Heute haben
Elizabeth Bowen * 1899
Mascha Kaléko * 1907
Orhan Pamuk * 1952
Geburtstag
und es ist der Todestag von
Friedrich Hölderlin (+ 1843)
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Das neue Album von Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette: „Somewhere“ ist da.
ECM € 19,99
Ich frage mich schon immer, warum es so lange dauert, bis bei ECM eine Scheibe erscheint. Auch hier wieder: die Aufnahme ist 2009 in Luzern gemacht worden und jetzt haben wir 2013. Die Besprechungen zur neuen CD sind wieder sehr gut (Wie könnte es scuh anders sein?) und sie beziehen sich darauf, dass die drei Jungs hier ihr 30jähriges Trio-Bestehen feiern. Aber zwischen 2009 uns 2013 sind doch Jahre vergangen und womöglich haben sie schon gar keine Lust mehr, diese Lieder zu spielen, oder sie müssen diese Lieder jetzt live in München spielen, obwohl ….
Na, genug gemosert. Es musste halt mal raus.
Ich bin nun kein Musikfachmann. Ich kann nur sagen, ob mir die Musik gefällt oder nicht. Und hier ist es eindeutig: Ja! Die Musik gefällt mir außerordentlich gut. Was die drei aus den amerikanischen Standards machen und wie Jarrett in dem Stück „Everywhere“ Leonard Bernsteins „Tonight“ und „Somewhere“ aus der „Westside Story“ mixt ist schon allein hörenswert. Immer wieder gibt es kleinere und größere Verneigungen an Miles Davis. So zum Beispiel das Lied „Solar“.
Mir bleibt schleierhaft, wie locker und doch voller Ehrfurcht Lieder interpretiert werden. Ich habe das Gefühl, dass hier mit großer Empathie mit den Stücken umgegangen wird. Es fließt alles und die Band kennt sich wohl in- und auswendig, was den einzelnen Stücken zu Gute kommt.
Es kommen die Abende, die nicht mehr so kalt sind, an denen die Sonne glutrot hinterm Wald untergeht und wenn dann das Trio spielt, kann ich nur Liedtitel der CD zitieren:
„Somewhere“, „Everywhere“, „Tonight“ und „Stars Fell On Alabama“.
Reinhören. Unbedingt.
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Wir bleiben bei der Musik, wenn auch einer ganz anderen:
Karin Betz (Hg.): „Tango fatal„
Geschichten vom Tanz der Leidenschaft
Unionsverlag 14,95
Die Herausgeberin Karin Betz ist gelernte Sinologie und kam über die Musik von Astor Piazolla zum Tango und hat sich dieser Musik in verschiedenster Weise (auch als DJ) verschrieben.
In diesem kleinen Leinenbändchen präsentiert sie ihre Lieblingsgeschichte zum Thema Tango. Der Finne Numminen, der Schwede Mankell und natürlich Jorge Luis Borges kommen zu Wort. Aber auch „Im Himmel Tango“ von Elsa Osorio und „Gardel in New York“. Es geht um Tangoschritte und das Bandoneon, um „Drei Minzten mit der Wirklichkeit“ von Wolfram Fleischauer und den „Tango in Berlin“ von Katrin Dorn.
„Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau. Mit fünfzehn stieß ich auf Platon. Er sagt, dass die Frau mit vierundzwanzig reif für den Geschlechtsakt ist, der Mann mit fünfunddreißig. Bald werd ich sechsundreißig und noch immer unberührt sein. Wenn ich es schaffe, bin ich besser als Platon!
Zum Tango braucht man nicht unbedingt eine Frau, mit einem Mann gehts genauso gut.
Dann und wann war ich auch schon mal beim Schwulentanz. Aber Männer machen mich nicht an.
Russische Männer tanzen miteinander Krakowiak, und keiner denkt sich was dabei.
In Argentinien haben zuerst nur Männer Tango getanzt. in Finnland können Frauen miteinander tanzen, Männer nicht – normalerweise. Irgendwas ist falsch. …“, schreibt M.A.Numminen in seinem Text „Tango ist meine Leidenschaft“ und wer ihn schon mal singen gehört hat, glaubt ihm wirklich alles.
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=M9GDik7_uJU]
„Ich suchte mit allen Kräften Dein verlöschendes in mir gewordenes Traumbild mit lebendigen Farben wieder in meine Einbildung zu rufen, ach! es war mir versagt, ich fühlte den Wunsch und die Ohnmöglichkeit zugleich, ich dachte wohl an Deine Briefe, Deine Bücher, Deine Haare, aber ich wollte keine Hülfe, wollte ganz aus mir selbst Dich in mir erneuen, doch mein töricht Herz mußte bald vor der Vernunft erröten, und Entschuldigung finden; einige Tage nachher kramte ich mir Deine lieben Sachen, und Briefe von altern Zeiten aus, die mir damals als ich Dich noch hatte wenig waren, und wovon nichts mehr in meinem Gedächtnis war; welch ein Schatz von lieben Worten, welch ein Trost, welch ein lieblich Bild von Dir fand ich darin, wie lockten sie liebliche Tränen der Zärtlichkeit mir ins Auge, wie stärkten sie mein Herz, wie halte ich mich jetzt daran in jeder bangen Stunde. Aber ach! das ist Vergangenheit. – Was ist Gegenwart?– Was Zukunft?…“
aus Susette Gontard, Briefe an Friedrich Hölderlin S. 12
„Aber ach!“ … das treibt mir ja Tränen in die Augen.
Armer Fritz.
Wenn er wüsste, dass wir das heute immer noch gerne lesen.