Heute haben
Fritz von Herzmanovsky-Orlando * 1877
Jaroslav Hasek * 1883
Luise Rinser * 1911
Ulla Hahn * 1946
Geburtstag
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Thomas Dietrich
Maskenball
„Masken kommen vors Gesicht!“,
heißt die neue Bürgerpflicht.
Schützen so vor bösen Viren,
weshalb wir uns auch nicht zieren.
„Das ist neu und ungewohnt.“,
manch ein Bürger flugs betont.
„Und mit Brille macht´s Beschwerden,
wenn die Gläser neblig werden.“
Leute, hört jetzt auf zu stöhnen,
und tut einfach Euch gewöhnen.
Doch nur drinnen, rät der Richter.
Draußen zeigen wir Gesichter.
Klinisch grün muss es nicht sein.
Farbe bringt mehr Freude rein.
Bunt und lustig, schrill und laut,
sowas traget auf der Haut.
Phantasie und tolle Muster
machen auch das Hirn robuster.
Nehmt dem Trübsinn seine Kraft,
Heiterkeit mehr Mut uns schafft.
Darum greift zum schönen Tuch,
lest auch wieder mal ein Buch,
und trotz alldem bleibet heiter:
So nur geht das Leben weiter!
© Thomas Dietrich
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Dorthe Nors: „Die Sonne hat Gesellschaft“
Aus dem Dänischen von Frank Zuber
Kein & Aber Verlag € 20,00
„I would love people to be entertained, to love and to cry with these stories!“
Dorthe Nors
Dieses Zitat setzte ich 2015 (Jastram Blog Januar 2015) vor die Besprechung ihres letzten Erzählbandes. Fünf Jahre sind ins Land gezogen, im Moment ist so vieles anders – die Erzählungen von Dorthe Nors sind immer noch unglaublich gut.
„Es ist immer möglich, sich ein Stück weiter zurückzuziehen“,
steht diese Mal als Motto vor den Texten.
Gerade in den letzten Wochen haben wir im Buchladen gemerkt, wie wichtig vielen Menschen Bücher sind. Unsere Zeit wurde entschleunigt. Nicht freiwillig. Unsere abendlichen Aktivitäten wurde auf null heruntergefahren. Dieser oben erwähnte Rückzug traf voll unseren Alltag.
Dorthe Nors schreibt diesen Alltag, die Besonderheiten bestimmter Situationen auf. Wie ein „Handkantenschlag“ (so der Titel ihres letzten Buches) treffen uns diese kurzen Erzählungen, in der, in „Auf einem Hochstand“, ein Mann vor seiner Frau flieht, da er jeden Streit mit ihr verliert. Nass, verfroren und mit einem verletzten Fußgelenk sitzt er auf einem Hochstand, denk die ganze Zeit darüber nach, wie seine Frau sich Sorgen um ihn macht und wie Wölfe unter ihm lauern.
Mit „Es war nur eine Frage der Zeit“ beginnt die Erzählung und endet mit „Nebel ist aufgezogen, es wird eine kalte Nacht, und jemand hat Wölfe gesehen.“
Kleinste Episoden aus verschiedenen Biografien verpackt die Autorin zu messerscharfen Betrachtungen und komprimiert sie zu extrem guten Short Stories. In den USA erntet sie seit Jahren höchstes Lob, ihre Texte werden im New Yorker abgedruckt. Hier im deutschsprachigen Raum tut sie sich deutlich schwerer. Schade.