Nachdem der Sonntag praktisch mit dem Weltuntergang angefangen hat, wurde es immer schöner. Zwar sehr windig, aber gegen Abend ein herrliches Licht. Also doch nicht alles nur Novemberwetter.
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Heute hat Klabund Geburtstag, der 1890 geboren wurde
Klabund
Der Romanschriftsteller
Graugelb ist sein Gesicht. Die Nase
Steigt klippenspitz empor. Die Augen liegen fleckig,
Mißtrauisch von den Wimpern tief beschattet,
Geduckt zum Sprung wie Panther in der Höhlung.
Der rechte Arm mit der Zigarre steht
Steif wie ein Schwert, als wolle er damit
Sich von den andern sondern, die ihm widerwärtig
Und dennoch so sympathisch sind.
Schlägt er die Asche ab,
So fällt wie Hohn sie aufs Gespräch.
Ein kurzes »Ja«, ein scharfes »Nein«
Wirft er zuweilen in die Unterhaltung.
Mit diesem spitzen »Ja« und »Nein«
Spießt er die Leute wie auf Nadeln auf
Und nimmt sie mit nach Hause
Für seine Käfersammlung.
– – – Schlägt man das nächste Buch des Dichters auf.
O Gott! Schon ist man selber drin verzeichnet,
Und wer sich in gerechter Selbsterkenntnis
Für ein libellenähnlich Wesen hielt,
Der findet sich erstaunt als Mistbock wieder.
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K. A. Nuzum: „Hundewinter„
Carlsen Verlag 6,99
Jugendbuch ab 10 Jahren
Die elfjährige Dessa Dean lebt mit ihrem Vater im Hohen Norden der USA sehr einsam in einer Hütte. Er ist Jäger und Fallensteller geworden, nachdem er in der Stadt keine Arbeit mehr fand, um seine Familie zu ernähren.
Es ist tiefer Winter, ein paar Wochen vor Weihnachten und Dessa geht nicht zur Schule, da sie für ein paar Wochen geschlossen hat. Sie lernt daheim, versorgt den Haushalt, während ihr Vater unterwegs ist. Dessa hat Tagesalbträume, ist nicht fähig das Haus zu verlassen, hat Ohrensaussen und Schwindel. Und das lässt sie nicht mehr los, seit vor fast zwei Monaten ihre geliebte Mutter im Schnee erfroren ist. Dessa hielt sie in den Armen bis ihr Vater kam. Sie meint fast, verrückt zu werden. Die Autorin K.A.Nuzum beschreibt diese Situation sehr genau und eindringlich undwir merken, dass es für Dessa sehr schwer ist, den Alltag zu bewältigen.
Die Situation ändert sich, als ein streunender Hund mit einer verletzten Pfote auftaucht, dem sie Futter gibt. Er ist sehr scheu und traut sich nicht sehr nahe an Dessa ran. Auch mag er, trotz der Kälte, nicht in die Hütte. So bleibt die Türe halb offen. Das heisst aber auch, dass Dessa den Vorrat von drei Tagen verfeuert und dem Hund auch noch das Fleisch zu essen gibt, das für den Vater reserviert hat. Als dieser auftaucht, vom Hund angebellt wird, zieht er sein Gewehr und schiesst auf den Hund. Dieser wird zwar nicht getroffen, aber er verschwindet im Wald.
Die nächsten Tage werden sehr schwer für Dessa und ihren Vater. Zuerst muss sie ihm erklären, dass von dem Hund ohne Namen keine Gefahr ausgeht und was es mit der offenen Tür auf sich hat. Etwas zu Essen gibt es noch für den Vater, der seiner Tochter erklärt, dass für den Hund kein Platz in der Hütte ist. Es gibt zu wenig Essen für alle und auch der Holzvorrat nimmt zu scnell ab, wenn die Türe immer offen bleiben muss.
Dessa hat den Hund jedoch ins Herz geschlossen und als er wieder auftaucht, beschließt sie, ihn nicht mehr gehen zu lassen. Ihm kann sie ihr Innerstes erzählen und wird so einen Teil ihrer Sorgen los. Aber, welchen Namen hat er Hund. Sie versucht es mit sehr vielen, aber nie reagiert er darauf.
Wie das alles nun (gut) ausgeht, verrate ich nicht. Nur so viel: Plötzlich steht ein hungriger Bär in der Küche und der Hund entwickelt sich zu einem guten Jäger.
K.A.Nuzum hat aus dieser traurigen Geschichte sehr langsam und gefühlvoll eine spannende Natur-Geschichte entwickelt, in der die Freundschaft zu einem Hund die beiden Traumatisierten und Trauernden wieder zusammenführt. Ein geniales Jugendbuch, weit ab von all den trendigen Buchreihen.
Heute Abend New York Jazz mit Tim Berne im Ulmer Stadthausund morgen liest Peter Stamm im Ulmer ROXY.
noch was von Klabund:
Was dich immer heiß umfasse:
Mannesleib und Luft:
Sei der Sehnsucht süßer Sasse
Über Gram und Gruft.
Beichter mag sich leichter geben,
Schwerer schwärmt das Muß.
Lache, Seufzer! Klettre, Rebe!
Kühle, kühle… Kuß!
Dunkel liegt schon die Terrasse,
Und der Mond geigt grau.
Was dich immer heiß umfasse:
Fühle, fühle… Frau!