Heute gabe es im Gedichte-Kalender Folgendes zu lesen:
Joseph von Eichendorff
Der alte Garten
Kaiserkron und Päonien rot,
Die müssen verzaubert sein,
Denn Vater und Mutter sind lange tot,
Was blühn sie hier so allein?
Der Springbrunnen plaudert noch immerfort
Von der alten schönen Zeit,
Eine Frau sitzt eingeschlafen dort,
Ihre Locken bedecken ihr Kleid.
Sie hat eine Laute in der Hand,
Als ob sie im Schlafe spricht,
Mir ist, als hätt ich sie sonst gekannt –
Still, geh vorbei und weck sie nicht!
Und wenn es dunkelt das Tal entlang,
Streift sie die Saiten sacht,
Da gibt’s einen wunderbaren Klang
Durch den Garten die ganze Nacht.
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Neu im Bücherregal:
Peter Laudenbach: „Die elfte Plage„
Wie Berlin-Touristen die Stadt zum Erlebnispark machen
Critica Diabolis 208
Edition Tiamat € 13,00
Es geht um „Rent a Hippie“, „Der Hipster-Tourist in vier Kapiteln“, „Die Stadt als Partymeile“, bis hin zu einem Ausblick in ca. zehn Jahren: „Heitere Aussichten. Berlin 2022“ und Peter Laudenbach lässt kein Fettnäpfchen aus. Es ist so gruselig echt und in Wirklichkeit wahrscheinlich noch viel schlimmer. Ich möchte es gar nicht genauer wissen, kann es aber erahnen, wie es sich anfühlt, wenn rund um die Uhr gebrüllt, gesoffen und geko…. wird.
Laudenbach schreibt über ein sehr trendiges Hotel, in das man nur als Mitglied hineinkommt und die Stadt auf der Dachterasse von oben betrachten kann. Er schreibt über die riesige Zahl von Wohnungen, die zu (illegalen) Ferienwohnungen umfunktioniert werden. Er lässt Männer zu Wort kommen, die den Tourismus fördern und die anderen, die das Bisherige schützen wollen. Zwischen alle dem sitzen die Berliner, die natürlich auch wiederum aus vielen Schwaben bestehen. So entlädt sich der Unmut an den Häuserwänden nicht nur an den Touristen, sondern auch an den Schwaben und anderen Zugereisten. Schwieriges Pflaster. Und gleichzeitig finde ich mich in den Touristenbeschreibungen auch wieder. Und dabei ist es egal, ob es sich um Berlin, London, Barcelona oder New York handelt.
Insgeamt ein witziger Rundumschlag, der sich gewaschen hat.
Für mich als Südstaatler, der auf dem Land lebt sehr erheiternd und erleuchtend.