Heute haben
Arthur Schnitzler *1862
Katherine Anne Porter * 1890
Max Frisch * 1911
Michael Lentz * 1964
Judith Hermann * 1970
Geburtstag
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Arthur Schnitzler
Wie wir so still …
Wie wir so still an einem Tische saßen,
Als hätten wir uns früher nie gesehn,
Und ganz geruhig unsern Spargel aßen,
Als wäre gar nichts zwischen uns geschehn,
Und wie sie mir – als wenn ich es nicht wüßte! –
Im Flüsterton erzählten, wer du bist,
Und ich zum Abschied dir das Händchen küßte,
Als hätt‘ ich deinen Nacken nie geküßt ..!
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Vivian Gornick: „Ich und meine Mutter“
Aus dem Englischen von pociao
Penguin Verlag € 20,00
Vivian Gornick wurde 1935 in der New Yorker Bronx als Kind jüdischer Einwanderer geboren. 1987 erschien dieser Roman in den USA. Jetzt, über 30 Jahre später, gibt es endlich eine deutsche Übersetzung. Aktueller könnte es gar nicht sein. Der Roman passt in unsere Zeit, in der Bücher von Didier Eribon und Annie Ernaux große Erfolge feiern. Freichlich ist es schon verwunderlich, dass es das Buch nicht schon lange in diversen Auflagen hier zu lesen gibt.
Vivian Gornick beschreibt auf mehreren Ebenen, was es heisst als jüdisches Mädchen in einem Wohnhaus aufzuwachsen, in dem gewaltätige Männer und frustierte Frauen verschiednester Nationalitäten wohnen. Die jüdische Religion bestimmt den Alltag und ein entkommen aus dieser Enge fast unmöglich. Und gäbe es nicht den Zusammenhalt der Frauen, sähe es noch schlimmer aus. Gornick schreibt über ihr Heranwachsen, ihre sich entwickelnde Sexualität und ihre Emanzipation hin zu einem kämpferischen Feminismus. Parallel dazu begibt sie sich auf viele Spaziergänge mit ihrer alten Mutter durch Teile von Manhattan. Hier erfährt die Autorin vieles, was ihr als Kind verborgen geblieben ist. Die beiden unterschiedlichen Lebensentwürfe bleiben auch Jahrzehnte später unvereinbar. Und doch merkt die erwachsene Tochte, wie ähnlich sie in manchen Dingen ihrer eigenwilligen, zum Vergessen neigenden Mutter ist.
„Ich und meine Mutter“ ist ein starker, direkter, brutal offener Lebensrückblick.
Leseprobe
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Mittwoch, 15.Mai ab 19 Uhr
Das Theater Ulm zu Besuch: Wortreich
IM DICKICHT DER STADT – LITERATUR AUS BERLINS ASPHALTDSCHUNGEL
Eintritt € 8,00. Bei uns in der Buchhandlung.
Die Gesellschaft im Umbruch und die Künste auf der Suche nach einer Sprache für die chaotischen Zeitläufte: Viele Dichter wählten die Großstadt Berlin als (Zerr-)Spiegel und Brennglas ihrer Beobachtungen: Mit Georg Kaiser und seinem Stück »Von morgens bis mitternachts« steht einer der bedeutenden Wegbereiter von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit in der Literatur der 1910er- und 20er-Jahre auf dem Spielplan des Theaters. »Wort-Reich« bringt Werke dichtender Zeitgenossen zu Gehör, die in ihren Erzählungen, Gedichten und Romanen ebenfalls das Dickicht der Stadt durchqueren und die Lebenswirklichkeit ausdrucksstark abbilden – von Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler bis Alfred Döblin und Hans Fallada.