
Heute haben
Friedrich von Schlegel * 1772
Joseph von Eichendorff * 1788
Jakob Wassermann * 1873
Boris Vian * 1920
Ake Edwardson * 1953
Geburtstag.
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Joseph von Eichendorff
Frühlingsmarsch
Hoch über euren Sorgen
Sah ich vom Berg ins Land
Voll tausend guter Morgen,
Die Welt in Blüten stand.
Was zagt ihr träg und blöde?
Was schön ist, wird doch dein!
Die Welt tut nur so spröde
Und will erobert sein.
Lasst die Trompeten laden,
Durchs Land die Trommeln gehn,
Es wimmeln Kameraden,
Wo rechte Banner wehn.
Wir ziehn durch die Provinzen,
Da funkelt manches Schloss,
Schön Lieb, hol dich vom Zwinger
Und schwing dich mit aufs Ross!
Und wenn das Blühen endet:
Noch taumelnd sprengen wir,
Vom Abendrot geblendet,
Ins letzte Nachtquartier.
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Claudia Wiltschek empfiehlt:
Paola Rumiz: „Der Leuchtturm„
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Folio Verlag € 20,00
Eigentlich werden sie nicht mehr gebraucht, es gibt nur noch wenige, in denen noch Menschen arbeiten, die anderen werden zu einsamen Ruinen, in denen der Rost und die Mäuse nagen. In diesem kleinen, feinen Buch nimmt uns Paolo Rumiz mit auf eine einsame Insel, auf der er drei Wochen in einem Leuchtturm verbringt. Ganze Familien haben einst hier gelebt, bis zu zwanzig Menschen konnten hier leben und nicht wenige Kinder sind in einem Leuchtturm geboren worden. Schon immer war er fasziniert von diesen allen Wettern trotzenden und leider durch das GPS unbrauchbaren Türmen, die in alten Zeiten die Lebensretter der Schiffsleute waren. Von Freunden wurde er vor der Langweile auf dieser gottverlassenen Insel gewarnt, der Leuchtturmwärter ist auch eher scheu, doch für ihn öffnet sich hier ein kleines Paradies. Nachts wird er vom Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht überwältigt , tagsüber ist er entzückt über die Pflanzen- und Tierwelt, die sich hier ungestört entfalten und ausbreiten darf und da gibt es den König des Leuchtturms, der einäugige Esel, der Zitronen liebt. Und erst die Winde, fast jeden Tag ein anderer: Schirokko, Libeccio, Mistral, Tramontana, Levante , jeder beinflusst auf seine Weise das Leben im und um den Turm. Abends wird gekocht, Brot gebacken und die besten Fische des Mittelmeers genossen, um morgens dann wieder von Möwengeschrei und einem betörenden Sonnenaufgang hoch über dem Meer geweckt zu werden.
Paolo hat schon immer Leuchttürme auf der ganzen Welt besucht, er erzählt uns von dem vielleicht nördlichsten Leuchturm in Alaska, um den Eisbären streunen, von den vielen griechischen und natürlich die berühmten bretonischen, die (für ihn völlig zu unrecht) die italienischen in den Schatten stellen.
Ich habe das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt, es ist eine Wohltat in der Fülle von Neuerscheinungen, von denen mich manche ratlos machen.
Zum Schluss noch eine Empfehlung von Herrn Rumiz an die Frauen: „Heiratet einen Leuchturmwärter. Er versorgt euch mit Essen und geht euch nicht mit lästigem Geschwätz auf die Nerven, putzt die Wohnung blitzblank und verduftet jeden zweiten Monat. Ein vom Talmud empfohlener, perfekter Rhythmus, um die Ehe aufrechtzuerhalten.“
Paolo Rumiz, geboren 1947 in Triest, ist der erfolgreichste Reiseschriftsteller Italiens. Er berichtete für die Tageszeitung „La Repubblica“ über den Afghanistan- und den Jugoslawienkrieg. Er hat zahlreiche Preise für sein journalistisches Engagement erhalten.