
Das 5.Blatt des Adventskalenders von Christel Müller und Ursula Selbmann kann ich heute zu den anderen hängen.

Die knappe Zeit ausserhalb des Ladens verrinnt wie im Fluge. Es reicht gerade noch für einen Blick die Tageszeitungen und die Tageslektüre. Beim Hineinlesen in einen neuen Roman, flog mir das Buch gleich mehrfach auf den Kopf.
Deshalb ging ich bald ins Bett und es wurde eine wirkliche stille Nacht.

„Stille Nacht„
Eine literarische Bescherung
Herausgegeben von Constanze Neumann
Hoffmann & Campe Verlag € 12,00
Dieser Band versammelt die besten Gedichte, Geschichten und Märchen über die schönste Zeit des Jahres. Jedes Jahr aufs Neue bringt das Ende des Jahres eine Zeit, die froh, besinnlich, gemütlich, lustig und manchmal auch anstrengend sein kann – die Weihnachtszeit. Lichterbögen erleuchten die Fenster, Tannenbäume funkeln, was das Zeug hält, Schokoladenweihnachtsmänner türmen sich im Supermarkt. Und wenn erst einmal aller Stress von uns gefallen ist, alle Geschenke eingekauft und verpackt, die Feiertage geplant und vorbereitet sind, dann kuscheln wir uns in Wollsocken und mit heißem Tee auf das Sofa, nehmen dieses Buch zur Hand und lassen uns entführen in die zauberhafte Weihnachtswelt großer Schriftsteller. Mit Texten von Kurt Tucholsky, Hans Christian Andersen, Theodor Storm, Gottfried Keller, Theodor Fontane, Joseph von Eichendorff, Joachim Ringelnatz, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Wilhelm Raabe, Rainer Maria Rilke u.a.
Und was für tolle Texte wir hier finden. Neben den vielen Gedichten, auch die Erzählungen „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen, „Das Geschenk der Weisen“ von O.Henry, „Die Mausefalle“ von Selma Lagerlöf, „Nußknacker und Mäusekönig“ von E.T.A.Hoffmann und einige andere mehr von Walter Benjamin und Joseph Roth.
Dieses Mal macht die geklonte Reihe der Insel Bücherei wirklich Konkurrenz.
Und diese Gedichte finden Sie hier u.a. auch:
Theodor Fontane
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
aber als Knecht Ruprecht schon
kommt der Winter hergeschritten,
und alsbald aus Schnees Mitten
klingt des Schlittenglöckleins Ton.
Und was jüngst noch, fern und nah,
bunt auf uns herniedersah,
weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
und ds Jahr geht auf die Neige,
und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen
lassen uns den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.
Klabund
Winterschlaf
Indem man sich zum Winter wendet,
Hat es der Dichter schwer,
Der Sommer ist geendet,
Und eine Blume wächst nicht mehr.
Was soll man da besingen?
Die meisten Requisiten sind vereist.
Man muß schon in die eigene Seele dringen
– Jedoch, da hapert’s meist.
Man sitzt besorgt auf seinem Hintern.
Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,
– Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern
Wie Frosch und Lurch.
Rainer Maria Rilke
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird,
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin – bereit,
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.