Dienstag, 13.April

Heute haben
Roda Roda * 1972
Samuel Beckett * 1906
Stephan Hermlin * 1915
Seamus Heaney * 1939
G.Le Clezio * 1940
Geburtstag
und es ist der Todestag von
Giorgio Bassani, Eduardo Galeano und Günter Grass.
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„Wenn man nach einem Festessen die Gastgeberin auf beide Wangen küsst,
erspart man sich die Serviette.“
Roda Roda
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Nicolas Mathieu: „Wie später ihre Kinder
Aus dem Französischen von André Hansen und Lena Müller
Piper Taschenbuch € 12,00
Prix Concourt 2018

In den Sommern zwischen 1992 und 1998 erzählt uns der Autor, im Zweijahresrhythmus, Geschichten aus Lothringen. Aus dem Teil Frankreich, in dem die Fabriken stillstehen, die Arbeitslosigkeit hoch ist und die Chance, aus diesem Umfeld herauszukommen, gering.
Er schreibt über die Jugendlichen, ihre Träume und Hoffnungen und ihre versoffenen Väter.
Es geht um Gewalt, Drogen, Freiheit und die Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung.
Die Schranken zwischen den Gesellschaftsschichten sind hoch und, fast wie das Kastenwesen in Indien, unüberbrückbar.
Was bleibt also noch von diesem langen Leben, das vor diesen jungen Menschen liegt, wenn sie sehen, was aus ihren Vätern und Müttern geworden ist?
Nicolas Mathieu zeigt auf, dass die „Gelbwesten“ schon lange da waren, bevor sie im Fernsehen eine Öffentlichkeit bekamen. Front National zu wählen und wie in Deutschland die AfD, ist schon fast normal.
Trotz allem schafft es der Autor einen spannenden Roman zu schreiben, in dem er so viel Hoffnung heineinpackt, dass wir bis auf die letzten Seiten gebannt in der Lektüre hängenbleiben.
Nicht umsonst hat er 2018 dafür den wichtigesten Literaturpreis Frankreich erhalten und reiht sich nahtlos in die Bücher von Didier Eribon, Annie Ernaux und Pierre Bourdieu ein.
Eine geniale Lektüre.
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Mitmachen. Spaß dabei haben und mit der Radar-App die Verwaltung darauf hinweisen, wo es im Stadtgebiet Schwachstellen, Handlungsbedarf im Radwegenetz hat.

Wir haben ein Team: „Jastram radelt“

Anmelden, App herunterladen und losgehts.
Wer kein Handy hat, kann uns die gefahrenen Kilometer durchgeben und wir tragen sie dann ein.

Los geht’s!

Dienstag, 11.August

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Heute haben
Enid Blyton * 1896
Louise Bogan * 1897
Alex Haley * 1921
Fernando Arrabal * 1932
Wolfgang Holbein * 1953
Geburtstag
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Joachim Ringelnatz
Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
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Nicolas Mathieu: „Rose Royal“
Aus dem Französischen von Lena Müller und André Hansen
Hanser Verlag € 18,00

Nach „Wie später ihre Kinder“ erzählt der Prix-Goncourt-Preisträger Nicolas Mathieu die Geschichte einer Frau um die fünfzig, die ihre Feierabende in der Kneipe um die Ecke, im „Royal“ verbringt. Dort genehmigt sie sich ein Feierabendbier und trifft sich mit einer Freundin.
Von Männern und deren Angebote hat sie nach einer gescheiterten Ehe und ein paar darauffolgenden Beziehungen genug. Zu viel Männergeprotze, verbunden mit häuslicher Gewalt und finanzieller Abhängigkeit. Rose ist zwar viel allein und melancholisch veranlagt, wenn sie ihre Arbeit beendet hat und nach dem Besuch im „Royal“ nach Hause geht, aber das ist immer noch besser, als das Leben davor. Um sich vor der Gewalt der Männer zu schützen, kauft sie sich einen Revolver. Sie will die Machtverhältnisse umdrehen.
Alles geht gut, bis sie sich doch wieder in einen Mann verliebt, der anders ist. Charmant, freundlich, nett, großzügig.
Nicolas Mathieu hat mit „Rose „Royal“ einen viel zu kurzen Roman (eher eine Novelle) über das selbstbestimmte Leben einer attraktiven Frau um die fünfzig geschreiben. So wie er es geschafft hat, sich in die Gefühlswelt der Jugendlichen in „Wie später ihre Kinder“ hinzuversetzen, gelingt es ihm hier den Roman aus der Sicht einer Frau zu schreiben.
Eine flotte, intensive Lektüre, die mit einem fulminaten Ende aufwartet.
Ein großes Lesevergnügen auf wenigen Seiten.
Lieber Herr Mathieu, nächsten Mal ein paar Seiten mehr.

Nicolas Mathieu wurde 1978 in Épinal geboren und lebt in Nancy. Sein erster Roman erschien 2014 und wurde für das Fernsehen adaptiert. Wie später ihre Kinder wurde 2018 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

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