Heute hat Johann Peter Hebel (* 1760) Geburtstag
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Endlich ist die da!
Die Frankfurter Anthologie Nr.36
Frankfurter Anthologie 36
Gedichte und Interpretationen
S.Fischer Verlag € 24,99
Und sie beginnt gleich mit einem ganz besonderen Gedicht, das viel Spielraum für Deutung lässt. So sieht es auch Marie Luise Knott, die das Gedicht erläutert.
Matthias Claudius
Die Mutter bei der Wiege
Schlaf, süßer Knabe, süß und mild!
Du, deines Vaters Ebenbild!
Das bist du; zwar dein Vater spricht,
du habest seine Nase nicht.
Nur eben jetzo war er hier
und sah die ins Gesicht,
und sprach: „Viel hat er zwar von mir,
doch meine Nase nicht.“
Mich dünkt es selbst, sie ist zu klein;
doch muß es seine Nase sein;
denn wenn’s nicht seine Nase wär‘,
wo hätt’st du denn die Nase her?
Schlaf Knabe; was dein Vater spricht,
spricht er wohl nur im Scherz;
hab immer seine Nase nicht,
und habe nur sein Herz!
Somit haben wir im 36.Jahr diese Gedichtsammlung mit Interpretationen in Buchform vor uns liegen. Der Erstabdruck erfolgt immer in der FAZ. Da mache ich dann ganz schnell die Augen zu, wenn ich den Kasten unten auf der Seite sehe. Ich will mir den Genuss beim Lesen im Buch nicht schmälern. Obwohl ich ja alles wieder vergessen hätte, wenn die Jahressammlung Monate später erscheint.
Es beginnt, wie erwähnt mit Matthias Claudius und Frau Knott als Interpretin. Danach kommen gleich vier Goethe-Gedichte, gefolgt von Werken von Justinus Kerner, Joseph von Eichendorff, Annette von Droste-Hülshoff und Heinrich Heine. Was in der FAZ durcheinander erscheint, ist hier in der Buchform nach Erscheinungsjahren sortiert. Und so endet diese Sammlung mit Gedichten von Thomas Rosenlöcher, Kurt Drawert, Jan Wagner, Nadja Küchenmeister und Nora Bossong.
Interpretiert werden diese Gedichte von Kritiker, Lyrikern nicht in schulmeisterlicher Art, sondern sehr klug, fein und nicht überheblich besserwisserisch. Hans-Ulrich Treichel, Hans Christoph Buch, Wulf Segebrecht, Silke Scheuermann, Joachim Sartorius, Peter Härtling, Uwe Wittstock sind nur eine kleine Auswahl der Interpreten.
Schnappen Sie sich dieses schöne Buch und Sie werden süchtig auf das Frühjahr 2014 warten, wenn ein neuer Sammelband erscheint. Oder Sie greifen auf einen der Jahrgänge, die schon erschienen sind zurück.
Fast 20 Jahre lang hat Ruth Stiegel für die SÜDWEST PRESSE die Buchhändler nach Buchtipps befragt. Jetzt wird die Ex- Vorsitzende des Ulmer Kunstvereins 80 und geht in den journalistischen Ruhestand.
Die Südwestpresse Ulm berichtet ganz groß und schön über den Abschied von Ruth Stiegel und veröffentlicht dabei auch das bewegte Leben der Journalistin, Lektorin, Autorin und vieles mehr.
Seit Jahren dürfen wir Buchhändler im Monatsrhythmus in der Südwestpresse ein Buch hochhalten. Ruth Stiegel kam vorbei, las das Buch dann selbst auch und verhalf dem Text zu seinem letzten guten Schliff.
Vielen Dank Frau Stiegel, dass Sie sich meiner Texte angenommen haben und dass wir uns immer wieder über diese Bücher austauschen konnten.
1996 stellte ich den „Roman eines Schicksallosen“ von Imre Kertész vor, der damals noch unbekannt war, später mit dem Nobelpreis belohnt wurde. Daran erinnern wir uns beide sehr gern.
Ich wünsche Ruth Stiegel weiterhin alles Gute und hoffentlich laufen wir uns noch oft über den Weg.
Hier geht es zum Artikel in der SWP.
Ach: Es ging eigentlich auch um eine Buchvorstellung.
„Ein Sonntag auf dem Lande“ von Pierre Bost, das ich hier auf diesem Blog schon besprochen habe.
Hier der Artikel.