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Kann man einen Roman über die Atomindustrie, über die Energiewende, über unsere Politiker und die Verfilzung von Industrie und Politik schreiben? Und: Kann das auch funktionieren?
Eva Ladipo: „Wende„
Picus Verlag € 22,90
als E-Book € 17,99
Die Autorin Eva Ladipo, geboren 1974, studierte in Cambridge Politische Wissenschaften und wurde mit einer Arbeit über das russische Steuersystem promoviert. Begann als Journalistin bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und arbeitete zuletzt für die „Financial Times“. Lebte längere Zeit in Russland und Kolumbien und wohnt jetzt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London. „Wende“ ist ihr erster Roman.
Nach dieser Biografie zu schließen, hat Eva Lapido Einblick in Wirtschaft rund um den Erdball. Sie kennt die Beziehungsgeflechte und Machenschaften der Staatengemeinschaften und ich vermute schwer, dass hinter dem Roman ein großer Haufen Wahrheit steckt.
Atemberaubend spannend schreibt sie ihren Roman, den Sie, wenn Sie die ersten Seiten gelesen haben, nicht mehr aus den Händen legen werden. Sehr gekonnt auch das Umschlagsfoto. Wie ein Standfoto aus einem alten Spionagefilm. Es könnte ein Filmplakat sein.
Die Wende ist im Roman doppelt besetzt. Einerseits die Energiewende, die nach dem Reaktorunglück von Fukushima in Deutschland heftig diskutiert wurde und natürlich die Wende in Deutschland im Jahr 1989. Eva Lapido leistet sich den Luxus aus den vielen Fakten, die sich sicherlich bei ihr stapeln, kein Sachbuch zu schreiben, sondern wagt sich an einen Roman, der voll von verzwickten Geschichten und immer neuen Ideen steckt. Während ich gefesselt den Roman las, klickte es immer wieder in meinem Kopf, als mir dieses und jenes in einem ganz anderen Blickwinkel dargeboten wurde, wie ich es bisher in Tageszeitungen gelesen hatte. Wahrscheinlich ist die Realität noch schlimmer, als das, was hinter den Ideen der Autorin steckt. Warum schwenkt Angela Merkel so plötzlich von der Atomkraft weg? Was wurde aus den Ideen der rot-grünen Regierung? Und wer zog dort die Fäden? Ein Ministerpräsident, der die Grünen am Liebsten aus der Regierung gejagt hätte, bejaht plötzlich diese neue Koallition. Was haben die Stasi, der KGB mit der Energiewende zu tun? Und wer profitierte denn bei diesen beiden Wenden?
Der junge Ostdeutsche René Hartenstein lebt, nach dem Jurastudium, mit seiner Freundin in Frankfurt und steigt langsam die Karrieretreppe in der Energieindustrie hoch. Als sein engster Freund Martin Jäger tot aufgefunden wird (erhängt am eigenen Gürtel und als Selbstmord deklariert), wird Hartenstein misstrauisch und findet in den Unterlagen seines Kollegen Dinge, die er nicht für möglich gehalten hätte. Er nimmt sich seines Kalenders an, um Martin Jägers Termine abzusagen. Dabei stößt er auf den Namen Anna Smoktum, die in der Investmentbranche in London arbeitet. Dort hat sich Jäger auf eine Stelle beworben. Hartenstein trifft sich mit ihr in London und sie bietet im ein hochdotierten Job an. Anna Smoktum könnte, vom Alter her, fast seine Mutter sein und doch entwickelt sich eine Art von Liebesbeziehung zwischen den beiden. Parallel dazu forscht er in der Vergangenheit seiner neuen Chefin und fragt sich, woher sie das Startkapital für ihr Unternehmen hat. Sehr schnell landet er bei sehr brisanten Verbindungen, die ihm bisher noch nicht klar waren.
Ich mag gar nicht mehr dazu schreiben. Lesen Sie selbst das Erstlingswerk „Wende“ und sie werden aus dem Staunen nicht mehr herauskommen und dabei auf höchstem Spannungsniveau unterhalten.
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Tanja Hanser hat bei uns wieder ein Fenster dekoriert, neue Postkarten und ein neues Büchle drucken lassen, die es bei uns zu kaufen gibt.
Morgen ist es wieder soweit.
Es gibt neue Sonntagsskizzen von Detlef Surrey.