Heute haben
John Milton * 1608
Ödön von Horváth * 1901
Wolfgang Hildesheimer * 1916
Michael Krüger * 1943
Anna Gavalda * 1970
Geburtstag
und der 9.Dezember ist der Welt-Anti-Korruptions-Tag (UN).
Namenspatron wahrscheinlich Sepp Blatter.
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Julian Barnes: „Lebensstufen”
Aus dem Englischen von Gertraude Krueger
Kiepenheuer & Witsch Verlag € 16,99
auch als Originalausgabe in englisch und als eBook und Hörbuch.
Julian Barnes ist wahrlich ein großer Meister. Er packt besondere Themen an, oder vermischt in seinen Büchern Dinge, die auf den ersten Blick nicht kombinierbar sind. Vor ein paar Wochen habe ich einen alten, neuaufgelegten Roman von ihm vorgestellt, der aus verschiedenen Erzählungen zusammengesetzt ist. Es kommen Holzwürmer, Richter und das Floß der Medusa darin vor. Und trotzdem schafft es Barnes die Fäden in der Hand zu halten und ein Ganzes daraus zu weben.
Hier erzählt er uns drei Geschichten, die vordergründig fremd nebeneinander stehen. Die Entwicklung der Heiss- und Gasluft-Ballonfahrt, eine der Liebesgeschichte der Diva Sarah Bernhardt und seine eigene Trauer nach dem Tod seiner Frau Pat Kavanagh. Um von hinten her zu erzählen: Julian Barnes und seine Frau waren 30 Jahre verheiratet. Bei ihr wird ein Tumor entdeckt und es bleiben exakt noch 27 Tage bis zu ihrem Tod. Dies ist sicherlich das beindruckenste Kapitel in diesem Buch. So persönlich, wie Barnes hier auftritt, haben wir ihn in keinem seiner Bücher erlebt. Er zitiert aus Trauerbriefen seiner Freunde, wiederholt Sätze, die zu ihm als Trost gesagt worden sind und wir begreifen, dass diese Trauer kein Vergessen kennt. Dass es zum Verrücktwerden ist, dass es keinem Vergleich mit einer anderen Situation geben kann. Zumindest nicht für Julian Barnes.
Und nun kommen wir zu den beiden anderen Kapiteln. Auch hier geht es um Liebe, um Euphorie, um den Verlust. Träume zerplatzen, Menschen verschwinden und doch dreht sich die Welt weiter. Aber: ein Trost ist dies auch nicht. Essayhaft schreibt er das Ballonkapitel, bald wie ein Sachbuch. Im Bernhardt-Kapitel sind wird mitten drin in der Scheinwelt des Theaters, in der Welt dieser Exzentrikerin Bernhardt, der Barnes eine Liebschaft mit einem englischen Offizier andichtet.
Barnes spielt, er komponiert und dies so locker und leicht, wie wir es selten lesen. Er schreibt über den Orpheus und Eruridike-Mythos, schimpft über Orpheus, versteht ihn dann doch, ist verärgert über die Götter und verwirft auch das wieder. Auch hier ein Verlust, der allerdings von den Göttern gelenkt wird. Im wahren Leben hat der Tod seiner Frau nichts mit Gott zu tun und der Trost eines christlichen Freundes verpufft sehr schnell.
Selten habe ich ein so intensives, persönliches Kapitel über Tod, Verlust und Trauer gelesen.