Heute hat
Jane Austen * 1775
Geburtstag
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Anthony Doerr: „Alles Licht, das wir nicht sehen“
Aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence
C.H.Beck Verlag € 22,95
Ganz so schlecht kann Barack Obama nicht sein, wenn er sich diesen Roman als Weihnachtslektüre herausgesucht hat. Hoffen wir, dass er genügend Zeit für die Lektüre findet, denn sie ist eines meiner Lieblingsbücher und als kleiner Stapel auf dem Jastrambüchertisch zu finden. Für eine ausführliche Besprechung fehlt mir in diesen Tagen schlichtweg die Zeit, da morgen um 5:46 wieder mein Buch Richtung Ulm fährt. Schauen Sie bei uns vorbei und ich erzähle Ihnen ein paar Sätze zu diesem Roman, der 1944 während des Zweiten Weltkrieges in Saint-Malo spielt. In wunderbarer Sprache und schnellen Schnitten erzählt uns der amerikanische Autor viel über Menschlichkeit während grausamer Zeiten. Unterhält uns mit Spannung, skurilen Menschen und tiefer Freundschaft und offenbart uns einen bewegenden Moment, in dem sich die Lebenswege unserer beiden jugendlichen Hauptdarsteller Marie-Laure und Werner für einen Augenblick kreuzen. Lassen sie sich fesseln und sie werden es nicht bereuen.
Leseprobe
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Das Beste vom Besten aus 2014
S.Corinna Bille: “Theoda“
Rotpunktverlag € 19,90
S.Corinne Bille lebte von 1912-1979 in der Schweiz. Sie gilt als die bedeutendste Schriftstellerin der Westschweiz. Sie lebte in Paris und Zürich hat sich später einem naturverbundenen Leben im Wallis verschrieben. Sie schrieb Romane, Novellen, Gedichte und Theaterstücke, erhielt 1974 den Schillerpreis und 1975 den Prix Goncourt. “Theoda” war ihr Romandebüt, erschien 1944 und entwickelte sich zu einem Bestseller.
“Es ist möglich, dass “Theoda” mein wichtigstes Buch bleibt. Als ich es schrieb, war sozusagen der ganze Fundus meiner Kindheit in mir, meine Jugend, alles.”, sagte die Autorin.
Mit einer Hochzeit steigt Corinna Bille in ihren Roman ein, der in einem Walliser Bergdorf namens Terroua spielt. Der ältere Bruder der kleinen Ich-Erzählerin Marceline heiratet jedoch eine “Fremde” aus einem anderen Dorf. Und diese Fremde wird Theoda auch bleiben. Sie kleidet sich anders (als ob sie immer auf ein Fest ginge), sie beteiligt sich nicht an der Arbeit im Haus und sieht auch noch sehr gut aus. Dies alles zusammen ist nicht gerade förderlich, um in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu werden. Die Eltern nehmen die Entscheidung des Sohnes hin, zumal der Erstgeborene spurlos verschwunden ist und sich erst Monate später mit Briefen aus der Fremdenlegion meldet und aus Afrika und Asien berichtet. Corinna Bille beschreibt so eindringlich vom Jahreslauf in diesem Bauerndorf, von der Arbeit, den Tieren, über Wechsel in der Natur und den Jahresfesten, die der Gemeinschaft Halt geben. Ein Fronleichnamsfest wird so plastisch geschildert, dass es schon fast filmisch wirkt . Marceline entdeckt eines Tages im Wald Theoda mit einem anderen Mann. Geschockt, über das, was sie dort sieht, über diesen Sündenfall, weiss sie kaum damit umzugehen. Sie möchte es gerne weitererzählen, traut sich aber nicht, da sie die Folgen in etwa abschätzen kann. Allerdings zerbricht sie fast an ihrem Wissen. Mehrere Versuche, mit ihrem Bruder ins Gespräch zu kommen scheitern und als sie dann doch eine Andeutung loswerden kann, kommt es zum großen Krach, ohne dass klar wird, was der Bruder weiß, oder nicht wahrhaben will. Im Dorf kocht mittlerweile die Gerüchteküche hoch. Namen werden in den Schnee geschrieben und Streit wird angezettelt. Als dann der Ehemann verschwunden ist, nimmt das Drama seinen Lauf. Corinna Bille erzählt eine leidenschaftliche Liebesgeschichte (vielmehr die beschreibt sie gar nicht, sondern das Tuscheln drumherum) bis zum bitteren Ende und verwebt dies mit dem bäuerlichen Leben und dem Heranwachsen der Ich-Erzählerin und dem Ende der Kindheit. Dies alles in einem unglaublich intensiven, poetischen Ton, der wohl sehr gut in der Neuübersetzung aus dem Französischen von Gabriela Zehnder getroffen worden ist.
Schauen sie in die Leseprobe.
Deutschlandradiokultur berichtete auch darüber.
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Werner Färbers Ungereimtheit der Woche:
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Mit einer großen Entschuldigung bringe ich erst jetzt das Dankeschön von Clemens Grote für die Überraschung nach der „Ersten Seite“ Anfang Dezember:
Clemens Grote bedankt sich bei allen Fans der „Ersten Seite“ für den originellen
Blauen Brief – er fand ihn „einmalig“ und hofft, dass das so bleibt. Er wünscht allen
frohe Festtage und freut sich auf das Wiedersehen (im Februar) 2015.