Heute wurde Ernesto „Che“ Guevara geboren (* 1928)
Und heute, im Jahre 1979, ist Ernst Meister gestorben.
Ernesto „Che“ Guevara
Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.
Seamos realistas y hagamos lo imposible.
Der Buchtipp des Tages:
Horst Bienek: „Workuta„
Hg. und mit einem Nachwort von Michael Krüger
Wallstein Verlag € 14,90
„(…) Es war still im Saal. Keiner wagte weiter zu sprechen. Nun stand der Mann doch auf. Er sagte: Sie haben viele Bücher geschrieben, haben wir gehört. Warum haben Sie nicht über Workuta geschrieben?“
Dieses Zitat stammt von ziemlich am Anfang des schmalen, nur 79 Seiten starken Büchleins (inl. des Nachwortes von Michael Krüger). Es nimmt Bezug darauf, dass 1990 Bienek aus seinem Buch „Die Zelle“ vorliest. Einer Ausgabe, die der Hanser Verlag nur mit einem neuen Umschlag versehen hat. Innen ist noch das DDR-Impressum. Und während der Veranstaltung melden sich immer Menschen zu Wort und erzählen von ihrer Zeit in den Gefängnissen und Lagern und dass sie Bienek wohl da und dort im Lager getroffen hätten und warum er nicht darüber schreibt. Doch es war zu spät. Mehr als diese wenigen Seiten, die in der Gottfied Wilhelm Leipniz Bibliothek Hannover gefunden wurden, hat er nicht mehr geschafft, bevor er noch im selben Jahr an Aids gestorben ist.
1951 wurde der 21jährige Schriftsteller Horst Bienek in Ostberlin verhaftet und wegen angeblicher Tätigkeit für den amerikanischen Geheimdienst zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt. Etwa drei Jahre verbrachte er in Workuta, nördlich des Polarkreises, bis er 1955 nach Westdeutschland entlassen wurde. Nun sind diese Aufzeichnungen aus dem Gulag, aus den Lagern nichts mehr Neues. Auch die mehrbändige Ausgabe von Schalamow hat zum Bekanntwerden dieses eigenen Kosmos beigetragen. Was doch immer wieder beeindruckend ist, wie ein junger Mensch unschuldig ins Getriebe der Justiz (welche Justiz eigentlich) gerät und keine Chance hat, von dort jemals wieder heil herauszukommen. Bienek berichtet über die Verhöre, die eigentlich gar keine sind, er schreibt über seine Urteilsverkündung und Bespitzelung in der Zelle. Auch die wochenlange Fahrt in Zügen nach Sibirien nehmen einen großen Anteil an dem Text ein. Und immer merken wir, wie surreal das Ganze ist, wenn es nicht so wirklich gewesen war und in vielen Orten der Welt noch zur Tagesordnung gehört. Denken wir nur an die Willkür in der Türkei, wo gerade viele Rechtsanwälte, die sich im Streik befunden haben, festgenommen worden sind.
Frei gekommen ist Horst Bienek durch die Moskauer Vereinbarungen unter Konrad Adenauer und arbeitete danach im Rundfunk und als Lektor und widmete sich in seinen Büchern seiner schlesischen Kindheit.
Was am Ende des Buches doch sehr verwundert, ist, wie sich Bert Brecht und Helene Weigel ihm gegenüber verhalten haben, als sie erfuhren, dass er verhaftet worden ist. Wichtig zu wissen ist, dass Hort Bienek Brechts Meisterschüler war.
Bertolt Brecht hat sich als Reaktion auf die Verhaftung in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen – um nicht Stellung beziehen zu müssen, während Helene Weigel gesagt haben soll: „Vielleicht war Bienek doch ein amerikanischer Spion. Man verhaftet doch bei uns nicht so einfach unschuldige Leute.“
Sprachlos lässt mich das werden und damit erhält das Buch noch mehr Gewicht.
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Zum kommentar von Helene Weigel: es kann eben nicht sein , was nicht sein darf….und das sich Brecht so verhalten hat scheint kein Einzelfall zu sein…..