Heute haben
Jeremias Gotthelf * 1797
Anne Rice * 1941
Luis Sepúlveda * 1949
Geburtstag.
Aber auch Luis Trenker, Buster Keaton, Robert Wilson und Christoph Waltz
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Gefunden am 4.10.2107 im Harenberg Gedichte Kalender 2017
Friedrich von Logau
Die deutsche Sprache
Kann die deutsche Sprache schnauben,
schnarchen, poltern, donnern, krachen,
Kann sie doch auch spielen, scherzen,
lieben, gütteln, kürmeln, lachen.
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Quentin Mouron: „Notre-Dame-de-la-Merci„
Übersetzung aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
bilgerverlag € 18,00
„Ein Morgen im November. Auf die Wälder Quebecs fallen die ersten Schneeflocken. Der alte Poittier wusste, was Langeweile ist. Die alles verschlingt, die Leute, die Dinge, die Wälder – und über den Schnee fegt. Die stille, beklemmende Langeweile, die man nicht beschreiben kann, weil uns die Worte dafür fehlen und immer gefehlt haben.“
Ein unbekanntes Dorf Dorf im Norden von Québec. Ein Blizzard fegt durch die düstere Straßen von Notre-Dame-de-la-Merci. Aber hier gibt es keinen Dank und keine Gnade für nichts und für niemanden. Im Mittelpunkt stehen Odette, die dealende Dorfschönheit und Rocker-Witwe, Daniel, der in ein kindliches Gemüt und einen großen Körper hat und Daniel, der nur an seinen Vorteil und an Mexiko denkt.
Sie sehnen sich nach Glück, Geborgenheit, Liebe, Geld. Sie wollen weg aus dem Kaff und merken nicht, daß sie sich selbst im Weg stehen, daß sie keine Chance haben, wenn sie in dieser Form weiter leben. Odette liebt Jean. Jean, ein Schmalspur-Gangster liebt niemanden. Daniel liebt Odette, die ihn nur ausnützt. Es ist Winter, der Schnee fällt, die schmutzige Kältedecke wird immer dicker und es kann kein gutes Ende geben. Jean Vater hat sich in dieser Nacht in seinem Haus aufgehängt, Daniel ist mit dem Schneeschieber unterwegs und Odette sollte dringend ihre Kunden mit Kokain versorgen. Es kann nur Verlierer geben in dieser Nacht, in der die Gefühle der drei Menschen eplodieren und ans Licht kommen. Wenn auch nur kurz. Dafür aber umso heftiger.
Quentin Mouron hat einen schmalen Roman mit gerade mal 90 Seiten geschrieben. Die Sprache lehnt sich an die Handlung an, gibt ihr den Takt vor, treibt voran, bremst ab. er bringt sich als unbekannter Beobachter ein und läßt seine Figuren weiter in ihr Unglück rennen. Er schaut zu, kann und will nicht helfen. Er berichtet, schreibt für die Nachwelt auf. Er findet Worte und Vergleiche, die hart sind und knallhart zur Situation der Hoffnungslosigkeit passen und an einigen Stellen gekonnt am Kitsch vorbei schrammen. Es gibt keine wahre Liebe in dieser Kälte. Es kann nur Verlierer geben. Entweder, die sich still ihrem Schicksal ergeben, oder die laut und sich gewalttätig dem entgegensetzen und vergeblich wie Sisiphos einen Ausweg suchen. Der junge schweizerische Autor hat ein kleines Kammertheater-Stück geschrieben, in dem es nicht viel braucht. Keine große Kulissen, nicht viel Requisiten. Er erinnert uns damit an Cechov. Nur daß hier die Emotionen mit voller Wucht auf die Bühne kommen, während es es beim alten Russen beim Reden und Jammern bleibt.
Eine Lektüre passend für einen verregneten Sonntag im November.
Das Nachwort hätte sich der Verlag sparen sollen. Es wiederholt, überhöht und zerstört das, was wir gerade gelesen haben und das uns noch aufgewühlt das Buch zuschlagen läßt.
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Heute abend ab 19 Uhr. Jastrams „Erste Seite“ mit Clemens Grote, vier neuen Büchern und hoffentlich auch Ihnen.
Bis dann.
lieber blogger der buchhandlung jastram.
danke für die liebeserklärung an quentin mourons »notre-dame-de-la-merci«. wir werden bereits im nächsten herbst einen zweiten roman des jungen autors veröffentlichen. zeitgleich mit der übersetzung ins amerikanische. und kein nachwort mehr anhängen. versprochen.
gute grüsse, ricco bilger, verleger
Liebe Grüße zurück.
Samy