Dienstag, 16.Juli

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Heute hat Jörg Fauser (* 1944) Geburtstag.
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Heute auf dem Gedichtekalender:

Theodor Storm
Meeresstrand

Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein.

Graues Geflügel huschet
mNeben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.

Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen –
So war es immer schon.

Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
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Eine Odyssee von Daniel Mendelsohn

Daniel Mendelsohn: „Eine Odyssee“
Mein Vater, ein Epos und ich
Aus dem Englischen von Matthias Fienbork
Siedler Verlag € 26,00

Daniel Mendelsohn hat mich mit diesem Buch auf verschiedenen Ebenen gut unterhalten. Er erzählt, wie er als Professor an einer kleinen Universität in New York mit seinem Kurs die Odyssee durchnimmt. Und wir nehmen an allen Sitzungen teil und erfahren viele schlaue Dingen über jeden Gesang dieses großen Eposes. Hinten in einer Ecke hat sich sein Vater ein Platz gesucht. Er möchte auch teilnehmen und ist auch ganz still. So sagt er. Naja, lange hält das nicht an und er mischt sich sehr vehement in diese Gespräche ein. Für mich als Leser ist dies enorm erhellend und mir rutschte immer wieder ein „aha“, „so ist das gemeint“ heraus.
Eine andere Ebene ist die Mittelmeerkreuzfahrt auf den Spuren von Odysseus, die Vater und Sohn gemeinsam unternehmen, die mit viel Witz gespickt ist.
Dazu kommt noch die Familiengeschichte des Vater. Da war ich schon mal großzügig mit weiterblättern.
Daniel Mendelsohn schafft es seine Vater-Sohn-Geschichte auf die Odyssee zu übertragen. Er stellt Bezüge her, eröffnet mir viel Verborgenes und macht so richtig an, das alte Buch wieder in die Hand zu nehmen. Was ich auch gemacht habe.
Ein starkes Buch zwischen Sachbuch, Roman und Biografie, das sehr flott und ohne Vorwissen zu lesen ist.