Montag, 22.August

Heute haben
Dorothee Parker * 1893
Wolfdietrich Schnurre * 1920
Ray Bradbury * 1920
Irmtraud Morgner * 1933
Annie Proulx * 1935
Peter James * 1948
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„Denn wenn ich täglich befürchte, die um mich sind, morgen nicht wiedersehen zu können, habe ich anders Umgang mit ihnen, als wenn ich zu wissen glaube, mich morgen schon wieder über sie ärgern zu müssen.“
Wolfdietrich Schnurre
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Peter Fassl: „Sieben Wegkapellen
Architektonische Landmarken an den Radwegen im Schwäbischen Donautal
Herausgegeben:Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung
Kunstverlag Josef Fink € 6,00

Der große, aufwendige Bildband über die Wegkapellen ist leider vergriffen. Jetzt ist ganz aktuell eine kleine Ausgabe erschienen, die perfekt in jede Tasche passt und somit ein idealer Führer zum Mitnehmen ist.
Vor einem Jahr habe ich das Wegkapellen-Buch hier vorgestellt, bin die Strecke auch abgeradelt. Einige KundInnen waren so angefixt, dass sie sich auch auf den Weg gemacht haben und jedes Mal sehr begeistert zurückgekommen sind. Die Kombination mit Zug und Rad ist optimal, die Strecke lang und anspruchsvoll. Sie muss ja aber auch nicht auf einmal geradelt werden, oder sie übernachten unterwegs. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Dies schreibt der Verlag:
2016 errichtete der Wertinger Unternehmer Siegfried Denzel mit seiner Ehefrau die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung, deren Zweck es ist, Kunst, Geschichte, Kirche, Religion und Kultur zu fördern. Im Jahr darauf entwickelte Dr. Peter Fassl, damaliger Bezirksheimatpfleger von Schwaben und stellvertretender Vorsitzender der Stiftung, das Projekt „Sieben Kapellen“, dessen Ziel es war, in Anlehnung an die biblische Zahl „Sieben“ Kapellenbauten zu errichten, die Wanderern und Radfahrern Einladung zum Halten, Rasten und zur Besinnung, aber auch ganz allgemein Schutz bieten sollten. Es gelang, zum Teil sehr prominente Architekten für das Projekt zu gewinnen. Einzige Vorgaben an sie waren das Baumaterial Holz und die Wiedergabe des Kreuzes als christliches Zeichen.Die zwischen 2018 und 2020 entlang der Donauradwege, hauptsächlich im Landkreis Dillingen, entstandenen kleinen Gotteshäuser – wichtige Zeugnisse der zeitgenössischen Sakralarchitektur im Bistum Augsburg – stellt Peter Fassl in der vorliegenden Broschüre, die sich ideal auch als handlicher Begleiter für Radtouren eignet, vor:- Radwegkapelle bei Gundelfingen von Hans Engel, Augsburg- Blaue Kapelle im Laugnatal von Wilhelm Huber, Betzigau- Wooden Chapel Unterliezheim von John Pawson, London- Wegkapelle zwischen Oberbechingen und Wittislingen von Frank Lattke, Augsburg- Wegkapelle bei den Schwaigen von Alen Jasarevic, Mering- Kapelle Kesselostheim von Prof. Volker Staab, Berlin- Kapelle bei Oberthürheim von Prof. Christoph Mäckler, Frankfurt a. M.Mit einem Vorwort von Siegfried Denzel und einem Geleitwort von Karl-Heinz Schmitz, Prof. em. an der Bauhaus-Universität Weimar und seit 2017 Gastprofessor an der TU Wien.

Sonntag, 24.Juli

Susanne R. hat den perfekten Platz für Janosch: „Ich liebe eine Tigerente“ gefunden.

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Alexandre Dumas d.Ä. 1802
Frank Wedekind * 1864
Hermann Kasack * 1896
Zelda Fitzgerald * 1900
haben heute Geburtstag
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Joseph von Eichendorff
Es war, als hätt der Himmel

Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis‘ die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
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Hardy on Tour
Tag 58

84 km von kurz hinter Blumberg über Hilzingen und Singen nach Konstanz und am Abend noch nach Oberhomberg im Deggenhausertal

Ich sitze im Gewitterregen unter dem  Lindenbaum bei der kleinen Kirche in Oberhomberg, ein kleines Dörfchen oberhalb vom Deggenhausertal. Der Baum schenkt so leidlich Schutz vorm Regen, der mich völlig überrascht hat. Das Zelt steht unweit auf einem Grillplatz. Auch das im Gewitter beim letzten Licht der Dämmerung noch hastig aufgebaut und eh noch naß vom Regen in der Frühe. Aber was soll’s, es ist nicht kalt und zudem mein letzter Abend auf Tour und der darf schließlich auch irgendwie ganz besonders sein, um einen würdigen Rahmen meiner Reise zu bieten.
Mein Tag war ganz besonders und doch schnell erzählt. Den Gewitterregen am frühen Morgen im Zelt abgewartet und dann bei fast mystischer Stimmung durch den Nebelregendunst nach Hilzingen geradelt, wo ich bei Gaby und Joachim (Jonas Großeltern väterlicher Seite aus) zum spontanen Frühstück empfangen wurde. Von dort dann noch 35 km bis nach Konstanz um Jule und Enkelchen Jona zu besuchen (Phil hatte leider Dienste) und mich verwöhnen zu lassen, mit allem was ich so besonders mag: Fetakäse und Salat, Oliven und Hirtenschmaus, dazu Erdbeeren und Jules schon legendäre Bisquitrolle, diesmal mit Himbeeren gefüllt.
Es war schon auch ein besonderer Moment Jona nach über 2 Monaten wieder zu sehn. Schön, einfach den Tag zusammen zu verbringen. Danke.
Am Abend wollte ich dann noch unbedingt den Anstieg hoch im Deggenhausertal hinter mich bringen. 2 km bei meist 15 % Steigung geht’s da hinauf und ich kam nochmal so richtig in’s Schwitzen und kämpfte mich im Wiegeschritt bergauf. Tja und dann kam das Gewitter und zugleich der schöne Platz in dem abgelegenen Örtchen Oberhomberg, wo es neben Grillplatz und Kirchlein auch eine gute Gaststätte gibt, die noch ein wohlverdientes Bierchen für mich hatte, das ich nun unterm Lindenbaum im strömenden Gewitterregen ziemlich durchnässt und ein bisschen in sentimentaler Stimmung genieße. Morgen noch um die 100 km bis Wippingen.

Freitag, 22.Juli

Vollmond über dem Latemar / Dolomiten vom Ritten aus gesehen. Foto: Margit

Heute haben
Karoline Pawlowa * 1807
Oskar Maria Graf * 1894
Tom Robbins * 1936
Arno Geiger * 1968
Geburtstag
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Detlev von Liliencron
Heimgang in der Frühe

In der Dämmerung,
Um Glock zwei, Glock dreie,
Trat ich aus der Tür
In die Morgenweihe.

Klanglos liegt der Weg,
Und die Bäume schweigen,
Und das Vogellied
Schläft noch in den Zweigen.

Hör ich hinter mir
Sacht ein Fenster schließen.
Will mein strömend Herz
Übers Ufer fließen?

Sieht mein Sehnen nur
Blond und blaue Farben?
Himmelsrot und Grün
Samt den andern starben.

Ihrer Augen Blau
Küßt die Wölkchenherde,
Und ihr blondes Haar
Deckt die ganze Erde.

Was die Nacht mir gab,
Wird mich lang durchbeben,
Meine Arme weit
Fangen Lust und Leben.

Eine Drossel weckt
Plötzlich aus den Bäumen,
Und der Tag erwacht
Still aus Liebesträumen.
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Gestern ging es um Wörter, die man nicht sagen soll,
heute geht es um ausgewanderte Wörter.

Matthias Heine: „Ausgewanderte Wörter
Von Deutschland in die ganze Welt
DuMont Verlag € 20,00

Nach seinem Buch „Eingewanderte Wörter“ dreht der Matthias Heine jetzt den Spieß um und zeigt uns deutsche Wörter, die in anderen Sprachen (leicht abgeändert) benutzt werden. „kindergarten“, „pretzel“ und „wurst“ kennen wir von den Us-Amerikanern, aber wussten Sie, dass auf Samoa „Benzin“ „pensini“, auf Papua-Neuguinea „Schubkarre“ „supkar“ heißt. Dass eine Minute 60 Sekunden hat, ist klar, aber dass die Inuit „minuti“ und „situnti“ benutzen, war mir fremd.
Kurios wird es, wenn andere Sprachen einen Germanismus nutzen, wo wir uns für einen Anglizismus entschieden haben. So nennen die Franzosen einen katastrophalen Absturz der Aktienkurse „krach“, während bei uns „Crash“ das deutsche Wort fast verdrängt hat. Was wir im Computerjargon „Firewall“ nennen, heißt bei den Russen „brandmauer“ und im Englischen bekommt man keinesfalls einen „Shitstorm“, sondern „flak“, so schreibt es der Autor.

Ungarisch: radirgumi
Englisch: schadenfreude
Swahili: shule
Polnisch: stempel
Bulgarisch: Bormaschina

sind weitere ausgewanderte Wörter und im Buch gibt es noch viele andere Beispiele.
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Hardy on Tour
Tag 56


148 km und 1600 HM von Bruyeres über den Col du Grand Ballon und Hartmannswillerkopf  nach Freiburg

Ziemlich geschafft, doch sehr erfüllt heut Abend in Freiburg bei Lisa angekommen. Ich darf auf einen richtig schönen Radtag zurückblicken. Durfte staunend die weiten  Ausblicke von den Höhen der Vogesen auf der „Route des Cretes“ erleben. Davor ein herrlich wohltuendes Bad im Lac de Longemer nehmen und beim Bäcker Drive In genüsslich frühstücken nach einer feuchten Nacht mit allerlei Nacktschnecken am und erfreulicherweise nicht im  Zelt.
Mein Weg führte mich bewusst zum Hartmannswillerkopf und zu der eindrucksvollen Gedenkstätte mit dem neu gestalteten Museum dort. Es wurde als deutsch-französisches Projekt 2017 von den Präsidenten Macron und Steinmeier der Öffentlichkeit übergeben und dokumentiert durchaus nachfühlbar die Schrecken dieses grausamen Stellungskrieges im 1. Weltkrieg, bei dem tausende junge Soldaten ihr Leben grausamst im Granathagel verloren haben.
Nach dieser schweren Kost tat die rauschende Abfahrt hinunter ins Elsaß so richtig gut und die flachen 76 km über Fessenheim nach Freiburg schaffte ich mit einer ausgiebigen Trinkpause dann vollends auf der vorvorletzten Rille ganz ordentlich.
Ja es war ein gutes Gefühl, als ich über die Rheinbrücke radelte und wieder in Deutschland eintraf. Schon so ein bisschen wie heimkommen und das hatte ich dann erst recht in Freiburg und vollends bei Lisa, wo Hirsesalat und Schokopudding auf mich warteten.
Und das Fußball Viertelfinale.

Montag, 18.Juni / Schwörmontag

Heute ist Schwörmontag in Ulm, der Feiertag des Jahres,
und wir schließen unseren Laden um 14 Uhr.
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Heute haben
William Makepeace Thackeray * 1811
Ricarda Huch * 1864
Nathalie Saurraute * 1902
Grete Weil * 1906
Georg Kreissler * 1922
Ludwig Harig * 1927
Edward Bond * 1934
Hunter S. Thompson * 1937
Geburtstag
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Ada Christen (1839-1901)
Menschen

Als ich, mit der Welt zerfallen,
Schweigend ging umher,
Da fragten die lieben Menschen:
Was quälet dich so sehr?

Ich sagte ihnen die Wahrheit;
Sie haben sich fortgedrückt
Und hinter meinem Rücken
Erklärt, ich sei verrückt.
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Heute lassen wir Hartmut wieder über seine Radltour berichten:

Tag 52

84 km von Hirson bis Charleroi

Nein nein, also ich hab wahrhaftig keinen Grund mich zu beklagen.
Da sitze ich hier in der Taverne von der Klosteranlage „Abbaye d‘ Aulne“ bei feinem Käse und noch feinerem Bier und blicke auf einen Sonntag, der völlig anders war wie ich das gestern Abend mir so vorgestellt hatte.
Da war nämlich der konfuse Plan gereift, zu versuchen nach Luxemburg zu kommen, um dort nach einem neuen Hinterrad zu schauen….das wäre 180 km und viele viele Höhenmeter gewesen. Und wie so oft war es auch bei dieser Entscheidung gut, nochmal ne Nacht drüber zu schlafen. Heut morgen nämlich fand ich den Plan doch sehr wagemütig und ich checkte nochmal in aller Ruhe und mit etwas mehr Besonnenheit die Lage und  „entdeckte “ dann das eigentlich Naheliegenste und das war die Stadt Charleroi in Belgien, nur ca. 65 km entfernt und zudem mit wenig Höhenmetern und immerhin 3 Radläden, die auch am Montag geöffnet haben (sagt zumindest Google). Also Strecke neu ins Navi eingegeben und es konnte losgehen.
Auf der Suche nach einem Sonntagmorgenkaffee kam ich an 3 Bäckereien vorbei. Kaffee bekam ich keinen dort, aber dafür jedesmal leckerste süße Stückchen. Ein kulinarisches Träumchen jedes für sich.
Tja und dann gestaltete sich dieser „verloren“ gedachte Sonntag weiter als wahrer Prachtstag. Die Route führte mich 25 km auf einer ehemaligen Bahntrasse nach Thuin (dort traf ich Andreas aus Brüssel, der mich zum Kuchen einlud) und von dort ebenso schön 22 km dem kurvenreichen Flüsschen Sambre entlang und vorbei am ehemaligen Kloster „Abbaye d‘ Aulne“, heute begehrtes Ausflugsziel und echt eindrucksvoll. Und das Bier dort ist eine Wucht und weit über das Kloster hinaus bekannt und begehrt.
Bis hierher also ein prächtiger, klassischer Ausflugssonntag von dem ich gestern nicht mal zu träumen wagte.
Und jetzt 3 Stunden später bin ich in Charleroi, der drittgrößten Stadt in Belgien und bin voll überfordert von dem Kontrast zu dem idyllischen Nachmittag. Was für eine Stadt, Industriestadt, Industrieruinen, viel Müll, Baustellen. Aber dann auch wieder moderne und gepflegte Ecken. Echt krass und zudem blühen überall meist kleine Fliederbüsche, die sich wohl selber ausgesät und ausgebreitet haben. Okay, also hier ruht die Hoffnung auf ein passendes Hinterrad. War ich heut Nachmittag vorsichtig optimistisch, bin ich jetzt doch deutlich skeptischer. Das wird sicherlich auch noch spannend mit dem Übernachtungsplatz hier.
Das Leben bietet so allerlei Erstaunliches.

Sonntag, 17.Juni

135 km von Armentieres über Lille und Valenciennes nach Hirson

Bis 17:55 Uhr war meine Welt schwer in Ordnung. Ich kurbelte recht munter durch die Landschaft und fand es einfach schön. Nicht zu heiß, leichter Wind, sehr gute Straßen und in den Städten immer prima Radwege, wenig Verkehr. Selbst in Lille war es total entspannt auf dem Rad und ich konnte meine Blicke schweifen lassen. So feine Backwaren und das Baguette schmeckt nirgends so gut wie eben in Frankreich. Auch das Angebot an frischem Obst ist überragend und von allerbester Güte. Frankreich ist da schon besonders, was feines Essen anbelangt. Nur verstehen tu ich halt leider gar nix. Mein Wortschaft begrenzt sich auf „Mercie & Pardon“ und auf „bonne journée & Au revoir“.
Die Franzosen sind mega freundlich zu mir und es klappt prima beim Einkaufen und kurzem gestenreichen Smalltalk. Aber das war es dann auch.

So kurbelte ich also durch die leicht wellige Landschaft ohne groß Spektakuläres zu erleben und war mit mir und der Welt ganz zufrieden,
bis eben 17:55 Uhr.

Was dann passierte ist allen ja eh klar. Speiche Nr. 11 ist gebrochen und das Hinterrad blöderweise völlig unrund, sodass der Reifen am Schutzblech schleift. Ich hab vergeblich versucht das zu reparieren und Samstagabend ist natürlich kein Radladen mehr geöffnet, wo Hilfe zu haben wäre.
Hab die Felge jetzt so hingekriegt, dass das Rad nicht mehr schleift und hab es bis Hirson (mein geplantes Tagesziel) geschafft.
Diesmal bedurfte es zwei Frustdosenbiere und immer noch bin ich unschlüssig, was ich tun werde morgen. Sitze bei einem Cappuccino bei Mc Donald wegen des Wi-Fi’s und versuche die Lage zu checken. Ich brauche ein neues Hinterrad, alles andere macht einfach keinen Sinn. Ich ärgere mich auch über mich selber, da ich dies eigentlich schon in London gedacht hab und dort hätte ich Zeit und Angebot gehabt. Naja, hinterher ist man halt oft schlauer. Letztlich ist es ja auch nur ein Hinterrad, es gibt wahrlich weitreichendere Probleme als dies.
Klar, es ist echt nervig und nimmt viel zu viel Raum ein auf dieser Reise, aber ich hab weiß Gott keinen Grund mich zu beklagen. Ich muß nur eine Entscheidung treffen, wie es morgen weitergehen soll und schlaf nun am besten mal drüber, wenn ich jetzt dann einen Zeltplatz irgendwo hier gefunden habe.

Donnerstag, 14.Juli


Heute haben
Irving Stone * 1903
Issac B.Singer * 1904
Natalia Ginzburg * 1916
Polina Daschkowa * 1960
Geburtstag
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Auf einer Veranstaltung, im Rahmen der Lyrikwoche in Ulm, drücke mir jemand ein schmales Buch in die Hand. Ich solle einfach mal reinschauen. Dieser Jemand ist Milan Gonzales, deutscher Journalist, Dichter, Fotograf, Filmemacher mit bolivianischen Wurzeln, der seine neuesten Gedichte unter dem Titel „Sieben“ veröffentlicht hat.
Mal zärtlich intim, mal kritisch mit sich und der ganzen Welt, kämpferisch und genauhinschauend, zeigt der Autor verschiedene Facetten unserer Welt und unserem Zusammenleben.
Die folgenden Gedichte und Illustrationen hat er mir für den Blog zugeschickt.


Milan M.A.Gonzales: „Sieben“
Gedichte
Illustrationen von Alex Subkoff
herbst Verlag € 20,00

Das Lant*
*vom Protogermanischen: hlanda ̧

Es heißt der Rhein, die Zugspitze,
weil ein Mann wie ein Berg
den Äther erreichen kann,
vom Bodensee bis Kleve,
es heißt mein Lant.

Das Grundgesetz regiert uns,
über diesem steht nur der Himmel
und die Macht des Herrn.

Gegen den Hass unsere Waffe ist die Hoffnung.
Um unser Lant zu verteidigen
brauchen wir Mühe,
Engagement und Loyalität.

Wir haben zwei Weltkriege inszeniert,
verloren und dadurch eine neue
Bewusstheit erlangt.

Wir existieren,
wir haben eine Struktur,
eine Form, ein Ziel,
ein neues Konstrukt ist entstanden.

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Der Bäcker

Zwei Drittel der Stadt schlafen,
auf der Straße tanzen Fuchs und Kaninchen,
das andere Drittel gleichmäßig
verteilt zwischen Puffs, Insomnia und Tankstellen.

Im Süden verdaut ein Dorf
die Träume seiner Mitbewohner,
im Norden übergibt sich die Stadt
auf die Psyche der Millennials mit Burnout und Cuts.
Ein paar Süchtige spielen noch online,
woanders suchen Zuschauer
etwas im Leben der Anderen,
Asoziale Medien für die Vampire
Stoff für die Tratschtanten und Demagogen.

Stamsried ist nicht Berlin, Gott sei Dank!
Doch ab 4 Uhr morgens sind beide eins,
auf dem Hügel wie auf meiner Straße
bringt ein Bäcker das Licht mit.

Moment mal!
Heißer Dampf kommt aus der Bäckerei.

Manchmal lohnt sich
nur eine Bushaltstelle in dem ganzen Dorf
anstatt der Dekadenz der Metropole.

Hauptsache beide backen
das Abendbrot des Volkes.
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Der Garten

Strahl von stillen Kometen,
eine Sekunde Dämmerung und Niemandsland.
Ist der Fleischfresser in die Tiefe gegangen?

Wenn die Seele sprechen muss,
bleibt die Ruhe des Windes,
das Abendbrot des Kindes.

Ist die Sehnsucht und das Feld
der Abgrund des Grünen?

Ist das Fenster eine Tür
und der Garten ein Wald?
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Etwas Neues

Wir lassen es darauf ankommen

Es sind die Kleinigkeiten
Die Kindheit erzählen
Mit einem Freund strahlen
Eine Neuigkeit mitteilen Die Wahrheit sagen
Langsam sprechen
Langsam hören
Langsam schreiben
Langsam lieben
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Vor dem Einschlafen

Ich bohre ein Loch in die Erde,
immer tiefer und tiefer,

Schnurgerade durch den Erdball,
und komme auf der anderen Seite wieder heraus.

Ob da wohl auch ein Haus steht und auch einer,
der im Bett liegt und bohrt,
irgendwo treffen wir uns,

hoffe ich doch.
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Hardy on Tour
Tag 48

110 km von Brentford über Greenwich, Dantford und Rochester nach Faversham

Da lagen heut morgen, als ich aufgewacht bin, doch tatsächlich einige meiner Sachen, die im Außenzelt platziert waren, wild verstreut auf der Wiese. Auch die Einlegesohlen der Radschuhe. Ich hatte anscheinend – tierischen???- Besuch heute Nacht und hab nix davon mitbekommen. Das nennt man dann wohl einen gesunden Schlaf.
Heut bin ich sicherlich 60 Kilometer nur durch Städte und Vorstädte geradelt und hab ordentlich Ruß und Bremsgummi und was weiß ich sonst noch alles geschluckt und dies bei ordentlich warmen Schwitzwetter. Zeitweise ging es wieder neben der Autobahn entlang und dann gab es noch diesen unendlich langen Stau am späten Nachmittag, wo gar nix mehr ging. Es sei dann man hatte ein Fahrrad. Die Autofahrer taten mir echt leid. War wohl ein Unfall, der da zum völligen Verkehrskollaps führte und sämtliche Straßen kilometerweit blockierte.
The never ending Story schrieb heut auch eine einfach nur nervige Fortsetzung:
Kaum aus London raus, brach mal wieder ne Speiche und sämtliche Radläden auf der Strecke sahen sich außerstande, diese heut noch zu reparien oder mir ne andere Felge zu verpassen. Jetzt radle ich halt mit einer Speiche weniger und hoffe voll und ganz auf Canterbury morgen und die Radmechaniker dort!
Schön dagegen war meine Pause in dem netten Cafe in Rochester mit leckerem Apple-Pie und das feine Brot vom Vortag bekam ich, inklusive netter Plauderei, sogar geschenkt von der symphatischen Verkäuferin, die vor 12 Jahren vom Plattensee mit ihrer Familie nach England umsiedelte.
Und ganz überraschend entdeckte ich dann doch tatsächlich am frühen Abend noch eine Obstplantage mit mega leckeren, dicken Kirschen und konnte mich dort so richtig sattessen. Dass ich das in diesem Sommer noch erleben darf. Es hatte was Paradiesisches.
Emotionales Highlight war dann definitiv der Besuch bei der Old Bunce Court School und bei Fam. Miller, die dort nun seit 35 Jahren leben.
Anna Essinger leitete diese so besondere Schule. Sie floh 1933 mit den Kindern aus Ulm vor den Nazis und fand dort im Destrikt Kent glücklicherweise eine neue Heimat. Dieses Jahr erst ist in England ein Buch über diese Schule und ihre Menschen erschienen.
„The School that Excaped the Nazis“ von Deborah Candbury.
Und diese Buch bekam ich nun von den Millers geschenkt, verbunden mit herzlichen Grüßen an die Menschen rund um Herrlingen.
Es war echt ein sehr bewegender Besuch dort und als Herr Miller die alte Schulglocke ertönen ließ bekam ich Gänsehaut.

Freitag, 8.Juli

Heute haben
Jean de la Fontaine * 1621
Walter Hasenclever * 1890
Josef Hora * 1891
Richard Aldington * 1892
Shirley Ann Grau * 1929
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„Bei Regierungs- und Versicherungsgebäuden ist bereits das Hauptportal eine Hintertür.“
Walter Hasenclever
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Sehrij Zhadan: „Laufen ohne anzuhalten
Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr
Haymon Verlag, broschierte, fadengeheftete Ausgaben € 16,90

Der diesjährige Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels zeigt in dieser schmalen Erzählung aus dem Jahre 2016 eines seiner Hauptthemen in einer konzentrierter Form und ließ mich lange rätseln, auf was die Geschichte hinausläuft.
Ja, laufen, das war der eigentliche Grund, warum ich zu diesem Titel griff. Und der junge Mann in der Erzählung beginnt auch nach Zeit wieder mit Laufen. Früher war er schnell und lief locker längere Strecken. Jetzt, Jahre und vielen Zigaretten später, brennt ihm die Lunge.
Er besucht seinen Vater, seinen Patenonkel, seine strenge Lehrerin, zu denen er früher aufgeschaut, sich vor ihnen gefürchtet hat. Jetzt sind es alte Menschen. Vergesslich, verwahrlost, stumm und zurückgezogen in ihren sehr einfachen Wohnungen. Er läuft einer jungen Frau über den Weg, der er die Einkäufe heimträgt und die sich als seine Ex-Frau herausstellt. Sie beginnt zu weinen und verflucht ihn und die anderen jungen Männer und wirft ihn aus der Wohnung. Ihm selbst bleibt nicht mehr viel Zeit, um zu seinem Treffpunkt zu kommen. Dort erschließt sich dann, warum er noch einmal heimgekommen ist, aber keine Heimat mehr gefunden hat.
Obwohl diese Geschichte einige Jahre alt ist, trägt sie den aktuellen Brennstoff in sich.
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Hardy on Tour
Tag 42

Überall gibt es sehr gepflegete öffentliche Toiletten

85 km Hertford nach Huntington

Heute gibt es gar nicht groß etwas zu berichten und auch kaum Fotos. Seit dem frühen Nachmittag bin ich jetzt 40 km von London Mitte und 50 km vom Stadion in Brentford entfernt auf einem Campingplatz. Hier jetzt nochmal Wäsche waschen und das ein und andere vorbereiten für das „Abenteuer“ 5 Tage London.
Ich freue mich sehr auf das Fußballspiel morgen Abend und bin gespannt wie ich in London mit dem Fahrrad so klar komme.
Über die Fahrradplattform „warmshowers“ hab ich ab Montag für 3 Nächte eine Bleibe gefunden. Um die Nächte davor muß ich mich morgen dann noch kümmern.

Donnerstag, 7.Juli

Heute haben
Ludwig Ganghofer * 1855
Lion Feuchtwanger * 1893
Reinhard Baumgart * 1929
Jan Assmann * 1938
Zoe Heller * 1965
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Anne Maag
Tagesanfang

Ich will die Welt versäumen,
will in den Himmel träumen . . .
Vergessen, was es Schweres gab.
In Morgenlichteswonne,
erweckt vom Glanz der Sonne
beginnt ein neuer Tag.
Allüberall ein Klingen
von lichten Wunderdingen
in Zeit und Ewigkeit.
Mein Herz singt leise, leise
die alte liebe Weise
von Glück und Seligkeit.
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Ein aktuelles Buch zur Klimakatastrophe:


3 Grad mehr
Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern
Hrsg. Klaus Wiegandt
Mit Illustrationen von Ester Gonstalla
oekom Verlag € 25,00

Auf dem Klimagipfel in Paris wurde 2015 eine Erderwärmung von höchstens 1,5 Grad Erderwärmung als Ziel formuliert. Viel passiert ist bisher nicht. Vor kurzem habe ich gelesen, dass es sehr einfach ist, Ziele zu formulieren. denn bei Nichterreichen eines Zieles, kann ich ja ein neues festsetzen. Prima.
So auch hier. Der Ausstoß von CO2 ist weiter gewachsen. Die Forschung geht längst davon aus, dass wir auf eine 3 Grad wärmere Welt zusteuern. 
In diesem Buch versammeln sich Größen der Wissenschaft von Hans J. Schellnhuber über Stephan Rahmstorf bis Jutta Allmendinger, die aus den verschiedenen Bereichen darstellen, was Natur und Gesellschaft droht, wenn es so weit kommt. So erhält auch die Tierwelt ein eigenes Kapitel, in dem u.a. steht, dass die Population von Staren massiv zurückgeht und auch Spatzen (wer hätte das gedacht) werden immer weniger.
Das Buch ist jedoch nicht nur ein Fingerzeig auf alamierende Zukunftsvisionen, sondern zeigt auch, was wir machen können, um das Schlimmste zu verhindern.
So zum Beispiel, indem wir die Abholzung der Regenwälder stoppen, die Aufforstung massiv vorantreiben, die trockengelegten Moore wiedervernässen und die Humuspools der Böden wieder auffüllen. 
Wieviel solcher hochinformativer Bücher braucht es denn noch, bis wir endlich umdenken?

Leseprobe
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tagesschau.de meldete in den letzten Tagen:

Überschwemmungen in Australien
Wasser, Schlamm und neue Flutwarnungen

Heftige Regenfälle sorgen in New South Wales seit Tagen für heftige Überschwemmungen. Tausende weitere Menschen sind auf der Flucht: Für 85.000 Menschen gab es bislang Evakuierungsanordnungen und -warnungen.
Überschwemmungen an der Ostküste Australiens haben Tausende weitere Menschen in die Flucht getrieben. Die Behörden des Bundesstaates New South Wales gaben neue Flutwarnungen heraus, die Gebiete nördlich von Sydney betrafen. Auch in der Millionenmetropole selbst stellten Hochwasser führende Flüsse weiterhin eine Gefahr dar. „Dieses Ereignis ist noch lange nicht vorbei“, hob der Premierminister von New South Wales, Dominic Perrottet, hervor. …

Extremwetter in China
Rekordhitze und Überschwemmungen

Einerseits über 40 Grad Celsius, andererseits heftige Regenfälle und Überschwemmungen: China hatte im Juni mit extremem Wetter zu kämpfen. Entspannung ist nicht in Sicht.
China erlebt derzeit extremes Wetter. Von den schneebeckten Gipfeln in Tibet bis zur tropischen Insel Hainan erreichten die Temperaturen Rekordwerte – zugleich fiel im Juni in einigen Regionen so viel Regen wie noch nie.
Laut Wetterbehörde betrug die landesweite Durchschnittstemperatur im Juni 21,3 Grad. Damit war sie 0,9 Grad höher als im Vorjahreszeitraum. Der Juni war damit der wärmste seit 1961. Eine Veränderung der Wetterlage ist nach Angaben der Experten nicht in Sicht. In weiten Teilen des Landes werden für den gesamten Juli höhere Temperaturen und mehr Niederschläge als üblich vorhergesagt. …

Messner im tagesthemen-Interview
„Haben den Kontakt zur Natur verloren“

Der Gletscherbruch war laut Bergsteiger Messner schwer vorauszusehen. Im tagesthemen-Interview sagte er aber auch, die Klimakrise mache sich vor allem in den Bergen bemerkbar – dort sei es gefährlicher als früher.
Nach der tödlichen Gletscherlawine in den Dolomiten hat Bergsteiger Reinhold Messner die Menschheit für den Umgang mit der Natur kritisiert. „Wir alle haben weniger Bezug zur Natur als Generationen vor uns“, sagte Messner im Interview mit den tagesthemen. „Das ist das große Problem.“ Der Mensch habe die Welt aufgeheizt und müsse nun mit den Konsequenzen leben. „Wir haben keine Chance, das aufzuhalten.“ …

Wasserknappheit
Dürrenotstand in Norditalien ausgerufen

In Norditalien herrscht die schwerste Dürre seit 70 Jahren, in Rom brach ein Großbrand aus. Die Regierung hat für mehrere Gebiete den Notstand ausgerufen. Auch Spanien und Portugal leiden unter extremer Trockenheit.
Die italienische Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hat angesichts der Dürre im Norden des Landes den Notstand in fünf Regionen ausgerufen. Damit können die Behörden unter Umgehung der üblichen Vorschriften Sofortmaßnahmen anordnen wie eine Rationierung von Wasser.
Wie die Regierung nach einer Kabinettssitzung mitteilte, gilt der Ausnahmezustand in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien, Lombardei, Piemont und Venetien bis zum Ende des Jahres. Betroffen sind Gebiete um den Fluss Po, eine Region, in der etwa ein Drittel der Agrarproduktion in Italien ihren Ursprung hat. Dort herrscht die schwerste Dürre seit 70 Jahren.
Die Wasserspiegel des Lago Maggiore und des Gardasees liegen deutlich tiefer als sonst für diese Jahreszeit üblich. Auch der Tiber, der durch Rom fließt, führt Niedrigwasser. …

Baumschule unter Wasser
„Die letzte Chance, um Korallen zu retten“

Der Klimawandel bedroht die Korallenriffe im Indischen Ozean. Vor den Seychellen züchten Forscher daher Korallengärten im Meer, um die Riffe widerstandsfähiger zu machen. Doch das ist ziemlich aufwändig.
Taucher lassen sich rückwärts von der Bordwand gleiten. Ihr Boot hat im Indischen Ozean vor den Seychellen festgemacht. Tief im Wasser wartet hier Arbeit auf die kleine Gruppe. Sie sind Riffretter und wollen Korallen wieder aufforsten. „Wir arbeiten mit sogenannten Superkorallen“, sagt Luca Saponari, einer der Taucher. „Diese Korallen haben in den vergangenen Jahren überlebt, auch wenn andere abgestorben sind. Sie sind stark und widerstandsfähig. So soll sich das Riff erholen.“
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Hardy on Tour

Tag 41
153 km von Market Rasen über Holbeach nach Huntington

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, daß ich gerne Fahrrad fahre ?
Und auch sehr gerne mit „Brombtrack“, mit dem ich jetzt auf Tour bin.
Ich fühl mich wohl auf dem Fahrrad und steige jeden Morgen gerne wieder au, auch wenn es mir ein paar Probleme und Sorgen gemacht hat. Das wollte ich einfach auch mal sagen.
Heut gibt es nicht viel zu berichten. Es war einfach ein normaler Tag auf dem Rad. Die Etappe war  komplett flach und führte eher langweilig durch ländliches Gebiet und durch kleinere, angenehme Städte. Also auch mit der Orientierung gab es da keinerlei Probleme. Mittlerweile sieht man kaum noch Schafe und Kühe. Hier im Südosten Englands steht eindeutig der Ackerbau (Getreide, Raps, Kartoffeln, Rüben) im Vordergrund und auch an Gemüsefeldern bin ich vorbeigekommen.
Ich kurbelte die Kilometer runter. Den Wind hatte ich aus allen Richtungen, da ich mittags einen Richtungswechsel machen musste und aus dem Seitrücken- mehr so ein Seitgegenwind wurde. Aber alles im Rahmen.
Heute hat die EM in Manchester mit dem Eröffnungsspiel der Engländerinnen gegen die Österreicherinnen begonnen. Am Freitag sind dann wir dran. Die Stadien sind ordentlich gefüllt mit Fans. Ich glaube, wir dürfen uns auf eine tolle Europameisterschaft freuen. Und ich habe noch eine Tagesetappe bis zum Stadion in Brentford.

Mittwoch, 6.Juli

Heute haben
Emil Barth * 1900
Unica Zürn * 1916
Bernhard Schlink * 1944
Bodo Kirchhoff * 1948
Hilary Mantel * 1952
Geburtstag
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Freiheit von der Hoffnung ist die vollkommene Freiheit
Unica Zürn
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Unser Kinderbuchtipp:


Monica Brown (Text) / John Parra (Illustrationen):
Frida Kahlo und ihre Tiere

NordSüd Verlag € 15,00
Bilderbuch ab 4 Jahren

Auf Frida Kahlos Selbstbildnissen sind oft Tiere zu sehen. Dass das alles ihre Haustiere waren, habe ich erst durch dieses Bilderbuch erfahren. Sie waren wie ihre Kinder. Sie waren ihre Freunde, ihre Inspiration und treuen Begleiter im, von Krankheiten geplagten, Leben der Künstlerin.
Monica Brown erzählt feinfühlig und spannend über dieses gemeinsame Leben, stellt auf jeder Doppelseite eines dieser Tiere vor, und zusammen mit den klaren, farbenfrohen und doch verspielten Illustrationen von John Parra, der mit dem SCBWI Golden Kite Award ausgezeichnet wurde, entstand so ein weiteres kleines Meisterwerk, nicht von, sondern über Frida Kahlo.
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Hardy on Tour
Tag 40

130 km von Cayton über Hornsea und Kingston Upon Hull nach Market Rasen

Einfach nur ein Tag auf der Straße mit ein paar kleinen Aufregungen.
Die Beine schwer und die Muskeln noch übersäuert von den unerhört steilen Rampen gestern und auch am Fahrrad hat die Wuchterei bergauf Spuren hinterlassen. Das Tretlager hat etwas Spiel und wackelt leicht und ich war froh daß in Hornsea beim Bikeshop mit dem richtigen Werkzeug das unproblematisch behoben werden konnte.
Einen weiterern Schreckmoment hab ich, mit einem zugleich abrupten wie eklatant falschen Schaltvorgang selbst verursacht, als ich vom großen auf den kleinen Zahnkranz schaltete und dabei die Kette verkeilte, weil zu schräg laufend und so der vordere Umwerfer verbogen wurde und er am Hinterreifen streifte. Ein echt dummer Fehler, den ich glücklicherweise selbst dann wieder ausbügeln, also reparieren konnte.
Die nächste Dusseligkeit war, daß ich die Route falsch abgespeichert hatte. Eigentlich hätte ich Hull auch größtenteils umfahren können und dann wäre mir meine Irrfahrt (und die 20 km Holperstrecke davor) durch die komplette Stadt erspart geblieben. So aber musste ich nun irgendwie selbst den Weg zur riesigen Brücke über den Fluß Amber finden und landete schlussendes da, wo Fahrräder eigentlich gar nix verloren haben und buhlte mit den verdadderten LKW’s um die linke Fahrbahn und bekam einen mächtigen Adrenalinschu, bis mich -GottseiDank- die nächste Ausfahrt und Mc Donalds gerettet haben, weil ich dort dann den fahrradgeeigneten Weg ins Navi eingeben konnte und schliesslich auch ganz easy fand und erstaunt feststellen durfte, daß es im Grunde doch ganz leicht war. Nun ja, das Thema mit meiner Orientierungsgabe hatten wir ja schon öfter. Zielführend mit allerlei Umwegen.
Die letzten knapp 40 km bis Market Rasen verliefen dann ohne große Vorkommnisse, worüber ich nicht böse war.
Jetzt noch 2 Tagesetappen und ein bisschen bis zum Stadion in Brentford. Ich hoffe mein Rad hält durch. Diese 20 unnötigen Kilometer auf dem sehr sehr holprigen Fahrradweg haben ihm jedenfalls sichtlich und spürbar nicht gut getan. Ist aber schon auch immens, was so ein Fahrrad an Stößen und Holperern und Schlaglöchern und Bordsteinen und Geschwindigkeitsbrechern und und und wegstecken muß. Das mach ihm erst mal jemand nach.

Dienstag, 5.Juli

Heute haben
Felix Timmermans * 1886
Jean Cocteau * 1889
Barbara Frischmuth * 1941
Josef Haslinger * 1955
Geburtstag
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Winfreid Hermann Bauer
Die Rose


Dornenbewehrt
Streckt sich der Spross
Der Welt entgegen
Er füllt die Knospe
Bis ihre Hülle im Morgentau
Reißt
Und sich die samtrote Blüte
Zitternd
Einem frisch geschlüpften Schmetterling gleich
Zur Sonne hin
entfaltet
Was für ein Duft…
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Unser Musiktipp:


Regener Pappick Busch: „Things To Come
Universal CD € 19,99

Mit ihrem Debüt „Ask Me Now“ und einem Trio namens Regener Pappik Busch ist den drei Musikern Sven Regener an der Trompete, Richard Pappik am Schlagzeug und Ekki Busch am Piano eine schöne Überraschung gelungen. Bekannt sind die Herren ja als Mitglieder von Element Of Crime. Jetzt haben sie nachgelegt. Und wie.
Mit „Things To Come“ sind sie an die Spitze der deutschen Jazz-Charts geklettert.
Wieder haben sie alte Jazz-Klassiker, Standars, Ohrwürmer aufgenommen und in ihrer eigenen Art interpretiert. In ihrer sehr persönlichen Art gelingen ihnen immer wieder Überraschungen mit Stücken von Thelonius Monk, John Coltrane, Charlie Parker, Miles Davis, Ornette Coleman und anderen.
Was das Schöne dabei ist: Die CD ist sowas von locker hörenswert, so dass sie auch zu einem lauen Sommerabend passt.

„Das gute an dem Konzept ist ja, dass wir Stücke spielen, die andere geschrieben haben, die vielleicht auch schon tausende Mal aufgenommen wurden… aber wir spielen sie mit unserem Sound, auf unsere Art, mit unseren Mitteln. Wir improvisieren dazu auf unsere Art, wir fügen unseren Weg hinzu. Das ist ein sehr interessanter Ansatz. Im Grunde genommen so was wie ›James Last‹, nur ganz anders. Wir sind ein sehr rustikales Trio. Trios haben die Eigenschaft, sehr direkt zu sein. Man hört alle drei Instrumente sehr laut. Niemand kann sich hinter etwas anderem verstecken. Das macht auch die Plattenaufnahmen so interessant, denn man kann nichts kaschieren, und wir stehen auch drauf, Ecken und Kanten in der Musik drin zu behalten. Uns geht es darum, eine sehr direkte, fast grobe Form von Jazz-Musik zu machen, die direkt aufs Herz und auf die Ohren zielt“, so Sven Regener. „Das ist unsere Art. Eigentlich ein sehr punkiger Ansatz“.

p.s. Element of Crime spielt demnächst im Ulmer Roxy.

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Hardy on Tour
Tag 39


88 km von Kildale über Grosmont und Scarborough nach Cayton

Da sitz ich nun ziemlich müde mit einem Bierchen an der Steilküste in der herrlichen Abendsonne,  lausche den brechenden Wellen und bewundere einfach diesen grandiosen Ausblick über die Bucht.
Eigentlich wollte ich ja nochmal ins Wasser und baden,  deshalb der Entschluß nicht mehr weiter zu radeln und heute Rast beim Campingplatz zu machen, aber nach der heißen Dusche vorhin ist mir jetzt doch nicht mehr danach.
Das war heut nochmal ein ganz besonderer Radtag durch den North York Moors Nationalpark. Zum einen der besonderen Heidelandschaft wegen und zum anderen wegen diesen unfassbar steilen Anstiegen und Abfahrten. So spektakulär hatte ich das jetzt auch noch nie. Bergab schieben bei 33 % Gefälle weil die Bremsen am glühen waren und ich Muffensausen hatte. Wobei schieben da auch anstrengend und gar nicht so einfach ist, mit einem so vollgepackten Drahtesel.
Es ist ja alles bekanntlich relativ. Z.B. würde ich normalerweise schwer schlucken bei einem Anstieg von 17 %, wenn du aber die ganze Zeit welche zwischen 20 – 25 %  hast, dann denkst du, wenn auf dem Straßenschild 17 %  steht: „ah, das geht ja noch“. Verrückte Sache.
Aber es war okay so durch diese charaktervolle Landschaft zu radeln. In der Ferne leuchtete es bisweilen lila vom blühenden Heidekraut. Immer wieder kommt man durch nette kleine Orte wie Danby oder Grosmont (mit dem historischen Bahnhof); trifft auf gelangweilte Schafe am Wegesrand und freut sich, daß der Wind heut ein wenig schieben hilft. Nur vom Hafen von Scarborough war ich dann enttäuscht. Das ist ein richtiger Rummelplatz und hat wenig Charme, wie ich finde.
Es sind jetzt noch 3 Tagesetappen von hier bis Brentford. Es müsste also ne Punktlandung geben zum 1.Spiel gegen Dänemark am Freitag.