
Heute haben
Felix Braun * 1885
Klabund * 1890
Gert Ledig * 1921
Judith Herzberg * 1934
Bettina Wegner * 1947
Erich Wolfgang Skwara * 1948
Geburtstag
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Selma Meerbaum-Eisinger
Kristall
Ganz still. Und viele welke Blätter liegen
wie braunes Gold, in Sonne eingetaucht.
Der Himmel ist sehr blau,
und weiße Wolken wiegen.
Ein heller Frost den Reif auf Bäume haucht.
Die Tannen stehen frisch und grün,
und ihre Wipfel zeigen in die Luft.
Und rote Buchen schlank und kühn
hör’n auf den Adler, dessen Flug sie ruft,
und steigen immer höher himmelan.
Einsame Bänke stehen dann und wann
und auch ein bißchen Gras, schon halb erfroren –
die Sonne hat’s zu ihrem Liebling auserkoren.
8.12.1940
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Ende Oktober war Jan Wagner in der vh Ulm und hatte seinen neuen Gedichtband dabei.

Jan Wagner: „Steine & Erden„
Hanser Verlag € 22,00
Die neue Gedichten Jan Wagners erzeugen eine Atmosphäre, eine Stimmung, die einzigartig in der deutschsprachigen Lyrikwelt ist. Kleinigkeiten, Nebensächliches, Unscheinbares und am Wegesrand Vergessenes kommt hier zu Tage.
Wer kennt schon einen Lyrikband, der mit einem Gedicht über alte Autoreifen, die irgendwo an einem Bahndamm gestapelt sind, beginnt? In der Leichtigkeit seines Gedichtes entstehen sofort Bilder im Kopf und lassen mich schmunzeln, über die Treffsicherheit seiner Sichtweise.
Arno Schmidts „Kühe in Halbtrauer“ tauchen kurz auf im Gedicht „kühe“:
einmal umschlossen sie, kurz hinter swords,
uns und das auto, zogen mit der würde
einer begräbnisfeier, doch nur halb so schwarz,
an uns vorüber. einmal waren wir herde. …
Im Gedicht „krähenghasele“ lese ich die Zeile „gestenreich wie eine witwe auf sizilien“, wo wir doch gestern Abend mit Germana Fabiano und Ihrem Buch „Mattanza“ genau dort gelandet sind.
Sie merken schon, in Jan Wagners finden wir alles und das, ohne ausschweifend zu werden und uns mit dem Kleinen begnügnen und darin unseren Kosmos wiederfinden.
Schauen Sie einfach mal in die Leseprobe.
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Am kommenden Dienstag, den 7.November stellen wir wieder vier neue Bücher vor.
Clemens Grote liest aus:
Toni Morrison: Sehr blaue Augen
Florian Illies: Die Zeit der Stille
Necati Öziri: Vatermal
Lauren Groff: Die weite Wildnis
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: frei
Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.