Mittwoch, 23.Juni

Heute haben
Ernst Rowohlt *1887
Anna Achmatowa * 1889
Wolfgang Koeppen * 1906
Jean Anouilh * 1910
Paul Kersten * 1943
Pascal Mercier * 1944
Geburtstag
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Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duft nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach
Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen
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Ganz neu als Taschenbuch:


Dita Zipfel: „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte
Mit Illustrationen von Rán Flygenring
dtv / Reihe Hanser € 9,95
Ab 12 Jahren

Dieses Buch wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet und auch die Illustrationen wurden mehrfach prämiert.

Lucie Schmurrer braucht Geld. Und zwar sofort und jetzt. Sie will ausziehen und auch sonst so einiges. Lucie ist 12 Jahre und damit beginnt schon ihr Problem. Als sie die Anzeige sieht, € 20 für ein Hundchen Gassi führen, klingelt sie sofort bei der angegebenen Adresse.
Damit hat sie ein weiteres Problem. Denn Herr Klinge ist anders, vielleicht auch ein wenig verrückt. Auf jeden Fall sehr skuril. Und: Das Hundchen ist längst tot. Aber: Herr Klinge bezahlt gut und engagiert Lucie als Sekretärin für sein merkwürdiges Kochbuch.

Dita Zipfel und Rán Flygenring gelingt hier ein kleines großes Meisterwerk über ein Mädchen, das Mut hat, zugreift, ihren Weg geht. Wer ist eigentlich verrückt und anders in unserer Welt? Herr Klinge? Oder doch ganz andere Persönlichkeiten unseres alltäglichen Lebens?
Und dies wird mit viel Humor und Witz geschrieben und gezeichnet.

Einfach ein riesiger Spaß.

Auf der Seite des Hanser Verlages gefunden:

5 Fragen an Dita Zipfel

In Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte trifft die Protagonistin Lucie auf Herrn Klinge, der ihre Sicht auf die Welt stark verändert. Wie würdest du Lucie und Klinge beschreiben?
Lucie ist eine ganz normale Dreizehnjährige, die auf ihre Achselhaare wartet und sich die Zwischenzeit mit dem Lösen von klassischen Familienproblemen vertreibt. Sie ist manchmal sehr erwachsen und manchmal noch Kind und hat die Schwankungen, zu ihrem Unglück, nicht unter Kontrolle. Was ich sehr an ihr mag, ist, dass sie schon vieles kapiert hat und trotzdem bereit ist zu lernen, dass sie stark ist, ohne es zu wissen, und Außenseiterin mit erhobenem Haupt.
Klinge ist ein ganz normaler Hundertsechsundachtzigjähriger mit einer übernatürlichen Reaktionsfähigkeit und dem Hang zum Drama. Er kann siebenundzwanzig Salti nacheinander, Fliegen mit der Machete köpfen und Feen die klitzekleinen Zähne ausschlagen. Man könnte sagen, dass er in seiner eigenen Welt lebt – aber tun wir das nicht alle irgendwie? Klinge versteckt seinen weichen Kern hinter ruppigem Verhalten, man darf nicht zimperlich sein in seiner Gegenwart, das ist klar. Aber – ganz ehrlich – so wirklich Bescheid wissen über Klinge, ist echt schwer.

Was können wir von Klinge lernen? Werden die Leser die Welt nach der Lektüre ein wenig anders sehen?
Wenn ich sage, man könne einen fantastischen Blick auf die Welt lernen, beißt mir Klinge heute Nacht ins Knie. Abgucken kann man sich vielleicht, den eigenen Blick zu bewahren, egal was andere darüber denken. Ich glaube fast, von Lucie kann man mehr lernen.

Wen möchtest du mit deinem Roman erreichen?
Hm, das ist eine schwierige Frage. Eine Frage, die ich mir während des Schreibens nicht stelle, weil sie mich zu sehr verwirren würde. Jetzt, wo das Buch fertig ist, möchte ich natürlich möglichst viele erreichen. Diejenigen, die wie Lucie gerade erwachsen werden, die, die noch nie vom Toxic Shock Syndrome gehört haben, diejenigen, die normalerweise niemals ein Buch lesen würden, die, die an Einhörner glauben und die, die es nicht tun.

Was hat dich auf die Idee gebracht, Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte zu schreiben?
Eine vierjährige Freundin erzählte mir von merkwürdigen Vorkommnissen im Gemüseregal. Da war von knackigen Feenbeinen und würziger Werwolfspucke die Rede. Von ihr habe ich gelernt, wie viel Blut für ein Blech Ofengemüse fließen muss.

Welcher Satz ist dein Lieblingssatz im Buch?
“Warum ist es eigentlich nicht wahnsinnig, daran zu glauben, dass ein Geist, der aussieht wie ein dünner, bekiffter Opa im Nachthemd, die ganze Welt gemacht hat?”

Leseprobe

Mittwoch, 26.August

Heute haben
Guillaume Apollinaire * 1880
Jules Romains * 1885
Christopher Isherwood * 1904
Julio Cortázar * 1914
Walter Helmut Fritz * 1929
Steinunn Sigurdardóttir * 1950
Geburtstag
und es ist der Todestag von Wolfgang Herrndorf
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„In 80 Liebesgedichten um die Welt“
Ausgewählt von Clara Paul
Insel Verlag € 10,00

Clara Paul ist bei Insel/Suhrkamp die Fachfrau für Gedichtsanthologien. Jede Menge von ihr zusammengestellte Bücher finden sich dort. Lyrik ist ja ein weites Feld und so unterschiedlich, wie Literatur insgesamt. Dass es Gedichte auch auf der ganzen Welt, rund um den Erdball gibt, ist auch klar. Aber mit Gedichten um die Welt reisen, habe ich noch nicht gemacht. Von der Antarktis bis nach Feuerland, von der Tundra ins tiefste Asien. Clara Paul sortiert ihre Gedichtsauswahl allerdings nicht nach Ländern, sondern nach Situationen.

Wer bist du
Herzklopfen
Das Licht, das in dir lebt
Nacht, ganz verrückt
Gib mir ein Wiedersehn
Glückliche Liebe

Darunter finden sich dann sinnlich, heitere Gedichte über Sehnsucht, Herzensverwirrungen und Leidenschaft. Mal als Haiku, mal als langes Gedicht u.a. von Anna Achmatowa, Gioconda Belli, Raymond Carver, Mascha Kaléko, Wladimir Majakowski, Pablo Neruda, Alfonsina Storni, Wisława Szymborska, Shu Ting, Idea Vilariño, Derek Walcott, William Carlos Williams u. v. a.

Ledier kann ich Ihnen hier kein Gedicht vorstellen, da die Rechte noch bei den VerfasserInnen und bei den ÜbersetzerInnen sind. Schauen Sie doch bitte in die Leseprobe.
Viel Vergnügen.

Freitag, 24.Juli

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Auf der Suche nach dem Kometen.

Heute haben
Alexandre Dumas * 1802
Frank Wedekind * 1864
Hermann Kasack * 1896
Banana Yoshimoto * 1964
Geburtstag
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Frank Wedekind

Es war einmal ein Bäcker,
Der prunkte mit seinem Wanst,
Wie du ihn kühn und kecker
Dir schwerlich träumen kannst.
Er hat zum Weibe genommen
Ein würdiges Gegenstück;
Doch sie konnten zusammen nicht kommen
Sie waren viel zu dick.
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Prix Goncourt 2019

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Jean-Paul Dubois: „Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise“
Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer und Uta Rüenauver
dtv gebunden € 22,00

Warum sitzt ein unauffälliger Mensch wie Paul Hansen im baufälligen Gefängnis von Montréal? Der in Frankreich aufgewachsene Sohn eines dänischen Pastors und einer Kinobesitzerin hatte schon einiges hinter sich, bevor er seine Berufung als Hausmeister in einer exklusiven Wohnanlage in Kanada fand. Ein Vierteljahrhundert lang lief alles rund – die Heizungsanlage ebenso wie die Kommunikation, bis Paul eines Tages die Sicherung durchbrennt. Nun erträgt er mit stoischer Ruhe seinen Zellengenossen Patrick, einen Hells-Angels-Biker, der sich jedoch von einer Maus ins Bockshorn jagen lässt.
Jean-Paul Dubois nimmt uns mit in diese kleine Zelle mit einer freistehende Toilette und erzählt mit feinem Humor, wie die beiden ihren Alltag bewältigen und wie es dazu kam, dass sie hier gelandet sind. Das Schöne an den Goncourt-PreisträgerInnen ist, dass man deren Bücher mit großem Vergnügen lesen kann. So auch hier. Patrick ist das genaue Gegenteil zum ruhigen Paul. Er ist ein Großmaul, ein Geschichtenerzähler, der aber extrem ängstlich ist. Eein großer Freund von Harley Davidson Fan und den Katalogen mit den vielen Ersatzteilen dazu. Das ist seine Bibel. Als er erfährt, dass der Gefängnisdirektor selber so eine Maschine fährt, ist er ganz aus dem Häuschen.
Ein sehr vergnüglicher, hintergründig ernsthafter Roman, bei dem man herzhaft schmunzeln kann. Wir haben gleich einen ganzen Stapel auf dem Neuerscheinungstisch zu liegen.


Jean-Paul Dubois
, geboren 1950 in Toulouse, studierte Soziologie und arbeitete zunächst als Sportreporter für verschiedene Tageszeitungen. Später berichtete er für den ›Nouvel Observateur‹ aus den USA. Er hat über zwanzig Romane veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Prix Femina und dem Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis. Er zählt zu den wichtigsten französischen Autoren der Gegenwart.

Mittwoch, 25.März

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Heute haben
Flannery O’Connor * 1925
Mohammed Choukri * 1935
Alessandro Piperno * 1972
Geburtstag
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Der Ulmer Blumenladen „Stielecht“ hat geschlossen, aber eine tolle Tafel im Schaufenster.

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Passend in dieser besonderen Zeit. Jetzt neu als Taschenbuch.

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John Ironmonger: „Der Wal und das Ende der Welt“
Aus dem Englischen von Maria Poets und Tobias Schnettler
Fischer Taschenbuch € 12,00

Ein kleines Fischerdorf an der englischen Südküste, abgelegen idyllisch, kaum von Touristen besucht und in den Wintermonaten sind die Bewohner unter sich. Es passiert nicht viel, jeder kennt jeden, es wird viel getrascht und die Dorfschule hat auch nur noch eine Hand voll Kinder, die Lehrerin befürchtet die baldige Schließung.
Neues Leben kommt ins Dorf an dem Tag als Joe, ein Banker aus London an Land gespült wird. Fast alle sind bei seiner Rettung dabei und der pensionierte Dorfarzt nimmt ihn bei sich auf. Er ist der geheimnisvolle Fremde und der Besitzer des teuren Autos, das verlassen auf dem Dorfparkplatz stand. Ein Analyst, dessen Leben fast nur noch aus Zahlen und Berechnungen bestand und der sich letztendlich für den Kollaps seiner Bank verantwortlich fühlte.

„In dem Dorf St.Piran erzählt man sich noch immer von dem Tag, als der nackte Mann am Strand angespült wurde. Es war der selbe Tag an den Kenny Kennet den Wal sah. Manche sagen, es sei ein Mittwoch gewesen. Andere scheinen sich ganz sicher zu sein, dass es ein Donnerstag war. Und zwar Anfang Oktober. Vielleicht aber auch Ende September, doch im Durcheinander der Tage und Wochen, die folgten, dachte niemand daran, alles aufzuschreiben. Manche Dorfbewohner behaupteten, sie erinnerten sich an jede Einzelheit, und sie alle erzählen von dem nackten Mann, und sie alle erzählen von dem Wal.“

Ein toller Roman mit liebenswerten Menschen, einem großen Wal und einem Kirchturm voller Proviant.

Leseprobe
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Fred Wiegräfe spielt „California Dreaming“ gegen den Corona Blues.

Mittwoch, 4.März

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Heute haben
Gabriele Tergit  * 1894
Giorgio Bassani * 1926
Alan Silitoe * 1928
James Ellroy * 1948
Khaled Hosseini * 1965
Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Frühlingsnacht

Über’n Garten durch die Lüfte
Hört‘ ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt’s schon an zu blühn.

Jauchzen möchte‘ ich, möchte weinen,
Ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen’s,
Und in Träumen rauscht’s der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen’s:
Sie ist Deine, sie ist dein!
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Maja Göpel: „Unsere Welt neu denken“
Eine Einladung
Ullstein Verlag € 17,99

Eine Einladung steht als Untertitel auf dem Buch. Das klingt fast etwas makaber, wenn wir wissen, von was, über was Maja Göpel schreibt.
Es geht bei ihr nicht um mehr oder weniger, als eine große Wirtschaftskritik. Ein vernichtende Analyse der Marktwirtschaft (wir können auch Kapitalismus sagen) in der wir aufgewachsen sind, die als alleingültig dasteht. Diese Wirtschaftsform hat uns in Europa großen Wohlstand gebracht und gleichzeitig viele Länder in die Armut getrieben.
Dass dieser Wachstumswahn nicht anhalten kann, dürfte uns allen klar sein und trotzdem ist dieses „mehr mehr“ das oberste Credo unserer Politiker. Gerade wollen Altmeier und Scholz das, wegen Corona, gefährdete Wachstum finanziell unterstützen.

Unsere Welt steht an einem Kipp-Punkt, und wir spüren es. Nicht so stark, wie in den Ländern des Südens, da wir Hauptverschmutzer es immer noch am Angenehmsten haben. Aber den Klimawandel merken wir auch hier in Ulm.
Der us-amerikanische Autor Jonathan Franzen schreibt: „Game over“. Es ist nichts mehr zu retten und die Fakten, die Maja Göpel auflistet, gehen in die gleiche Richtung. Doch sieht sie immer noch Hoffnung, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Unser Denken, Tun, die Wirtschaft und Politik und technischen Inovationen müssen in die richtige Richtung gelenkt werden.
Diese Zukunft neu und ganz anders in den Blick zu nehmen – darin besteht die Einladung, die Maja Göpel ausspricht.

Maja Göpels Buch fängt mit einer Aktion von Extinction Rebellion in London an. Wenn Sie mehr über die kommende Klimakatastrophe wissen wollen, dann schauen Sie am kommenden Freitag um 19 Uhr in der vh Ulm vorbei. Dort halten Aktivist*Innen der Ulmer Gruppe von XR einen sehr informativen Vortrag zum Thema.

Ein Interview des Ullstein Verlages:

Wenn wir über den Klimawandel sprechen, denken wir an die Erderwärmung oder das Schmelzen der Gletscher. Sie zeigen in Ihrem Buch, dass es auch um Freiheit, Demokratie, Wohlstand, Armut und Migration geht. Wie hängt das zusammen?

Der Klimawandel ist wie alle globalen Umweltschäden die Folge einer Lebensweise, deren Ideen aus dem vergangenen Jahrhundert stammen. Damals dachte man, die Natur, die Ressourcen, die Widerstandsfähigkeit des Planeten seien endlos und damit auch das Wachstum der Wirtschaft. Heute wissen wir, der Kuchen kann nicht immer weiter wachsen. Dass jeder unterm Strich ständig mehr hat, geht nicht auf. Also müssen wir uns fragen, wie wir den Kuchen anders backen und verteilen. Unser Wohlstand darf nicht die Ursache für die Armut anderer Menschen sein, unsere Freiheit nicht der Grund dafür, dass andere ihre Heimat verlassen müssen.
Maja Göpel Unsere Welt neu denken

Was ist Ihr Appell an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft?

Die Diskussion darüber, was zu tun ist, wird mit großer Leidenschaft geführt. Gleichzeitig führt sie nicht zu Lösungen. Extreme Positionen bestimmen das Bild. Immer heißt es: Entweder Wohlstand oder Klimaschutz. Entweder Kapitalismus oder Ökodiktatur. Entweder Freiheit oder Verbote. Der Mittelweg hat kaum Fürsprecher, dabei würde ihn die Mehrheit der Leute vermutlich mitgehen. Worum sorgen wir uns wirklich? Was haben wir abseits der Extreme gemeinsam? Diese Fragen zu stellen und dann zu zeigen, dass viele Dinge, die angeblich einander ausschließen, sich gut kombinieren lassen – das ist mein Appell.

Und Sie fordern, dass wir das Soziale mit dem Ökologischen versöhnen, um bei der Klimadebatte voranzukommen?

Das Soziale und das Ökologische miteinander zu versöhnen würde uns nicht nur beim Klima helfen. Es ist die Grundlage dafür, dass die Menschheit überhaupt weiter in Frieden auf dem Planeten leben kann. Die künstliche Trennung – hier der Mensch, da die Umwelt – lieferte in der Vergangenheit die Begründung dafür, warum die natürlichen Ressourcen so rücksichtslos ausgeplündert werden durften, als könne der Mensch ohne Umwelt existieren. Heute beeinflusst die Menschheit die natürlichen Entwicklungsprozesse der gesamten Erde. Daraus entsteht eine neue Verantwortung. Wir brauchen ein neues Weltbild, aber auch ein neues Selbstbild, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.

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Bildrechte: Kai Müller

Maja Göpel, geboren 1976, ist Politökonomin und Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und berät die Bundesregierung zu Umweltfragen als Generalsekretärin des wissenschaftlichen Beirates zu globalen Umweltveränderungen. Die gefragte Rednerin stellte im März 2019 vor der Bundespressekonferenz die Kampagne Scientists for Future vor, bei der sich mehr als 26.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Forderungen der Schülerproteste zu mehr Klimaschutz anschlossen. Sie ist ein häufiger Gast in TV-Diskussionen.
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Heute abend ab 19 Uhr gibt es im Gleis 44 in der Schillerstraße 44
und am Freitag, den 6.März ab 19 in der vh Ulm jeweils einen Vortrag zum Klimawandel, zur Klimakatastrophe.
Veranstalter ist die Ortsgruppe Ulm von Extinction Rebellion.

Freitag, 6.Oktober

Heute haben
Meret Oppenheim * 1913
Yasar Kemal * 1923
Louis Begley * 1933
Silvio Huonder * 1954
Geburtstag
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Max Dauthendey
Nachtstürme reiten die Bäume krumm

Statt der Blumen und Blätter, die sich sonst regen,
Steht Reisigholz stumm auf allen Wegen.
Am Himmel gehen Nebel und Nässe um,
Und Nachtstürme reiten die Bäume krumm.

Ich stehe hinter Fensterscheiben verloren.
Die alten Lieder sind nur Träume hinter sieben Toren,
Die Geliebte ging weit in den Nebel fort,
Nichts blieb in den Ohren als ihr Liebeswort.
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Kassia St Clair:Die Welt der Farben
Tempo im Hoffmann & Campe Verlag € 25,00

Oh, was für ein schönes Buch. Allein schon der geprägte Umschlag. Dann die farbigen Seitenränder, die wir nur aus Pflanzenbestimmungsbüchern kennen. Auf unserem Tisch im Laden haben wir ein Buch über die Farbe Blau. Nebendran liegt ein Buch über Schnee. Aber so eine Sammlung habe ich noch nie durchgeblättert.

Die Journalistin St Clair hat sich schon immer für Farben interessiert und fing an in der Zeitschrift Elle über einzelne Farben zu schreiben. Jetzt gibt es die komplette Sammlung ihrer 75 Farben im neuen Tempo Verlag, der unter dem Dach von Hoffmann & Campe sitzt.

Kaisergelb, Indigo, Scharlachrot, Bleiweiß, Khaki, Holzkohle, Avocado, Baker-Miller-Pink und Himmelblau – quer durch das Farbenspektrum ziehen sich die Artikel. Vorneweg noch ein Text der Autorin über Farben, wie wir sie wahrnehmen und auch wie unterschiedlich wir sie wahrnehmen. Auch davon hängt ab, wie wir die Welt sehen. Sie erzählt uns geheimnisvolle und vielfältige Geschichten, die sich hinter den genannten Farben verbergen – sie erzählt unsere Kulturgeschichte. Wann war ein Farbton in Mode? Wie und wann wurde er hergestellt? Ist er mit einem bestimmten Künstler, Designer oder einer Marke verbunden? Wie ist seine Geschichte? Ergebnis ist ein kunterbuntes Lexikon voller Anekdoten, das mit großer Liebe zum Detail.

Samstag, 4.März

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Heute haben
Giorgio Bassani * 1926
Alan Silitoe * 1928
James Ellroy * 1948
Khaled Hosseini * 1965
Geburtstag
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Barthold Hinrich Brockes
Die Welt ist allezeit schön

Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast smaragdnen Schein.

Im Sommer glänzt das reife Feld
Und scheint dem Golde gleich zu sein.

Im Herbste sieht man als Opalen
Der Bäume bunte Blätter strahlen.

Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Flut und Land.

Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
Ist sie zu allen Zeiten schön.
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Heute wäre ein idealer Tag für ein wenig Gartenarbeit in der warmen Sonne.

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Katja Maren Thiel:Gartenprojekte für Kinder
Kosmos Verlag € 14,99

Ob Sommer oder Winter, Sauwetter oder Sonnenschein – dieses Buch macht den Garten das ganze Jahr über zum spannenden Abenteuerspielplatz. 45 Ideen zum Forschen und Entdecken, Tiere schützen, Bauen und Basteln sowie für neue Spiele und Spielgeräte sorgen für viel Abwechslung im Alltag und an den Wochenenden. Von einfach bis etwas schwieriger: mit den detaillierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen können Kinder und Eltern alle 45 Projekte gemeinsam spielerisch leicht umsetzen.
Und das fängt mit Aussäen und Insekten unter der Lupe an und geht weiter mit Blätter den jeweiligen Bäumen zuzuordnen. Wie mache ich ne Sonnenuhr und wie ein Lagerfeuer?
Dann wird es verzwickter mit einer Gemüseschnecke, ein kleines Beet im Kasten, und ein Hochhaus für Erdbeeren. Natürlich brauchen Tiere auch ihren Unterschlupf und so erfahren wir, wie wir einfache Nistkästen und Insektenhotels basteln können.
Aber was wäre ein Garten ohne Beeren und die Marmelade, die man daraus kochen kann? Ringelblumencreme? Na klar, geht ganz einfach. Genauso wie Farben gewinnen aus Blüten. Und wenn es dann richtig warm wird, müssen natürlich auch Feste gefeiert werden und Spiele organisiert.
Wer immer noch nicht genug hat, oder wenn der Papa sich so richtig ins Zeug legen will, kann er sich die Seiten mit „Spielgeräte selber machen“ anschauen und noch schauen, wie ein Klangarten ensteht, ein Stuhl, ein Baumhaus.
Genug? Ich denke ja.
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Nicht vergessen:
Am kommenden Dienstag, den 7.März stellen wir ab 19 Uhr vier neue Romane vor.
Dieses Mal:

Den Briefroman von Zsuzsa Bánk: „Schlafen werden wir später“
Der New York Immigrantenroman von Imbolo Mbue: „Das geträumte Land“
Der Schostakowitsch-Roman von Julian Barnes: „Der Lärm der Zeit“
und Fatma Aydemirs Erstling: „Ellbogen“

Es liest Clemens Grote.
Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.

Freitag, 22.Januar

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Nacht, Licht und Mond

Heute haben
John Donne * 1572
Gotthold Ephraim Lessing * 1729
Lord Byron * 1788
Agust Strindberg * 1849
Francia Picabia * 1879
Erika Runge * 1939
Wilhelm Genazino * 1943

John Donne

No man is an island,
Entire of itself,
Every man is a piece of the continent,
A part of the main.
If a clod be washed away by the sea,
Europe is the less.
As well as if a promontory were.
As well as if a manor of thy friend’s
Or of thine own were:
Any man’s death diminishes me,
Because I am involved in mankind,
And therefore never send to know for whom the bell tolls;
It tolls for thee.
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Dafür haben wir doch Bücher, damit wir mit ihnen zu den entlegendsten Orten der Welt reisen können.

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Alastair Bonnett: „Die seltsamsten Orte der Welt
Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln
C.H.Beck Verlag € 19,95

Der Fuchsbau 54°58’54“ nördlicher Breite; 1°35′ 21“westlicher Lage
Mit dieser genauen geographische Angabe ortet der Geograph Alastair Bennet einen Fuchsbau am zugewachsenen Westrand des Heaton Park in Newcastle. Zwischen Müllsäcken und einem verfaulenden Kinderbett macht er, nach hinlänglichem Tasten, eine feuchte, schlecht gebaute Höhle aus und ging damit dem Bedürfnis nach, einem ihm hin und wieder begegnenden kleinen Fuchs zu folgen.
Wer einmal einem Fuchs begegnete, wird dieses Bedürfnis sofort nachempfinden können.
Und so folgt die Leserin, der Leser dem Autoren mit wachsender Begeisterung in die Mongolei nach Kangbashi zu Museen ohne Besucher, Einkaufzentren ohne Kunden, erfährt dort etwas über die mutigen Bergleute eines der größten Kohlereviere Chinas und reist weiter……. bis nach Camp Zeist, einer niederländischen Militäreinrichtung auf schottischem Boden, verweilt auf einem Friedhof in Manila oder erobert sich das Vereinigte Königreich der Lunda Chokwe. Es liegt in der östlichen Hälfte Angolas.
Dieses unglaubliche Buch, unterteilt in Kapitel mit den Überschriften verlorengegangene Orte, versteckte Geographien, Niemandsländer, Geisterstädte, Ausnahmeräume, Enklaven und abtrünnige Nationen, schwimmende Inseln, vergängliche Orte, fügt am Ende des Buches ein Personen-, sowie Orts- und Sachregister an und bietet zudem noch Illustrationen der Künstlerin Lauren Nassef, die die seltsamsten Orte der Welt, fein und liebevoll darstellt.
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Gehen Sie hin, es lohnt sich:

Marlies Blume Foto 1 klein

Marlies Blume
Abendprogramm „all in one, elles isch ois“:

26.02.2016, 20h, theaterWerkstatt Ulm, Schillerstr. 1 (neben Roxy), 89077 Ulm

Vorbestellung unter 07348 / 982 180
Weitere Infos unter www.theaterwerkstatt-ulm-ev.de
Alle Infos zu Marlies Blume unter www.marliesblume.de
Münch & Sauer Foto
Münch & Sauer
Abendprogramm „Schöne Aussicht“:
30.01.2016
05./06./12./13.02.2016
jeweils 20h, theaterWerkstatt Ulm, Schillerstr. 1 (neben Roxy), 89077 Ulm
Vorbestellung unter 07348 / 982 180
Weitere Infos unter www.theaterwerkstatt-ulm-ev.de
Alle Infos zu Münch & Sauer unter www.muenchundsauer.de

Donnerstag

Heute haben
Horace Walpole * 1717
Charles Ferdinand Ramuz * 1878
Alfons Petzold * 1882
F.Scott Fitzgerald * 1896
Walter Kappacher * 1938
Antonio Tabucchi * 1943
und Anita
Geburtstag

Fast daneben ist auch vorbei. Gestern hatten wir Walter Kappacher als Übersetzer und Nachwortschreiber von Henry James‘ „Die mittleren Jahre“ auf dem Blog und heute steht er auf der Geburtstagsliste. Herzlichen Glückwunsch.

Der Rowohlt Verlag schickte uns eine Kiste mit Teil 2 von Jojo Moyes‘ „Ein ganzes halbes Jahr“ mit dem Titel „Ein ganz neues Leben“. Pssst! Ich habe sofort die letzten beiden Seiten des neuen Romans gelesen, um zu schauen, wie es mit Louisa ausgeht. Ich verrate aber nichts.
Aus dem Neuerscheinungspaket des Hanser Verlages fischte ich ein Bilderbuch heraus, dessen Hauptperson Luisa heisst. Noch’n kleiner Zufall und ich blätterte das Buch gleich durch und es war klar, dass ich es heute auf den Blog setze.

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Claudia Schreiber (Text) und Yayo Kawamura (Illustrationen):
„Ich, Luisa, Königin der ganzen Welt“
Hanser Verlag € 14,90
Bilderbuch ab 4 Jahren

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Wer wollte nicht schon immer mal Ritter, König, Prinzessin und Königin sein? Es war doch sicherlich der Traum von uns allen. Einmal so richtig regieren dürfen und alle müssen gehorchen. Alles machen dürfen und keiner schimpft. Einmal befehlen und alle müssen springen und die Wünsche erfüllen.

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Luisa hat es gut, denn sie ist Königin.
„Ich bin Luisa, Königin der ganzen Welt.“ sagt sie auf der ersten Doppelseite und winkt über die Stadt aus einerm ihrer Schlosstürme.Zuvor sehen wir sie mit einer Krone und einem kleinen Krokodiltier uns anlächeln. Und während sie gekämmt wird, sagt sie uns, dass überall Bilder mit ihrem Porträt hängen. Und wenn sie sich mit einem Cabrio durch die Stadt fahren lässt, jubeln ihr alle zu. Sie lässt die guten Gefangenen frei (u.a. Gandhi und Robin Hood), die bösen müssen allerdings drinbleiben. Sie kauft auf dem Markt jede Menge Obst und Gemüse und verteilt sie an die, die es nötig haben. Aber sie denkt natürlich auch an sich und schaut so lange Fernsehen, wie sie will, Sie lädt alle Bekannten der Welt zu sich ein, Kinder dürfen sich aus ihren Kleiderschränken bedienen und für sie gibt es natürlich auch Schlammpfützen und Trampolinspringen. Wenn es ein Fest gibt, lädt sie ihre besten Freunde aus der Klasse ein. Mama und Papa sowieso (die sitzen gemeinsam auf dem königlichen Thron). Aber auch Bernd und Pia, die eigentlich blöde sind. Die müssen sich extra tief verbeugen und wenn sie weiterhin so doof zu ihr sind, kommen sie in’s tiefste Verlies. Und natürlich lädt sie Lukas ein. Den Jungen aus ihrer Straße, den sie sooo sehr mag. Wenn der Ball begingt fragt sie ihn, ob er mit ihr tanzen will.
Aber …… das traut sie sich dann doch nicht, auch wenn sie Königin Luisa ist.
Und alles könnte so weitergehen, wenn nicht der Schlüssel in der Türe zu hören wäre und Luisas Mama ruft: „Wo ist denn meine Königin Luisa?“ und Luisa von Mamas Kleiderschrank weg- und ihr freudig in die Arme springt.

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Leseprobe

Ein Königin Luisa-Baselbogen

Samstag

Heute haben
William Golding * 1911
Carlo Fruttero * 1926
Stefanie Zweig * 1932
Geburtstag.
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Unser Bilderbuchtipp für einverregnetes Wochenende:

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Élisa Géhin: „Eins, zwei… und die ganze Welt“
Originaltitel: Dans l’ensemble
Prestel Verlag € 12,99
Bilderbuch ab 2 Jahren
80 farbige Abbildungen mit doppelseitiger Ausfalttafel

Das ist unsere Welt!

Was soll ich nach diesem Video noch schreiben?
Einfach, dass es ein sehr farbenfrohes, angenehmes, nicht so großes Bilderbuch ist. Das erste Bild im Buch ist eine Blume, die mir entgegenstrahlt. Danach kommt ein Baum und auf der gegenüberliegenden Seite viele Bäume, die einen Wald ergeben. Eines, zwei und ganz viele ergeben die ganze Welt. Aus einem Auto wird ein Stau und ein Autoparkplatz. Aus einem Eisenbahnwagen wird ein Zug und ein Bahnhof. Aus einem Höcker ein Kamel und dann die Wüste. Aus einem Elefant wird eine Herde und dann ein Zoo mit vielen verschiedenen Tieren. Dies hat Élisa Géhin in klaren Formen und Farben collageartig gestaltet, die auf dem matten Papier sehr gut zur Wirkung kommen.
Sie geht jedoch auch raus aus dem Stadtviertel, aus dem Bett, dem Hotel, zeigt uns die Stunde, den Tag und die Woche. Sie zeigt uns ein Skelett und einen Friedhof. Dann kommen die Sterne, die Nacht und ein knallbuntes Weltall vor einem rabenschwarzen Hintergrund. Und wem das noch nicht reicht, der bekommt noch unbekannte Wesen und noch fremdere Welten.
Genug?
Nein!
Jetzt folgt eine Doppelseite, die wir noch einmal aufklappen können. Hier sehen wir dann alles auf einen Blick und merken, wie jedes mit dem anderen zusammenhängt und ein großes Ganzes ergibt. So steht kein Bett alleine, kein Fisch schwimmt für sich und alleine schaut dieses Buch eh keiner an. Das geht gar nicht.

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Website von Élisa Géhin
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Morgen gibt es wieder eine Sonntagsbeilage.
Detlef Surrey zeigt uns neue Skizzen.

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