Montag

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Gesehen auf der Museumsinsel Hombroich
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Heute haben
Marquis de Sade * 1740
Thomas Hardy * 1840
Max Aub * 1903
Marcel Reich-Ranicki * 1920
Sibylle Berg * 1962
Geburtstag
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Unser Tagestipp:

Glas

Hjalmar Söderberg: „Doktor Glas

Mit einem Nachwort von Antje Rávic Strubel
Aus dem Schwedischen von Verena Reichel
Manesse Verlag, Leinenausgabe € 19,95
als eBook € 15,99

Hjalmar Söderberg (1869–1941) wurde in eine Stockholmer Beamtenfamilie geboren und arbeitete als Journalist. Ab 1895 veröffentlichte er Romane und Erzählungen, deren pikanter moralischer Inhalt ihn zum Enfant terrible der Gesellschaft machte. Er übersetzte Heine und Maupassant ins Schwedische. Mit seinen Artikeln engagierte er sich gegen den aufkommenden Faschismus.

Als dieser Roman 1905 in Schweden erschien, sorgte er für einen handfesten Skandal.
Ein Mord aus Überzeugung? Das kann nicht gutgehen.
Dr. Glas ist im mittleren Alter, nicht verheiratet und er war auch noch nie mit einer Frau zusammen. Eigentlich wollte er gar nicht Arzt werden, sein Berufswunsch ging in eine andere Richtung. Er hat sich festgelegt und öffnet täglich seine Praxis, obwohl er sich vor dem Körperlichen ekelt. Er denkt viel nach, schreibt Tagebuch, um dann aber nie das Geschreibene zu lesen. Er beobachtet, denkt sich in seine Patienten hinein, ohne zu bemerken, dass ihm die Zuneigung einer Frau in seinem Viertel entgegenkommt.
Eines Tages kommt die junge Frau des alten Pastors Gregorius in seine Sprechstunde. Der Pastor ist Dr.Glas ein Dorn im Auge. Er hasst ihn und seine Arbeit. Dieser jedoch hält den Arzt immer wieder mit seinen Monologen hin. Seine Frau ist aufgeregt und weiss nicht, womit sie beginnen soll. Nein, krank ist sie nicht. Sie möchte nur ihren Ehemann nicht mehr neben sich im Bett haben und sie ekle sich vor dem Geschlechtsverkehr mit ihm. Ob er, Dr.Glas, nicht eine Krankeit bei ihr diagnostieren könne, damit ihr Mann von ihr ablasse? Sie gesteht Dr.Glas auch, dass sie in einen anderen verliebt sei. Dr.Glas verspricht sich darum zu kümmern und mit dem Pastor zu reden. Dies geschieht auch, aber Gregorius hält sich nicht an die Vereinbarung und begründet dies aus seiner christlichen Einstellung. Somit diagnostiziert Dr.Glas bei ihm einen Herzfehler und zuerst eine mehrwöchige Kur, die er allein antreten solle. Mittlerweile hat sich der Arzt selbst in seine „Patienten“ verliebt und in ihm reift ein fürchterlicher Gedanke.
Hjalmar Söderberg lässt seinen Protagonisten viel Nachdenken und Reflektieren. Er zitiert die ihm bekannten Philosophen, streut immer wieder Zitate, oder Lebensweisheiten ein, die seinen Gefühlszustand widerspiegeln. Dr.Glas ist ein Melancholiker, der nicht viel vom Leben hält. Der falsche Beruf und das Alleinleben verstärkt seine Einstellung noch mehr. So liest sich dieser schmale Romane nicht wirklich wie ein psychologisches Spiel um Liebe und Tod, sondern oft wie eine Abhandlung über das Leben, das nicht viel Gutes bringt. Die Handlung spielt an einem langen Sommer in Stockholm und endet, als sich abzeichnet, dass es bald Schnee geben könnte. Dies passt natürlich sehr gut zu der Innenwelt des Arztes, die von Söderberg federleicht und oft skizzenhaft aufgezeichnet worden ist.
Ein sehr bewegnder Roman, der neu übersetzt worden ist, nachdem er vor Jahren schon in der Bibliothek Suhrkamp erschienen ist.

Leseprobe
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Nicht vergessen.
Morgen, Dienstag, den 3.Juni um 19 Uhr
liest Clemens Grote wieder aus vier neuen Romanen.
Diesmal:
Chimamanda Adichie: Americanah
Donna Tartt: Der Distelfink
Elena Chizhova: Die stille Macht der Frauen
John Banville: Im Lichte der Vergangenheit
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Buchhandlungen, Bücher und Lesen in Köln.
Mehr Fotos dazu auf unseren Bilderblogs
wiebuecherleben.tumblr.com
und
jastram.tumblr.com

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