Heute haben
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Martin Mosebach * 1951
Joanne Rowling * 1965
Nina Bouraoui * 1967
Geburtstag
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Johannes Trojan
Das Kornfeld
Was ist schöner als ein Feld,
wenn die Halme, all die schlanken,
leise schwanken
und ein Halm den anderen hält?
Wenn im Korn die Blumen blühn,
leuchtend rot und blau dazwischen,
und sich mischen
lieblich in das sanfte Grün?
Wenn es flüsternd wogt und wallt,
Lerchen sich daraus erheben,
drüber schweben,
und ihr Lied herniederschallt?
Dann den schmalen Pfad zu gehen
Durch das Korn, welch eine Wonne!
Nur die Sonne,
nur die Lerche kann uns sehn.
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Jetzt als Taschenbuch:
Graham Swift: „Ein Festtag“
Aus dem Englischen von Susanne Höbel
dtv € 10,90
„Es war März 1924. Es war nicht Juni, aber es war ein Tag wie im Juni. Es musste kurz nach zwölf Uhr mittags sein. Ein Fenster stand offen und er ging unbekleidet durch das sonnendurchströmte Zimmer, sorglos, nackt; er wirkte wie ein Tier. Es war ja sein Zimmer. Da konnte er tun und lassen, was er wollte. Das konnte er. Und sie war noch nie hier gewesen, würde auch nie wieder herkommen.
Auch sie war nackt.
30. März 1924. Vor langer Zeit.“
Sonst sind Graham Swifts Bücher in der Gegenwart angesiedelt. Dieses Mal sechs Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Die nackte Jane ist Zimmermädchen der reichen Familie und schon seit Jahren mit Paul befreundet. Zuerst als jugendliche Liebelei, dann als wirkliche Geliebte. So wie wir es auch in den ersten obigen Zeilen mitgeteilt bekommen.
Die Familie hat ihre Söhne alle bis auf Paul im Krieg verloren. eine große Trauerglocke hängt über dem Haus und gleichzeitig auch eine angespannte Atmosphäre, weil Paul sich anschickt, eine Dame aus der Gesellschaft zu heiraten.
Dieses Gefühl, diese Vibrationen fängt Swift genial ein. Er schreibt seine Bücher nicht nach Selbsterlebten, sondern aus einem Flimmern und Flirren in seinem Kopf heraus. Eiigentlich aus dem Nichts, wie er selbst sagt.
„Sie hatte nicht das Laken über sich gezogen. Sie hatte sogar die Hände hinter dem Kopf verschränkt, um ihn besser ansehen zu können. Und er konnte sie ansehen.“
So passt das Titelbild von Modigliani perfekt zu dieser Novelle. So könnten wir uns diese Situation vorstellen. Das Haus ist leer. die beiden jungen Leute treffen sich heimlich, gehen mit einander ins Bett und verabschieden sich. Nicht mit einem Kuss, oder einer Umarmung, sondern mit einem Blick. Paul steigt in seinen Sportwagen, Jane bleibt liegen, genießt die Ruhe, zum ersten Mal alleine im Haus zu sein. Heimlich und voll mit Düften dieses Liebesabenteuers.
Dieser Festtag findet somit auf verschiedenen Ebenen statt. Einerseits im Bett, aber auch bei einer Art Verlobungsfeier, zu der Paul fährt.
„Dann war er fort. Kein Gruß. Kein alberner Kuss. Nur ein letzter Blick. Als würde er sie in sich aufnehmen, in sich hinein trinken. Und was er ihr zurückließ: das ganze Haus. Er ließ es für sie da. Es gehörte ihr, zu ihrer Unterhaltung. Sie konnte es auf den Kopf stellen, wenn sie wollte. Alles ihres. Und was sollte ein Dienstmädchen tun, wenn es am Muttertag frei bekommen hatte, aber kein Zuhause hatte, wohin es gehen konnte?“
Das war es dann auch schon. Das Ende werde ich Ihnen nicht verraten. Nur so viel: Jane entdeckt, dass sie schreiben muss. Das Ereignis wird zur Initialzündung Schriftstellerin zu werden.
Graham Swift hat ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Fein, flirrend, erotisch und mit einer nachhaltigen Tiefe, die ein ganzes Menschenleben beinflusst hat.