Donnerstag

Heute haben Dorothy Parker * 1893
Ray Bradbury * 1920
Wolfgang Schnurre * 1920
Irmtraud Morgner * 1933
Geburtstag
und es ist der Todestag von Nikolaus Lenau (* 1850)
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Passend zu diesem Jahrestag und auch für alle, die aus dem Urlaub zurückkehren gibt es heute das Gedicht „Heimatklang“.

Nikolaus Lenau
Heimatklang

Als sie vom Paradiese ward gezwungen,
Kam jeder Seele eine Melodie
Zum Lebewohl süß schmerzlich nachgeklungen,
Darauf umschloß die Erdenhülle sie.
Noch ist dies Lied nicht völlig uns verdrungen,
Doch tönt es leiser stets auf Erden hie.
Gib acht, o Herz, daß in den Schütterungen
Dir nicht des Liedes letzter Hauch entflieh!
Ein Nachhall dieses Liedes ist entsprungen
Des Morgenlandes süße Poesie,
Von Jugendträumen wirds manchmal gesungen,
Doch dunkel, unbewußt woher? und wie?
Wem aber einmal klar und voll geklungen
Die wunderbare Heimatmelodie,
Der wird von bangem Heimweh tief durchdrungen,
Und er genest von seiner Sehnsucht nie.
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Ich doch versprochen, über meine Bücher zu schreiben, die ich in meinen Urlaubstagen gelesen habe.

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The Love Affairs of Nathaniel P.“ von Adelle Waldman war eines davon. Auf dem Blog finden Sie eine Besprechung des Buches, das ich auf dem eReader gelesen habe. (Das Ding ist einfach unerotisch, aber halt sehr platz- und gewichtsparend).

Dazu gab es jeden Tag einen Gesang aus der „Göttlichen Komödie“ von Dante, bei der ich mittlerweile im Paradies angekommen bin. Seit Jahren mache ich an diesem Werk herum, habe eine italienische Ausgabe mit Kommentaren, die ich nicht verstehe, eine dt. Reclam-Ausgabe mit einer sehr genauen Übersetzung und ein Inseltaschenbuch, das sich an die Versform hält. Nun kam vor Kurzem eine Neuübersetzung mit deutschen Kommentaren bei Reclam heraus. Davon schnappte ich mir den dritte Band (Paradies) und genieße es außerordentlich. So habe ich den italienischen Originaltext, eine deutsche Übersetzung und sehr viele Kommentare verschiedenster Art. Es macht wieder richtig Spaß und lässt mich wirklich vergessen, dass diese Thematik nun wirklich nicht meines ist. Und trotzdem packt es mich jeden Tag.
Leseprobe.

Als Fahnen (Kopien auf Papier) hatte ich noch „Restaurant Dalmatia“ von Jagoda Marinic dabei. Darin erzählt die Autorin von einer jungen Frau namens Mia, die in Kanada endlich den Durchbruch als Fotografin geschafft hat, dann aber in ein großes Loch fällt. Ihr Freund rät ihr zu einer Reise zurück zu ihren Wurzeln, also nach Berlin, wo sie aufgewachsen ist. Im Restaurant Dalamtia ihrer Tante Zora im Berliner Wedding findet sie das, wonach sie solange gesucht hat. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, in der Kanada, Berlin und Kroatien sich zu einem großen Reigen vereinen. Mehr mag ich noch nicht schreiben. Das Buch erst am 20.9. im Verlag Hoffmann & Campe erscheint. Am 26.9. liest Jagoda Marinic bei uns in der Buchhandlung. Worauf wir uns sehr freuen.
Die website der Autorin.

Noch auf dem eReader hatte ich Imre Kertészs: „Letzte Einkehr„. Dieses Buch ist echt eine Wucht und rundet diesen Kanon sehr schön ab. Dante, Brooklyn, Berlin/Dalmatien und jetzt Berlin/Ungarn.
Im Gegensatz zu seinem berühmten „Galeerentagebuch“, das in Ungarn spielt, sind dies Tagebuchaufzeichnungen von 2009 bis 2011. Die Zeit, in der er dann doch noch den Nobelpreis erhält, nach Berlin umzieht, einen noch kritischeren Blick auf Ungarn entwickelt. Es ist die Zeit, in der der ganze Trubel über ihn hereinbricht, er jedoch auch endlich reisen kann, wohin er will. Er steigt in den besten Restaurants ab und übernachtet bei Einladungen in den feinsten Hotels. Es ist jedoch auch die Zeit von dramatischen Erkrankungen bei seiner Frau und ihm. Kretesz ist ein großer Kritiker, was die Politik Ungarns anbelangt. Der Umgang mit dem Judentum ist ein ständiges Thema in seinen Aufzeichnungen. Aber auch die Bewertung einzelner Schriftsteller. Ein geniales Buch, das mich nicht mehr losgelassen hat, obwohl ich erst sehr kritisch an die Texte rangegangen bin.
Das Buch erscheint am 20.9. im Rowohlt Verlag.
Leseprobe

2 Gedanken zu „Donnerstag

  1. Als ehemalige Ulmerin freue ich mich total, meine alte Bücherheimat hier wiederzufinden…und das mit einem so wunderbar gemachten Literaturblog! Wirklich schön…die Geburtstagskinder, die Besprechungen, das Radeln in Rom: Kompliment.

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