Karl Krolow * 1915
und
Douglas Adams * 1952
haben heute Geburtstag
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Heute gibt es einen kurzen Blog, da ich morgens früh los muss.
Dafür gibt es einen Film der Sonderklasse.
Aki Kaurismäki: „La Havre„
DVD € 16,95
Wie aus der Welt gefallen. So kam ich mir vor, als ich gestern abend endlich diesen Film angeschaut habe.
Kaurismäki schafft es immer wieder eine Märchenhandlung auf die Leinwand zu bringen. Eine Mischung aus Studio und Realität, ein Mix der Zeiten erzeugen eine ganz bestimmte Mischung, die durch das Minenspiel der Schauspieler (wie gewohnt bei Kaurismäki) noch verstärkt werden. Wir befinden uns in Kneipen der 50er Jahre, die Polizei erscheint mit richtigen Oldtimer und die Klamotten erinnern schwer an alte schwarzweiss Filme. Gleichzeitig bezahlen sie aber mit Euro und das Flüchtingsdrama ist der Hauptstrang der Geschichte.
Alte Musik wabert durch die Szenen, ein Konzert mit einem alten Rock’n’Roller mit Musik wie vor 50 Jahren.
Dieses ganze Konzept auf. Und wie. Die harten Menschen zeigen ihre weiche Seele. Sogar der Polizist stellt sein Innerstes nach Außen und rettet die verzwickte Situation. Ein kleines Wunder geschieht noch ganz am Ende des Filmes.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Ruhe und genießen diesen menschenfreundlichen Film inmitten dieser Action-, Animations- und Fantasyblockbuster.
Und eines kann ich Ihnen versprechen: Es gab noch nie einen so traurigen Polizisten mit einer so grünen Ananas.
Hier geht es zur Website des Filmes, mit vielen Informationen, einem Trailer und der passenden Weinmarke zum Film.
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Morgen ist es soweit.
Fee Katrin Kanzler liest um 19 Uhr bei uns in der Buchhandlung.
„Schwarze Butter
Sie vergöttern mich. Halblaute Rufe hallen auf die Bühne. Heirate mich, schreit einer. Er muss betrunken sein. Meine
Hand liegt neben mir, streicht über den Samt, der meinen Hocker überzieht. Wenn die Scheinwerfer angehen, wird es leise, und ich vergesse den Samt. Die Stille wartet auf ein Wort, auf einen kleinen Triller der Stimme, auf den nächsten Ton, das ist mein Leben. Ich habe längst begriffen, dass ihre Begeisterung nichts mit meiner Person zu tun hat. Ich könnte irgendwer sein. Es spielt keine Rolle, ob mein Haar schwarz ist, meine Stiefel rot sind oder umgekehrt. Es spielt keine Rolle, dass ich gern Automatenkaffee trinke, in der Goldlaube wohne oder dass ich mondsüchtig bin. Was einzig zählt, ist, dass ich hier bin. Die Musik ist Musik, die Zeit ist Zeit, während ich spiele.
Alles schweigt. Ich nehme das Lampenfieber in den Mund. Es schmeckt nach Litschi und Salz, ein Lutscher von süßer Penetranz. Meine Zunge wird schüchtern und übermütig zugleich. Auf ihr sind plötzlich Worte. Die sage ich. Mikroverstärkt fallen sie in den Raum. Die Stille fliegt auf, ein erschreckter Vogel. Ich lächle. Einer im Publikum antwortet, aber ich bemerke ihn kaum, verstehe ihn nicht. Die Stille bleibt im Deckengebälk sitzen. Ich beginne zu spielen. Meine Gitarre hat den schwarzen Glanz von Särgen und Klavieren. Nur die Wirbel sind weiß wie Zähne. Manchmal lackiere ich meine Fingernägel genauso schwarz. Oder stahlblau oder blutorangenrot. … “
(Beginn von Kapitel zwei. Alle Rechte beim Verlag und der Autorin)