Donnerstag

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Heute haben
Ann Radcliffe * 1764
Johanna Schopenhauer * 1766
Jan Neruda * 1834
Barbara Cartland * 1901
Gerhart Pohl * 1902
Oliver Sacks * 1933
Arno Reinfrank * 1934
June Jordan * 1936
Hermann Burger * 1962
Geburtstag

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Jetzt wollte ich Ihnen vorspielenlassen, wie Marcel Reich-Ranicki den Autorennamen Hermann Burger ausspricht, der ja heute Geburtstag hat, und bin auf eine Aufzeichnung einer alten Sendung des Literarischen Quartetts gestoßen. Gegen diese vier Kritiker ist Dantes Purgatorio ja ein Kindergarten. Allein schon die Klamotten, die Frisuren und Karaseks Socken. Herrjeh, und die Art und Weise, wie sich der Großmeister gibt. Seine Tiraden gegen Thomas Bernhard. Unglaublich. Vielleicht haben Sie ja Lust auf einen kleinen Blick. Es ist ein Gruselkabinett.


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Unser Tagestipp:

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Es gibt diese Reihe schon seit 2005, ich halte sie jedoch zum ersten Mal in den Händen und bin komplett begeistert.Wie schön die gemacht sind und, aufgepasst, die Hefte werden auf dem Umschlag nicht numerisch durchgezählt, sondern von a bis z. Dazu wird jeweils der fortlaufende Buchstabe farblich abgesetzt. Die Buchstaben sind übrigens auch noch etwas erhaben und sie können Sie mit den Fingern fühlen.

Münchner Reden zur Poesie
Stiftung Lyrik Kabinett München € 12,00
Die Hefte erscheinen ca. zweimal im Jahr
Buchgestaltung und Typographie: Friedrich Pfäfflin, Marbach
Druck: Gulde-Druck in Tübingen

Ulrike Draesner: „Die fünfte Dimension“
Heft Nr. 14, bzw. N
Gehalten am 14.März 2015

Die Lyrikerin, Schriftstellerin und Essayistin Ulrike Draesner nimmt uns mit auf eine Reise in den Entstehungsprozess eines Gedichtes. Sie spürt der Poesie nach, geht unorthodoxe Wege, springt, überspringt, sucht und findet. Sie wühlt bei den Philosophen, in der Literaturgeschichte und Hermeneutik und fragt sich dann doch nicht, wie entsteht ein Gedicht, sondern wie kommt, in der Sprache, etwas Neues in die Welt.

Nashorn spricht: bin schwer, roh nicht
stampf über Sterne hin, Panzertier
doch träum ich vorn im Horn von dir
fließt du daraus als Sonnenlicht

Manchmal geht mit dem letzten Vers ein geflüstertes „schön“ durchs Publikum. Etwas ist getroffen-erzeugt:ein Bild im Kopf, Klangwiederholungen, Melodie. Das Nashorngedicht öffnet Ohren.
Doch es ist kein Gedicht. Es ist ein Einfall, ein Einfall mit Reim.

Ulrike Draesner fragt sich, wie Stimme, Laute und Bedeutung zueinander stehen. Sie kommt auf den Begriff der Empathie, die nur beim Menschen vorhanden ist. Menschenaffen können zwar unsere Sprache verstehen, jedoch nicht nachahmen. Sie geht auf die Sprachentwicklung bei Kleinkindern ein und auf Klicklaute, die auch durch eine kleine Graphik erläutert wird. Aber was hat das alles mit Poesie zu tun?

Das gemacht Nichtgemachte. Das Machen/Nichtmachen des Bergs. Und er Höhle. Des Ganges in Sprache. In Sprache hinein, mit dem Körper. Aus dem Körper gemacht, ins Machen des Körpers hinein. Ich möchte mich mit Ihnen Hinsprechen zu-Poesie. Uns der Poesie zu/sprechen.

Die fünfte Dimension ist für sie die Sprache und dazu gehört, in ihrer konzentrierter Form, die Poesie. Ulrike Draesner gibt uns Definitionen to go mit, damit wir erkennen, wohin ihre Reise geht. Zu unbekannten Orten, für die wir keine Sprache haben. Es sind Reisen im Kopf. Und dieses Umsetzen in Laute verschiedenster Art, ist das Besondere. wir können uns durch Texte, Sprache in andere Menschen hineinversetzen, denken und handeln wie sie. Das ist der Trick bei Literatur. Deshalb können wir in Romane versinken und darin aufgehen. Wir entdecken dadurch immer neue Horizonte, gehen unbekannte Wege und erkennen die Schönheit guter Gedichte. Denn wenn uns Texte nicht berühren, dann sind sie auch nicht gut.

Website von Ulrike Draesner
www.der-siebte-sprung.de

Zum Thema Klicklaute verweist Ulrike Draesner auf folgendes Tondokument, das Sie hier anhören können.

Weitere Hefte der „Münchner Reden zur Poesie“, die wir im Laden haben.

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M: Michael Krüger: Eine Verteidigung des Dichterischen
H: Uljana Wolf: Box Office
K: Jan Wagner: Der verschlossene Raum

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Noch ein Tipp: Der Blog „Lautmalerei„. Diesmal zum Thema:
„Auf Wiedersehen an der Milchbar, Kleines!“