Mittwoch

Heute haben
Anatole France * 1844
Tristan Tzara * 1896
Peter Ustinov * 1921
Kingsley Amis * 1922
Sarah Kirsch * 1935
Rolf Dieter Brinkmann * 1940
Sibylle Lewitscharoff * 1954
Geburtstag
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Mein Aussenthermometer zeigt minus 5 Grad. Da passt dieses Frühlingsgedicht mit seinem erwähnten lauen Lüftchen.

Sophie Mereau Brentano
Frühling

Düfte wallen – tausend frohe Stimmen
jauchzen in den Lüften um mich her;
die verjüngten trunknen Wesen schwimmen
aufgelös’t in einem Wonnemeer.

Welche Klarheit, welches Licht entfließet
lebensvoll der glühenden Natur!
Festlich glänzt der Äther, und umschließet,
wie die Braut der Bräutigam, die Flur.

Leben rauscht von allen Blütenzweigen,
regt sich einsam unter Sumpf und Moor,
quillt, so hoch die öden Gipfel teigen,
emsig zwischen Fels und Sand hervor.

Welch ein zarter wunderbarer Schimmer
überstrahlt den jungen Blütenhain!
Und auf Bergen, um verfallne Trümmer,
buhlt und lächelt milder Sonnenschein.

Dort auf schlanken silberweißen Füßen
weht und wogt der Birken zartes Grün,
und die leichten hellen Zweige fließen
freudig durch den lauen Luftstrom hin.
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„Das ist etwas, was für mich sehr wichtig ist, dass man zeigt: Es gibt andere Wege, andere Möglichkeiten, eine andere Praxis, eine andere Lebensform. Und das sollte sich auch in den ›Flugschriften‹ niederschlagen. Es sollte mehr etwas sein, was auch anregt, als nur so bestätigt.«“
Lutz Schulenburg im „Büchermarkt“, Deutschlandfunk

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Diese Flugschriften sind einzigartig auf dem deutschen Büchermarkt. Unermüdlich veröffentlicht der Verlag Edition Nautilus diese journalistischen Bücher zu aktuellen Themen. Hier wird nicht drumrum, sondern tacheles geredet, bzw. geschrieben. Noam Chomsky schreibt über „Interventionen“, Norman Finkelstein über „Israels Invasion in Gaza“. Es gibt ein Buch über die Ermordung Rosa Luxemburgs und eine Reise nach Palästina von  Eric Hasan. Es geht in „Back in the USSR“ um das neue Russland und P.M. schreibt in „Kartoffeln und Computer“ ein leidenschaftliches Plädoyer für ein umweltverträgliches und sozial gerechtes System. Wir finden Bücher über den Fleischmarkt und Atomenergie und über Afghanistan und die arabische Revolution.

Ich stelle hier ein paar der Bücher etwas genauer vor und benutze die Texte des Verlages, weil das doch einfach viel besser formuliert ist, als ich es schreiben könnte.

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Hans-Christian Dany: „Morgen werde ich Idiot
Kybernetik und Kontrollgesellschaft
€ 12,00

Ein heiter ätzender Spaziergang durch das Innere, die Entwicklungsgeschichte und die Albträume einer von Selbstoptimierung besessenen Gesellschaft, die ihre Kontrolle nicht mehr durch Macht, sondern durch Rückkopplung und Selbstregulation ausübt., schreibt der Verlag und hier gibt es etwas zu lesen: Leseprobe

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Pussy Riot: „Ein Punk-Gebet für Freiheit
Mit einem Vorwort von Laurie Penny
Aus dem Englischen von Barbara Häusler
€ 9,90

Im August 2012 wurden Maria Aljochina, Nadescha Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch, drei Mitglieder des Punk-Kunstkollektivs Pussy Riot, wegen „Rowdytum aus religiös motiviertem Hass“ zu zwei Jahren Straflager verurteilt – ein politischer Skandal, der ein riesiges Presse-Echo und weltweit Solidaritätsbekundungen hervorgerufen hat.
In dem vorliegenden Band wird bisher unveröffentlichtes Material zum ersten Mal auf Deutsch zugänglich gemacht: Briefe der Frauen aus dem Gefängnis, ihre Schlusserklärungen bei Gericht, Plädoyers der Rechtsanwälte sowie Songs und Gedichte, darunter das inkriminierte „Punk-Gebet“, mit dem die Frauen im Februar in der Moskauer Erlöserkirche gegen Wladimir Putin demonstriert hatten.
Die Texte bieten ein bedrückendes Bild der „russischen Demokratie“, vom Filz zwischen Staat und Kirche, von der Realität im Gerichtsverfahren und im Gefängnisalltag – sie zeigen aber auch, wie mutig und stark der Widerstand dieser Frauen ist.
Dies schreibt der Verlag und hier kommt die Leseprobe

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Marc Thörner: „Ein sanfter Putsch
Wie Militärs Politik machen
€ 12,90

Die Bundeswehr in Afghanistan, so der parlamentarische Beschluss und offizielle Linie des Verteidigungsministeriums, arbeite nicht mit Milizen und Warlords zusammen, um die Sicherheit im Lande zu gewährleisten. Doch vor Ort sieht die Sache ganz anders aus:
Deutsche Offiziere scheren sich nicht um ihre politischen Vorgaben; sie kooperieren mit Warlords, fördern die organisierte Kriminalität, treiben die Bevölkerung islamistischen Heilsbringern in die Arme – einfach, weil es die eigenen Leute schützt, wenig kostet und funktioniert, und das geschieht ganz ohne Unrechtsbewusstsein. Die Bundesregierung schweigt oder macht, um Auskunft gebeten, falsche Angaben. Das ist die Realität während des ausklingenden internationalen Engagements am Hindukusch, wie Marc Thörner in Ein sanfter Putsch nachweist.
Beim sogenannten „Krieg gegen den Terror“ hat die Politik unter US-amerikanischer Ägide den Militärs ungeahnte Spielräume eingeräumt und vielerorts das Heft des Handelns aus der Hand gegeben. Die Initiative zurückzuerlangen, dürfte schwierig sein. Denn ob es darum geht, mutmaßliche Feinde weltweit per Drohnen abzuschießen, Milizen gegen andere Milizen aufzubauen, fundamentalistische Golf-Emire mit Waffen gegen ihre eigenen Bevölkerungen zu versorgen – zusehends regiert statt der politischen die militärische Logik.
Für seine Recherchen ist Marc Thörner, der viel für die ARD arbeitet u.a. nach Afghanistan, Pakistan und in die Golfstaaten gereist. Dabei sprach er mit Generälen, Politikern, Geistlichen, mit Dorfältesten und einfachen Menschen ebenso wie mit Intellektuellen und Vertretern der Zivilgesellschaft.

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Deniz Yücel: „Taksim ist überall
Die Gezi-Bewegung und die Zukunft der Türkei
€ 12,90

Aufregend schön war Istanbul schon immer. Für den Autor und viele andere Deutschtürken, die dort Freunde und Verwandte haben, war diese Stadt stets mit besonderen Gefühlen verbunden. Mit den Gezi-Protesten vom Frühjahr 2013 aber hat diese Bindung eine neue Dimension gewonnen: Istanbul ist nun auch politisch aufregend.
Denn was als Protest gegen den Abriss eines Stadtparks in Istanbul begann, hat sich binnen weniger Tage zu einem landesweiten Aufstand gegen die islamisch-konservative AKP-Regierung und Erdogans autoritären Regierungsstil ausgeweitet. Mit der Härte des Polizeistaates und im Vertrauen darauf, die Hälfe der Bevölkerung hinter sich zu wissen, hat der Ministerpräsident die Proteste niedergeschlagen, vorläufig jedenfalls. Die sich wandelnde türkische Gesellschaft ist Thema dieses Buches. Entlang ausgewählter und für die Protestbewegung bedeutender Schauplätze werden Menschen aus verschiedenen Milieus vorgestellt, die aus unterschiedlichen, teils gegensätzlichen Gründen gegen die AKP aufbegehren:
Wie und wo sie leben, was sie denken, warum sie aufbegehren, wie sie leben wollen, von welcher Freiheit sie reden. Am Ende steht ein Porträt der Protestbewegung in ihrer Vielseitigkeit und Widersprüchlichkeit, zeichnet ein Sittengemälde der türkischen Gesellschaft der Gegenwart, samt eines Blicks auf die deutsch-türkische Community.

Deniz Yücel, geboren 1973 in Flörsheim am Main und seit Sommer 2007 Redakteur der tageszeitung. Er arbeitet dort als Autor, Seite-Eins-Redakteur und Redakteur für Sonderprojekte, schreibt die Kolumne »Besser« und berichtete im Frühjahr 2013 von den Gezi-Protesten aus Istanbul, Kayseri und Ankara.
Träger des Kurt-Tucholsky-Preises für literarische Publizistik 2011. Hat in Berlin Politikwissenschaft studiert und vor seinem Wechsel zur tageszeitung als Redakteur der Wochenzeitung Jungle World sowie als freier Autor für verschiedene Medien gearbeitet. Veranstaltet seit 2012 mit Yassin Musharbash (Die Zeit) und Mely Kiyak (Berliner Zeitung) die Lesung »Hate Poetry«, eine Bühnenshow mit rassistischen Leserbriefen.

Wir verschicken je ein Exemplar über Taksimplatz und Ein sanfter Putsch an die ersten, die sich bei uns melden.

Zu dieser Reihe gibt es auch richtig freche Postkarten:

Pokas