Mittwoch, 2.August


Heute haben
Thomas Mofolo * 1875
Philippe Soupault * 1897
Joseph Hayes * 1918
James Baldwin * 1924
Isabel Allende * 1942
Bei Dao * 1949
Caleb Carr * 1955
Geburtstag
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Joachim Ringelnatz
Landregen


Der Regen rauscht. Der Regen
Rauscht schon seit Tagen immerzu.

Und Käferchen ertrinken
Im Schlammrinn an den Wegen. – –
Der Wald hat Ruh.
Gelabte Blätter blinken.

Im Regenrauschen schweigen
Alle Vögel und zeigen
Sich nicht.

Es rauscht urewige Musik.

Und dennoch sucht mein Blick
Ein Streifchen helles Licht.
Fast schäm ich mich, zu sagen:
Ich sehne mich nach etwas Staub.

Ich kann das schwere, kalte Laub
Nicht länger mehr ertragen.
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Und wieder beginnt ein neuer Monat.

august


August
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
78 Seiten, Reclam Verlag € 6,00

Es dürften fast 70 Gedichte sein, die sich in diesem Büchlein befinden.
Von Hochsommer kann im Moment nicht die Rede sein und es ist keine große Veränderung in Sicht. Vielleicht haben sich die heissen Wochen in den Juni verschoben.
So lesen wir halt Gedichte über diesen Sommermonat und freuen uns, dass wir bei angehmen nächtlichen Temperaturen gut schlafen können.
U.a. finden wir Erich Kästner,Ernst Jandl, Gottfried Benn, Eugen Roth, Nicolas Born, Günter Grass, Joachim Ringelnatz, Novalis und natürlich die üblichen Verdächtigen, wie Erich Fried, Robert Gernhardt, Enzensberger und Eichendorff, Hesse, Jandl und kein Goethe.

Joseph Freiherr von Eichendorff
Treue

Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.

Wenn die Bäume all verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewiggrün.

Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!

Christian Morgenstern
Hochsommernacht

Es ist schon etwas, so zu liegen,
im Aug der Allnacht bunten Plan,
so durch den Weltraum hinzufliegen
auf seiner Erde dunklem Kahn!

Die Grillen eifern mit den Quellen,
die murmelnd durch die Matten ziehn;
und droben wandern die Gesellen
in unerhörten Harmonien.

Und neben sich ein Kind zu spüren,
das sich an deine Schulter drängt,
und ihr im Kuß das Haar zu rühren,
das über hundert Sterne hängt …

Es ist schon etwas, so zu reisen
im Angesicht der Ewigkeit,
auf seinem Wandler hinzukreisen,
so unaussprechlich eins zu zweit …
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Heute abend in der Stadtbibliothek.
Ich vermute mal nicht im Freien.


Kultur auf Stufen: Lesung mit Caroline Wahl aus „22 Bahnen“
Mittwoch, 2. August, 19:30 Uhr, Freilichtforum der Glaspyramide / Stadtbibliothek Ulm
Eintritt frei

Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, Geld verdienen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern – und manchmal auch um die Mutter. Ihre Freunde leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist in der trostlosen Kleinstadt geblieben, einer muss ja Verantwortung für Ida übernehmen. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda glaubt, alles könnte gut werden, gerät die Situation außer Kontrolle.
Eines der besten Romane dieses Jahres.
Caroline Wahl, 1995 in Mainz geboren, wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik und Deutsche Literatur studiert. „22 Bahnen“ ist ihr Debütroman.

Dienstag, 6.September

Heute haben
Julien Green * 1900
Andrea Camilleri * 1925
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Möwenlied

Die Möwen sehen alle aus,
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.

Ich schieße keine Möwe tot,
ich laß sie lieber leben –
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.

O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.

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Heute gibt es einen etwas anderen Tipp.
Kein Buch, keine CD, sondern ein Kurzfilm in der ARD Mediathek, der den Grimme-Preis erhalten hat.

„Seepferdchen“
Buch: Nele Dehnenkamp
Regie: Nele Dehnenkamp
Kamera: Tobias Winkel, Sina Diehl
Musik: Paul Chriske
Darstellerin: Hanan Saeed Abdo
Dauer: 15 Minuten

Die junge Hanan Saeed Abdo beschreibt ihre Erinnerungen an die Flucht aus dem Nordirak über das Mittelmeer nach Deutschland, ihre Angst vor dem Wasser und die lebensbedrohliche Lage für ihre Familie.
50 Menschen, Kinder und Erwachsene waren in dem sechs Meter langen Boot. Alle kamen sie an.
Erst später lernte sie schwimmen und verarbeitete so ihr Trauma.
Mittlerweile hilft sie selbst, Kindern das Schwimmen beizubringen.

Nele Dehnenkamp arbeitet als freie Dokumentarfilmerin in Berlin. Sie studierte Sozialwissen- schaften in Berlin und New York und Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden- Württemberg in Ludwigsburg. Ihre Kurzfilme wurden auf zahlreichen Festivals gezeigt, darunter die IDFA, die DOK Leipzig und das Internationale Kurzfilmfestival in Palm Springs.

Hier können sie den Film bis November 2022 anschauen:
ardmediathek.de/video/kurzfilme/seepferdchen
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Heute abend ab 19 Uhr liest Clemens Grote aus vier neuen Romanen.
Wir stellen in der „1.Seite“ folgende Bücher vor:

Eeva-Liisa Manner: „Das Mädchen auf der Himmelsbrücke“
Giulia Caminito: „Das Wasser des Sees ist niemals süß“
Shelly Kupferberg: „Isidor“
Kristina Gorcheva-Newberry: „Das Leben vor uns“

Dienstag, 12.Oktober


Heute haben
Eugenio Montale * 1896
Ding Ling * 1904
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Blätterfall

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.

Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!

Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.
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Ein Klassiker neu illustriert:


Peter Hacks, Annika Huskamp (Illustr.)
Der Herbst steht auf der Leiter
Eulenspiegel Verlag € 6,99
Bilderbuch ab 2 Jahren

Von Peter Hacks kommt dieser Liedtext, der in vielen Lese- und Liederbücher auftaucht. Jetzt wurde er neu, frech und witzig illustriert und in ein handliches Pappbilder gepackt, damit die Kleinen das überall hintransportieren können, um gemeinsam mit den Großen zu singen. Auf der leitzte Seite ist der Text nochmals abgedruckt mit Klaviernoten und Gitarrenakkorden.
Jetzt färben sich die Blätter bunt. Aus dem fetten Grün wird eine tolle Farbenpracht. Aber Achtung, wenn dann die Herbstwinde kommen, fliegen die Blätter von den Bäumen und zurück bleiben nackte Äste.
Aber: Es kommt auch wieder ein neuer Frühling.

Mittwoch, 2.Juni

Heute haben
de Sade * 1740
Thomas Hardy * 1840
Max Aub * 1903
Marcel Reich-Ranicki * 1920
Sibylle Berg * 1962
Geburtstag
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Unser Tipp für den ganzen Monat Juni:


Juni
Gedichte
Hrsg.: Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
Reclam Verlag € 5,00

„Frühling lässt sein blaues Band ….“
Naja, es war doch ein arg kühler Mai und es hat immer noch an Regen gefehlt, habe ich gelesen.
Und schon sind wir im Juni, die VerlagsvertreterInnen und -Vertreter scharren mit den Hufen und noch drei Wochen und wir haben den längsten Tag des Jahres.

Im bunten Wiesenstück
Blütenduft und erste Früchte
Düstere Junitage
Der Sommer ist da
Besondere Tage

So nennen die Herausgeberinnen die einzelnen Kapitel.
Herausgesucht habe ich drei Gedichte aus der bunten Auswahl in diesem Reclam Bändchen.

Christian Morgenstern
Butterblumengelbe Wiesen

Butterblumengelbe Wiesen,
sauerampferrot getönt –
o du überreiches Sprießen,
wie das Aug‘ dich nie gewöhnt!

Wohlgesangdurchschwellte Bäume,
wunderblütenschneebereift –
ja, fürwahr, ihr zeigt uns Träume,
wie die Brust sie kaum begreift.

Wilhelm Runge
Blumen flattern Sommer

Blumen flattern Sommer
Duften nimmt beide roten Backen voll
Falter wiegen Wald
Goldkäfer schreien
Mücken strampeln himmelauf und ab
heiß im Arm der Fische hängt das Bächlein
Unken patscht Libellenflügel wach

Zweige lachen
tuscheln
sonnen
strömen
Vögel wogen Wiesen
liegen flach
ziehn die Ahorndolden an den Händen
böse schelten Bienen in den Bart
Zwitschern streckt die sommerschweren Glieder
taumelnd tollt des Atems Flügelschlag
und der Augen wilde Rosen springen.

Das Denken träumt
Gelächter reimt die Straßen
zum Tanz des Blutes
schläfenaufundab
die Adern blinzeln Frühling durch die Knochen
und schlürfen tief den schweren Himmel ein
Wind spielt der Augen froh geschwellte Segel
der Stirne Knoten löst vom Tode sich
weiß über Wiesen schnattern Dörfer hin
die Städte fauchen
und zankend zerrn die Pulse ihre Zügel
nur deine Seele spielt im Sternjasmin
Lieb-Brüderchen Maßloslieb-Schwesterlein

Rosen nicken aus den Junistunden
trällern Sommerblau den Matten hin
mild aus tiefstem Herzen grünt die Heimat
ihre Lippen murmeln wälderschwer
überwelthin schwingt die Sterne Zeit
Kinderwangliebkinderwanggereiht
Krieg brüllt auf
die wilden Blumen schrein
Sonne leckt Gestöhn aus allen Poren
Frieden holt den tiefen Atem ein
und der Nächte durchgewühlte Locken

schmeicheln um der Seele zitternd Knie
Angst zerreißt der Sterne Himmelglanz
und der Abend drückt die Augen blind
einsam geigt
tief hinter Blut geduckt
ewger Kindheit wildumsehntes Glück
und der Sehnsucht über die Welt
hängende Herzen
schlagen

Klabund
Die Wirtschafterin

Drei Wochen hinter Pfingsten,
Da traf ich einen Mann,
Der nahm mich ohne den geringsten
Einwand als Wirtschafterin an.

Ich hab‘ ihm die Suppe versalzen
Und auch die Sommerzeit,
Er nannte mich süße Puppe
Und strich mir ums Unterkleid.

Ich hab‘ ihm silberne Löffel gestohlen
Und auch Bargeld nebenbei.
Ich heizte ihm statt mit Kohlen
Mit leeren Versprechungen ein.

Ich habe ihn angesch…
So kurz wie lang, so hoch wie breit.
Er hat mich hinausgeschmissen;
Es war eine wundervolle Zeit…

Dienstag, 20.Oktober

Heute haben
Arthur Rimbaud * 1854
Paul Valery * 1871
Peter Bamm * 1897
Otfried Preußler * 1923
Oskar Pastior * 1927
Elfriede Jelinek * 1946
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Blätterfall

Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.

Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!

Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichteren Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.
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Jocelyne Saucier: „Was dir bleibt“
Aus dem Französischen von Sonja Finck und Frank Weigand
Suhrkamp Verlag € 22,00

Mit dem dritten Roman, der auf deutsch erschienen ist, bleibt sich Jocelyne Saucier ihrer Gegend treu. Zuerst waren es die alten Männer in den ewigen Wäldern Kanadas, dann die Familie mit über zwanzig Kindern und jetzt eine 76 jährige Frau, Gladys, die einen Zug besteigt und als verschwunden gilt.
Die Autorin lässt uns an dieser Reise teilnehmen. Einer Reise durch verschwundene Zeiten, nicht mehr vorhandene Zugstrecken und dahinschwindenden Leben und Biografien. „À train perdu“ heisst der Roman im Original. Erzählt wird diese lange Reise durch Ort und Zeit von einem Journalisten, der Jahre später die Reise nachfährt und Menschen und Bekannte von Gladys von damals befragt. Das hat mich zu Beginn irritiert, dann erkannte ich aber den genialen Trick, den sich Saucier ausgedacht hat, in dem sie Gladys nicht selbst die Geschichte erzählen lässt.
Und wieder wartet Saucier mit verrückten, fast unglaublichen Geschichten auf, wie zum Beispiel der School Trains. In einem solchen war Gladys‘ Vater Lehrer und sie wuchs in einem dieser Züge auf, der in regelmäßigen Runden durch das fast unbewohnte Kanada fuhr, für eine Woche Unterricht vor Ort (im Zug) gab und dann nach einigen Wochen wieder auftauchte (und die Hausaufgaben kontrollierte). Genauso tauchen eigenwillige, eigenbrötlicherische Menschen auf, die von der Eisenbahn abhängig sind. Über diese große Strecken hinweg gibt es Freundschaften, die Gladys pflegt(e) und die sich auf ihrer letzten Reise als sehr nützlich erweisen.
Ein Buch über die Suche nach der verlorenen Zeit, über abknickende Biografien und unterschiedlichste Lebensläufe in dieser abgelegenden Welt und nicht in Berlin Mitte, Paris, oder New York, das süchtig auf’s Bahnfahren macht.

Leseprobe

Donnerstag, 1.Oktober

Heute haben
Inge Merkel * 1922
Günter Wallraff * 1942
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Oktobersturm

Schwankende Bäume
im Abendrot –
Lebenssturmträume
vor purpurnem Tod –

Blättergeplauder –
wirbelnder Hauf –
nachtkalte Schauder
rauschen herauf.
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Emilia Wiltschek empfiehlt:


L.D.Lapinski: „Strangeworlds“
Öffne den Koffer und spring hinein!
Mit Illustrationen von Pascal Nöldner
Übersetzt von Yvonne Hergane
Baumhaus Verlag € 14,00
Jugendbuch ab 10 Jahren

Flick und Ihr Familie ziehen um. Eigentlich war Flick zufrieden mit ihrer zwar kleinen, aber gemütlichen Wohnung. Der einzige Pluspunkt ist, dass sie sich im neuen Haus kein Zimmer mit ihrem kleinen Bruder teilen muss. Endlich angekommen, macht sich Flick auf in die kleine Stadt, in der sie magisch von einem bestimmten Geschäft angezogen wird. Einem Reisebüro. Über der Tür des Geschäfts steht der Name des Reisebüros: STRANGEWORLDS. Vorsichtig betritt Flick das Geschäft und erlebt eine Überraschung: Das Geschäft besteht nicht wie erwartet aus Reiskatalogen und Plakaten vom Meer und den Bergen…..nein, die Einrichtung besteht ausschließlich aus Regalen vollgeschüttet mit… Koffern! Und hinter dem Tresen sitzt ein Junge, der kaum älter als 18 Jahre alt sein kann. Mürrisch will er Flick abwimmeln, doch als sie durch einen Zufall durch eine Glasscherbe guck,t mit der man Magie sehen kann und Flick sie auch noch sieht…ändert sich die Sicht des Jungen auf Flick schlagartig. Und sie erfährt das große Geheimnis der Reisegesellschaft STRANGEWORLDS: Die Koffer, die rund um Flick lagern, sind Eingänge zu anderen Welten. Erst kann Flick es nicht glauben, doch als sie ihre erste Reise anritt, kann sie nicht leugnen, dass das nicht ohne Magie entstehen kann. Und zusammen mit ihrem neuen Freund Jonathan macht sie sich auf in das größte Abenteuer das sie je erleben sollte. Eine tolle Geschichte für jeden der gern verreist und ein Fantasy Fan ist.

Mittwoch, 19.August

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Heute haben
Jerzy Andrzejewski * 1909
Frank McCourt * 1930
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Ebenengewitter

So löst sich denn die Spannung schwer.
Erfüllt ist, was wir baten:
Vom Himmel rauscht ein beites Meer
Auf durstig-dürre Saaten.

Und herrlich stürzt ein Donnerkeil
Sein Siegel auf all den Segen.
O Frucht, nun reifst du wieder heil
Dem hohen Herbst entgegen.
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coversteinbacher108_v-podcast

Vivaldi & Piazolla:“Four Seasons“
Arabella Steinbacher (Violine)

und das Müchener Kammerorchester
Pentatone CD € 19,99

Mendelssohn, Tschaikowsky, Bruch, Prokofjew hat Arabella Steinbacher schon eingespielt.  Muss jetzt auch noch Vivaldi mit seinen „Vier Jahreszeiten“ kommen? Gibt es nicht schon (zu) viele Einspielungen?  Die 38-Jährige Geigerein spielt diesen Zyklus, zusammen mit dem Münchner Kammerorchester, jedoch mit so einer Lust und Laune, als gäbe es keine Vergleiche zu anderen Einspielungen. Im Frühling singen die Vögel auf ihrer Geige und im Winter spürt man förmlich die Kälte.
Das Besondere der CD ist, dass Arabella Steinbacher zu den jeweiligen Jahreszeiten von Vivaldi, die „Vier Jahreszeiten für Buenos Aires“ von Piazolla hinzufügt. Piazolla hat seine Musik für Quintett mit Bandoneon komponiert. Für diese Aufnahme wurden sie umgeschrieben und Steinbacher greift hier deutlich anderes in die Saiten. Eben ein wenig Tango und argentinisches Lebensgefühl.
Die Verzahnung gelingt ihr ausgezeichnet und wenn der Winter verklungen ist und Ruhe herrscht, möchte man fast wieder von vorne anfangen.
Warum auch nicht?

 

Freitag, 7.August

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Heute haben
Nina Berberowa * 1901
Jostein Gaarder * 1952
und
Birgit Vanderbeke * 1956
Geburtstag
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Christian Morgenstern
Hochsommernacht

Es ist schon etwas, so zu liegen,
im Aug der Allnacht bunten Plan,
so durch den Weltraum hinzufliegen
auf seiner Erde dunklem Kahn!

Die Grillen eifern mit den Quellen,
die murmelnd durch die Matten ziehn;
und droben wandern die Gesellen
in unerhörten Harmonien.

Und neben sich ein Kind zu spüren,
das sich an deine Schulter drängt,
und ihr im Kuß das Haar zu rühren,
das über hundert Sterne hängt …

Es ist schon etwas, so zu reisen
im Angesicht der Ewigkeit,
auf seinem Wandler hinzukreisen,
so unaussprechlich eins zu zweit …
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Papierkorb-Cover-Ansicht-211x300

„Aus dem Papierkorb der Weltgeschichte“
Unglaubliche Briefe, gesammelt von Aaron Aachen (Archivar)
Gestaltung von Florian Toperngpong
Verlag Jacoby&Stuart € 24,00

Vor ein paar Tagen habe ich das Bilderbuch „Sommerhaus am See“ von Britta Teckentrup hier auf dem Blog vorgestellt. Über den Autoren kam ich zu seinem gleichnamigen Buch über dieses Haus und auf ein Buch mit mit dem Titel „Future History 2050“. Darin enthalten sind fiktive Briefe, die der Grafiker Florian Toperngpong beigetragen hat. Er widerum hat ein großformatiges Buch mit unveröffentlichten Briefsensationen herausgebracht. Allerdings schon 2018. Egal. Was sind schon zwei Jahre?
Ein unglaublicher Spaß.

Dies habe ich auf dieser Seite https://papierkorb-der-weltgeschichte.de/ gefunden:

Dieses Buch beinhaltet eine bislang unveröffentlichte Sammlung an unglaublichen und kuriosen Originalbriefen, Akten und Zeitdokumenten, zusammengetragen und archiviert von Aaron Aachen, einem Findelkind aus Niederbayern. Von klein auf besessen von Schriftstücken aller Art nutzte Aachen, nach dem Tod des Ziehvaters, das geerbte Vermögen,um weltweit Archive und Privatsammlungen auf der Suche nach Hinweisen zu seiner eigenen Identität zu durchforsten. Dabei entdeckte er erstaunliche, amüsante und teils haarsträubende Korrespondenzen, die den Blick freigeben auf die kleinen Geschichten hinter der großen Weltgeschichte.

Zusammengetragen in diesem Buch finden sich unter anderem Briefe von Franz Kafka an Sigmund Freud, Roland Emmerich an Wolfgang Rademann, Elvis an seine erste Liebe und Tim Mälzer an McDonald‘s ebenso wie die Tanzkarte von Leni Riefenstahl, Fragmente des Bühnenstücks »Mein Kampf«, geschrieben von Adolf Hitler, die abgelehnte Bewerbung von Alice Schwarzer um den Titel als „Schönste Frau Deutschlands“ oder die Anzeige gegen Hermann Hesse wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses durch Nacktwandern.

Ein unglaublicher Spaß. Mit welcher Perfektion diese Briefe gestaltet worden sind und welche lustigen, frechen Ideen dahinterstecken. Dass dann auch noch Otl Aicher drin vorkommt mit einem Stempel des HfG Archivs  ist natürlich ein Volltreffer.

Großartig!

Donnerstag, 28.Mai

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Heute haben
G.K.Chesterton * 1874
Ian Fleming * 1908
Patrick White * 1912
Walker Percy * 1916
Heinz G.Konsalik * 1921
Guntram Vesper * 1941
Frank Schätzing * 1957
Muriel Barbery * 1969
Geburtstag
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Claudia Wiltschek empfiehlt:

3019

„Kommt in die Felder, Wiesen und Wälder“
365 Gedichte für jeden Tag
Gedichtauswahl von Maria Höck
Bilder von Frann Preston-Gannon
ars Edition € 28,00

Ein Prachtband! In die Hand nehmen, von den Bildern berauscht werden und in die Gedichte eintauchen. Für jeden Tag ein Gedicht, neben bekannten Reimen und Kinderliedern aus dem Volksgut und klassischen Versen von Morgenstern, Ringelnatz , Rilke oder Eichendorff enthält dieses Hausbuch auch zeitgenössische Natur- und Tiergedichte von Guggenmos, Krüss, Rautenberg und Hammerschmid.
Schon allein die wunderschönen Illustrationen sind ein Augenschmauss und werden die Kleinen, wie auch die Großen begeistern.

25.Mai
Christian Morgenstern
Das ästhetische Wiesel

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wisst ihr
weshalb?

Das Mondkalb
verriet es mir
im Stillen:

Das raffinierte Tier
tat‘s um des Reimes Willen.

27.Mai
Justinus Kerner

Wenn der Wald im Winde rauscht,
Blatt mit Blatt die Rede tauscht,
möcht ich gern die Blätter fragen:
Tönt ihr Wonnen? Tönt ihr Klagen?

Springt der Waldbach talentlang,
mit melodischem Gesang,
frag ich still in meinem Herzen:
Singt er Wonne? Singt er Schmerzen?

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grafik

Eine Mobilprämie für alle!
Mahnwache am Freitag, 29.05.2020 um 17.30 Uhr
Münsterplatz in Ulm

Lobbyisten, Vorstände der Autoindustrie und einige Bundesländer fordern eine Kaufprämie für Neuwagen von mehreren Tausend Euro – finanziert aus Steuergeldern. Damit würde der Rohstoffverbrauch angekurbelt und der Verkauf klimaschädlicher Benzin- und Dieselautos gefördert.
Das darf nicht passieren! Staatliche Hilfen müssen Klima- und Umweltschutz fördern, sozial gerecht und transparent sein und dürfen nicht auf Umwegen der Bereicherung von ohnehin eher besser gestellten Gesellschaftsschichten dienen. Deshalb sind die Staatshilfen zu Gunsten der Wirtschaft an entsprechende Auflagen und Anreize zu knüpfen. Damit werden die Weichen für mehr Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu gestellt.
Wir fordern eine Mobilprämie für alle, zur Unterstützung nachhaltiger Mobilitätslösungen und aus Gründen sozialer Gerechtigkeit. Sie kann zum Beispiel in Form von Gutscheinen pro Kopf verteilt werden, die für den Kauf von E-Bikes, Leichtelektromobile, für ÖPNV-Jahreskarten oder Carsharing ausgegeben werden können.
Darüber hinaus sollen direkte Staatshilfen nur Unternehmen erhalten, die einen verbindlichen Klimaschutzplan vorlegen, keine Boni und Dividenden an ihre Vorstände und AktionärInnen auszahlen und keine Gewinne in Steueroasen verlagern.
Unterstützt unsere Forderungen bei der Mahnwache am Freitag, den 29. Mai von 17.30 bis 18.30 Uhr auf dem Münsterplatz. Bitte Mund-Nasen-Schutz verwenden und mindestens 1,50 m Abstand untereinander halten, 5 m zu PassantInnen. Bringt nach Möglichkeit Eure Fahrräder mit, als Signal für nachhaltige Mobilität und um das Abstandhalten zu erleichtern.
Personen, die sich krank fühlen oder krank sind, bleiben bitte zuhause. Damit beim Auftreten einer Corona-Infektion die Teilnehmenden benachrichtigt werden können, notieren wir auf freiwilliger Basis Kontaktdaten der Teilnehmenden. Bitte wendet Euch dafür an einen der Ordner vor Ort.
Unterstützer: ADFC Ulm/Alb-Donau, BUND Ulm, Bündnis für eine agrogentechnikfreie Region (um) Ulm, Extinction Rebellion Ulm, Fridays For Future Ulm/Neu-Ulm, Gemeinwohl-Ökonomie Ulm, Greenpeace Ulm/Neu-Ulm, lokale agenda ulm 21, Parents For Future Ulm, Solidarische Landwirtschaft Ulm/Neu-Ulm, Umweltgewerkschaft Gruppe Ulm/Neu-Ulm.

Freitag, 15.Mai

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Heute haben nun wirklich
Arthur Schnitzler * 1862
Michail Bulgakow * 1891
Max Frisch * 1911
Michael Lenz * 1964
Judith Hermann * 1970
Geburtstag, nachdem ich das gestern schon veröffentlicht habe. ‚tschuldigung.

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Christian Morgenstern
Das böhmische Dorf

Palmström reist, mit einem Herrn v. Korf,
in ein sogenanntes Böhmisches Dorf.

Unverständlich bleibt ihm alles dort,
von dem ersten bis zum letzten Wort.

Auch v. Korf (der nur des Reimes wegen
ihn begleitet) ist um Rat verlegen.

Doch just dieses macht ihn blaß vor Glück.
Tiefentzückt kehrt unser Freund zurück.

Und er schreibt in seine Wochenchronik:
Wieder ein Erlebnis, voll von Honig!
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Anke Kuhl: „Manno!“
Alles genau so in echt passiert
Klett Kinderbuch Verlag € 16,00
Ein Buch von 7 und für alle
Was für ein klasse Buch. Anke Kuhl ist ja eh schon großartig. Aber das hier. Bombe!, würde mein Nachbar sagen. Aber der liest sowas ja nicht.
Anke Kuhl erzählt in „Manno!“ in herrlichen Comic-Episoden von der Kindheit der kleinen Anke in einer hessischen Kleinstadt.
Zwar ist Anke Kuhl Jahrgang 1970, aber ich kann mich an so viel selbst erinnern, obwohl ich kein Mädchen und einiges älter bin. Der Streit mit der Schwester, die immer ihr Eis zuerst aufgeleckt hat und dann noch einen Schlecker von Ankes Eis haben will., Natürlich beisst sie ein richtiges Stück ab. Kenn‘ ich. Die Geschichten von Oma und Opa, die noch im gleichen Haus wohnen. Das choreographische Tanzen zu einem Abba-Lied mit einem lautmalerischen Liedtext. Axel Hacke hätte seine wahre Freude daran. Eine Brille und ein Leistenbruch, Föhnwelle und Trockenhaube. Alles hier im Buch und alles selbst erlebt.
Ein riesiger Spaß. Unbedingt reinschauen in diese Graphic Novel.

Comicbuchpreis 2019 der Berthold-Leibinger-Stiftung
Beste 7 im März 2020

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