Montag, 10.Juli

Heute haben
Marcel Proust * 1871
Paul Wühr * 1927
Alice Munro * 1931
Jürgen Becker * 1932
Kurt Brasch * 1937
Hermann Burger * 1942
Jorge Volpi * 1968
Geburtstag
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Das Schlimmste war mir nicht das Sterben
Viel schlimmer ist lebendig zu verderben.
Kurt Brasch
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Tipp des Tages:


Agata Loth-Ignaciuk (Text), Bartlomiej Ignaciuk (Illustrationen):
14000 Meilen über das Meer
Mit dem Kajak über den Atlantik
Aus dem Polnischen von Marlena Breuer
Gerstenberg Verlag € 16,00

Im Kajak über den Atlantik? Und das gleich dreimal? Unmöglich!
Der Pole Aleksander Doba hat es gemacht. Mit 65 Jahren machte er sich zum erstenmal auf und schaffte die 14000 Meilen allein mit seiner Muskelkraft.
Dieses großformatige Bilderbuch, mit seinen eindrucksvollen Illustrationen, erzählt von diesen Reisen. Von seinen Begegnungen mit Piraten und Haien, von Stürmen, Hunger und Durst, von Blasen an den Händen und der unendlichen Weite des Meeres.
Ein Reisebericht der besonderen Art.
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Calamity Jane vs. Men Afraid of Horses
Die Wild West Geschichte einer widersprüchlichen Frau und die Musik eines Lebens

Eine der größten Legenden des Wilden Westens ist kein Mann, sondern eine Frau – Calamity Jane.

Ihre fantastischen, rührenden und dramatischen Geschichten werden nicht als flockiges Cowboy-Abenteuer erzählt, sondern sind Schwerstarbeit eines kargen Lebens – Flunkerei und eine gehörige Portion Größenwahn inbegriffen. Schwarz auf Weiß kann das bekannteste „Flintenweib“ beweisen, dass sie schneller schießt als sämtliche Männer und dass sie so gar nicht in das gängige Frauen-Bild des frühen Amerikas passt und sich diesem auch überhaupt nicht fügen will – was wiederum ihr Schicksal ausmacht.

Die Musik, geliefert von Men Afraid of Horses, ist nicht begleitender Hintergrund oder Weichspüler der Szenen, sondern zentraler Partner – wie beim Poker oder last shoot down.
Die Lieder und Geschichten sollen berühren und kratzen, vielleicht duften sie ein klein wenig nach Schweiss oder erwecken den Wunsch mit dem draußen angebundenen Schimmel in den Sonnenuntergang zu reiten.

Schauspiel: Katrin Hötzel
Men Afraid of Horses: Frank Betz, Markus Rabe, Dietmar Rudolf, Günter Schaber, Jochen Wegerer
Bilder: Susanne Luc
Foto und Grafik: Julia Hanisch

Kartenvorstellung unter www.tee-mit-tanten.de

Donnerstag

Heute haben
Marcel Proust * 1871
Paul Wühr * 1927
Alice Munro * 1931
Kurt Bartsch * 1937
Jorge Volpi * 1968
Geburtstag.
Das ist mal ein Wort Proust und Munro an einem Tag.
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Heute morgen geht es nicht nach Ulm in den Buchladen, sondern in die Uckermark zum Hochzeitsfest der Tochter und dann weiter für ein paar Tage auf Usedom. Wundern Sie sich also nicht, wenn hier nicht täglich neue Tipps veröffentlicht werden. Sommerpause, sozussagen.
Wenn Sie jedoch auf unseren Fotoblog klicken, dann bekommen Sie literarische Eindrücke, wenn mir etwas vor die Kamera kommt.
Und passend zum Urlaub stelle ich Ihnen dieses witzig erzählte und frech illustrierte Kinderbuch vor, das gekonnt mit Erwartungen von Kindern spielt.

Valentin

Sarah Michaela Orlovsky: „Valentin, der Urlaubsheld“
Michael Roher (Ill.)
128 Seiten, durchgehend s/w illustriert
Picus Verlag € 13,90
ab 6 Jahren

Urlaub ist das, was du daraus machst!

Valentin träumt sich in den letzten Schulstunden in seinen soooo ersehnten Urlaub am Meer, das er noch nie gesehen hat. Die Lehrerin erwischt ihn dabei, da sie behauptet, alles zu erkennen und zu wissen. Aber Valentin ist das egal.
„Aber eines weiß sie nicht: Valentin hat schon die Badehose an. Sobald es läutet, ist er hier weg.“
Auf der Fahrt ans Meer erträumt er sich seinen super Urlaub, wie er nicht besser sein könnte. Wenn wir allerdings auf die Illustrationen schauen, merken wir wir, dass das wohl nicht immer der Realität entspricht. Egal! Der Weg ist das Ziel und seien es 1.600 km. Endlich schläft Valentin ein und wacht am Meer auf. Es ist geschafft. Aber, auch wenn er sich exakt vorbereitet hat, irgendwas läuft immer schief und so langsam sackt seine Stimmung immer tiefer ab. Papa bekommt eine Magen-Darm-Verstimmung und Mama hat Kopfweh, weil ihr ein Sonnenschirm auf die Strin geknallt ist. Das Essen ist auch nicht das, was Valentin mag. Immer nur Fisch. Wo bleiben die Pommes? Das Meer ist zu salzig, die Tempelruinen zu langweilig.
Als es schon fast nicht mehr schlimmer kommen kann, trifft der Áris und seine Stimmung erreicht die höchsten Höhen. Doch dann ist der mit einem Mal verschwunden und Valentin erkennt, wie wichtig Freundschaft ist und dass sie manchmal ganz schön auf die Probe gestellt wird. Aber: Ich verrate nicht zuviel – es gibt ein Happyend.
Ein geniales, witziges, hintergründiges Vor-Lesebuch – genau passend zur beginnenden Urlaubszeit.

Sarah Michaela Orlovský, Jahrgang 1984, in Oberösterreich geboren, hat ihr Notizbuch an der Uni Wien sowie in Sambia, Armenien, Äthiopien, der Slowakei und Ruanda gefüllt. Seit Neuestem erprobt sie die Eigenheiten des sesshaften Lebens in Vöcklabruck. Dort geht sie zum Arbeiten ins Jugendzentrum und zum Nachdenken in den Wald.

Michael Roher, geboren 1980 in Niederösterreich, Ausbildung zum Sozialpädagogen in Wien. Arbeitet als Spiel- und Zirkuspädagoge mit Kindern und Jugendlichen. Als bildender Künstler ist er Autodidakt. Sein erstes Bilderbuch, »Fridolin Franse frisiert«, wurde mit vier großen Preisen ausgezeichnet. 2011 erschien im Picus Verlag »Zu verschenken«, 2012 »Zugvögel«, 2013 »Papilios Welt« (gemeinsam mit Elisabeth Steinkellner).

Mittwoch

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Heute hat Ludwig Fels Geburtstag
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Ludwig Fels

Es steht nichts mehr zwischen den Zeilen
kein Platz zwischen den Zeilen
das Papier vollgeschrieben
mit dem Nichts von Heute.
Immer zu wenig
Blut in den Adern, immer
zu kalt.
…..

So beginnt ein Gedicht vom heutigen Geburtstagskind und ich finde: er hat recht.
Heute morgen minus zehn Grad auf der Alb und die Sterne funkeln dazu.
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Unser „Ulmer“ ist fertig. In der Papierform verteilen wir ihn schon seit einer Woche im Laden, digital gibt es ihn jetzt auch hier unter dem ReiterchenUlmer zu lesen. Wir haben versucht, aus der riesigen Flut von Neuerscheinungen, eine kleine, spezielle Auswahl zu treffen.
Sarah Käsmayr hat ihn gestaltet und das Titelblat als eine Homage an ….. angelegt.
Wer weiß für wen, dem winkt ein Büchergutschein.
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Passend zur Jahreszeit, zum Wetter, stelle ich Ihnen heute eine Taschenbuch-Neuerscheinung vor.
Ehemals im Schweizerischen Kein&Aber Verlag erschienen, gibt es den Roman
jetzt bei dtv.
Eine winterliche Manhattan Love Story – die perfekte Lektüre für die Weihnachtszeit.

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André Aciman: „Acht helle Nächte
Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann
dtv € 11,90

André Aciman, geboren 1951 in Alexandria, studierte Komparatistik in Harvard. Er ist Romancier, Essayist und Dozent für Vergleichende Literaturwissenschaft, zudem schreibt er für verschiedene New Yorker Zeitungen. Aciman gehört zu den führenden Proust-Experten. Auf Deutsch liegen seine autobiografischen Bücher „Damals in Alexandria“ und „Hauptstädte der Erinnerung“ sowie der Roman „Ruf mich bei deinem Namen“ vor. Aciman lebt mit seiner Familie in New York.
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Mit seinem Buch über Alexandria ist er hier bekannt geworden und die Zeitungen haben sich fast überschlagen. „Ruf mich bei deinem Namen“ gibt es auch als Taschenbuch bei dtv. Und nun liegt dieser Manhattan-Winter-Weihnachts-Liebesroman bei uns auf dem Neuerscheinungstisch. Gut, ich gebe es zu, mich hat das Titelbild gepackt. Wie Sie oben gelesen haben, ist Aciman ein Proust-Verehrer und Experte; das zeigt sich auch hier. Sie brauchen schon etwas Geduld zu Beginns des Romanes. Es sind acht Nächte, die er hier beschreibt. Und das sehr detailverliebt. Gerade das erste Kapitel verleitet vielleicht, das Buch aus der Hand zu legen. Er landet durch eine Einladung auf einer Weihnachtsparty in der Upper East Side. Dort tritt eine junge Frau auf ihn zu, streckt im die Hand entgegen und sagt: „Ich bin Clara“. Dieses „Ich bin Clara“ zieht sich nun über Seiten hinweg durch das ganze erste Kapitel. Dieses „Ich bin Clara“ wird zum Leitmotiv für den ganzen Roman. Er könnte auch so heissen. Aciman beschreibt dieses Szenerie sehr genau, fast meint man in einem Kinofilm zu sehen. Einzelne Handbewegungen füllen Zeilen und werden von verschiedenen Seiten betrachtet. Allein, wie die beiden auf dem Balkon stehen und auf den verschneiten Riverside Drive hinterschauen, wie sie raucht und ihre Bloody Mary in den Schnee des Geländers drückt füllt Seiten. Die beiden reden und reden und reden und er ist ab dem ersten Moment von ihr fasziniert. Nein, eigentlich ist er total verknallt in sie. Er kennt sie nicht, weiß nichts von ihr, wird an diesem Abend (wie auch an den darauf folgenden acht Nächten) immer wieder vor den Kopf gestoßen. Und doch kann er nicht von ihr lassen. Eigentlich ein Woody Allen Film. Diese Dialoge, das dauernde Hinundher und das zaudernde Verhalten von ihm, wären doch der ideale Stoff für den Regisseur aus Manhattan. Die beiden gehen abends ins Kino, da gerade eine Eric Rohmer-Festival stattfindet. Sehr passend, da in diesen Filmen auch nicht mehr passiert, als dass die Verliebten miteinander reden und nie richtig zu Potte kommen. Danach gehen sie in „ihre“ die Bar, und reden und reden. Sie ist sehr direkt, sagt, was sie denkt. Macht immer wieder Dinge, die ihn aus dem Konzept bringen. Er hingegen, wartet, sitzt im Park unter ihrer Wohnung und träumt sich in eine Beziehung mit ihr. Sie machen Ausflüge mit dem Auto, sie besuchen sich gegenseitig in ihren Wohnungen; ein spontaner Kuss von ihm, bringt sie jedoch dazu, ihn brüskt wegzuschieben. Er sitzt daheim, traut sich nicht, die Wohnung zu verlassen, da er auf einen Anruf von ihr erwartet, der nicht kommt. Er lässt sein Handy aus, weil er nicht sehen will, dass keine SMSe von ihr ankommen. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie mehrfach versucht hat, ihn anzurufen.
Sie merken schon: Alles nicht so einfach. Wenn Sie durch das erste Kapitel durch sind und sich an den angenehm fließenden Stil gewohnt haben. Wenn Sie sich darauf einstellen, dass nicht allzuviel passiert, wenn Sie es genießen können, den Dialogen zu lauschen, wenn sich gerne verwundern lassen, wie die beiden sich verhalten, dann sind Sie hier richtig aufgehoben. Es ist tiefster Winter, es sind 500 Seiten … genau das Richtige für diese kalten dunklen Abende, die hier zu acht hellen Nächten werden. Es ist fast schon eine Proust’sche Suche nach der dahinrasenden Zeit, die hier fast still zustehen scheint. Und einfach einfach ein gelungenes Buch zum Thema: Liebe.

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Alice Munro im Gespräch mit Diana Athill auf dem International Festival of Authors 2009.
Eine tolle Frau und eine ausgezeichnete Autorin.

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Bilder aus der Jastram-Welt gibt es hier auf jastram.tumblr.com