Schmerzen,
Und es kommt das echte Lied
Einzig aus dem Menschenherzen,
Das ein tiefes Leid durchglüht.
Doch die höchsten Poesien
Schweigen wie der höchste Schmerz,
Nur wie Geisterschatten ziehen
Stumm sie durchs gebrochne Herz.
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Rasmus Schöll empfiehlt:
Heðin Brú: „Vater und Sohn unterwegs„
Originaltitel: Feðgar á ferð, 1940
Aus dem Färöischen und mit einem Glossar von Richard Kölbl
Mit einem Nachwort von Klaus Böldl
Guggolz Verlag € 22,00
Das Lesen wie reisen ist, ist keine besonders neue Weisheit, aber bei diesem kleinen Büchlein aus dem Guggolz Verlag wurde ich in eine ganz eigenartige Welt entführt und hatte das Gefühl ein bisschen mehr von der Welt gesehen zu haben.
Viele Schriftsteller hat die kleine Inselgruppe wohl nicht, aber einer ihrer bedeutendsten ist Heđin Brú (1901 -1987). Sein Roman „Vater und Sohn Unterwegs“ im Original auf Färöisch verfasst, ist jetzt im kleinen aber feinen Guggolz Verlag erschienen und mit einem umfassenden Nachwort begleitet.
Heđin Brú erzählt die Geschichte eines alten Fischers in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, der mit seinem Sohn auf Grindwal Jagd geht. Berauscht von der Jagd und vom Portwein, ersteigert er nach dem Kampf mit den Walen einen viel größeren Anteil Walfleisch, als er sich leisten kann. An den Schulden trägt er schwer, ein Sturm zieht auf und sein Haus wird auch noch abgedeckt. Ketil, der alte Fischer hat wahrlich kein Glück und kommt von einem Unglück zum anderen. Anders sein Sohn, der einer neuen Generation angehört und wesentliche laxer mit Geld und Ehre umgeht. So sagt der älteste Sohn zu seinen Eltern: „Keine Ahnung, ob ihr dumm seid oder nicht, aber ihr seid alt. Es ist so viel passiert, seit ihr jung wart, dass ihr euch nicht mehr auskennt und nun lauft ihr verbittert herum und prophezeit Not und Untergang. Hört auf damit, nichts ist aus den Fugen geraten, es ist lediglich Gezeitenwende. Eure Flut ist abgeebbt, jetzt kommt die unsrige.“ Vielleicht war und ist es so zu allen Zeiten. Ein Hauptthema des Buches ist der immer und immer wiederkehrende Konflikt zwischen der alten Generation und der neuen, der ewigen Krise. Brú erzählt das meisterhaft. Zu Beginn des Buches gehen wir mit auf Walfang. Das ist so archaisch, brutal und mitleiderregend wie irgend möglich und doch zeigt sich hier der Aufprall der alten Welt auf die neue. Auch die Färöer Inseln sind in den 30er Jahren in der modernen, industriellen Welt angekommen. Die Sprache des Romans ist karg, schlicht und entwickelt einen ganz eigenen schönen Klang.
Skurrile und mitunter sehr komische Momente wechseln sich mit schnörkelosen atemberaubenden Naturbeschreibungen ab. Es ist eine fremde mythische Welt, in die der Leser entführt wird, aber vielleicht ist es beim Lesen eben doch wie mit dem Reisen. Die unbekannten, noch wenig gegangen Pfade sind eigentlich die Interessanten. Also, wer Literatur abseits der Suppe des heutig Gängigen sucht, ist mit diesem Buch sicherlich gut beraten.
Und irgendwo, nachdem ich das liebevoll gestaltete Buch zugeklappt hatte, zwickte in der Brust das Fernweh.
Leseprobe
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Die Lesung von Wilhelm von Sternburg über Joseph Roth fällt wegen Krankheit aus.
Am kommenden Sonntag gibt es aber wieder die Jastramblog-Beilage.
Detlef Surrey lässt uns in seinen Skizzenblock spickeln und der Berliner Tagesspiegel berichtete darüber.