Heute haben
William Faulkner * 1897
Andrzej Stasiuk * 1960
Carlos Ruiz Zafón * 1964
Geburtstag
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Frage an Jagoda Marinic:
„Was ist denn, Deiner Meinung nach, der grundlegende Unterschied zwischen den Menschen in verschiedenen Ländern und Städten, wenn Du an Deine Auslandsaufenthalte denkst? Woran hapert es mit der deutschen Mentalität? Oder ist das Miteinander in New York nur ein notwendiges Muss, um zu überleben?“
JM:
„Die grundlegende Einteilung ist für mich eher die nach Stadt und Land als nach Nationen. Das Urbane ist komischerweise überall auf der Welt ähnlich. Städte wollen zwar individuell sein, gleichen sich jedoch bis zur Austauschbarkeit… Das Eigene eines Landes offenbart sich erst in ländlichen Gegenden. Dort entdeckt man man die Keimzellen der Kulturen, nur aus ihnen heraus wird eine Stadt dann individuell verstehbar…
Die Mentalität hierzulande hapert nicht an sich! Ich bin manchmal hin und weg, wie die Menschen hier sind. Manchmal aber auch nicht, logisch. Ich habe jedoch das Glück, hier das tun zu können, was ich tue und wie ich es tue. Die Arbeit, die ich mache, die Reden, die ich halte und gehört werde, zeigen mir auch: Dieses Land ist gestaltbar! Die Menschen lassen sich ein. Ein unbezahlbares Gut. Nur einige hier leben zu abgeschottet in sich und wie alle solche Kreise, ahnen sie nicht, was ihnen entgeht. Mehr Offenheit. Mehr Glaube ans Glück, ans Gute, ans Gelingen, auch im Chaos, das würde den Alltag hier um einiges leichter machen… Überlebenmüssen miteinander ist immer und überall ein guter Leim für eine Gesellschaft, nicht nur in New York. Ich finde das nicht verwerflich, wenn mir jemand die Hand reicht, weil er weiß, dass er eines Tages meine brauchen könnte… manchmal denk ich, uns hier geht es zu gut, als dass wir nett sein müssten, denn wer angewiesen ist auf den anderen, der ist auch freundlich zu ihm… Und das Erzählen! Ich wünschte, wir würden uns hier mehr Geschichten erzählen, auch im Alltag, mündlich… „Hör mal, ich war grad beim Bäcker und dort… „Diese Mentalität, noch aus dem kleinsten Ding eine Geschichte zu drehen, die fehlt mir manchmal….“
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Das Bayerische Fernsehen berichtet über „Restaurant Dalmatia„
Morgen um 19 Uhr liest Jagoda Marinic bei uns in der Buchhandlung.
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PaTrick Bahners: „Entenhausen„
Die ganze Wahrheit
C.H.Beck Verlag 19,95
Na, wenn der C.H.Beck Verlag etwas veröffentlicht, hat das Hand und Fuß. Und wenn, dann gleich prima gebunden, mit Leinenrücken und Lesebändchen. Beides schön in knallgelb gehalten. So muss das sein.
PaTrick Bahners ist Kulturkorrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in Entenhausen, mit Nebensitz in New York. Bis 2012 leitete er das Feuilleton der Zeitung. Er gehört zur deutschen Fraktion der Donaldisten und gründete die Direpol (=Donaldistisches Institut für Rechtskunde und Politik). Aha! Deshalb auch der C.H.Beck Verlag, wo sonst hätte dieses aufklärerische Werk erscheinen können. Er forschte, neben seinem Studium der Geschichte und Politik, über den Entenhausener Bürgemeister und die Rolle des Adels in der Stadtrepublik. Und: Er tauscht sogar in der deutschen Version eines Donald Duck Heftes als An- und Verkäufer von „Kunst und Krempel“ auf. Mehr Lob geht nicht. Als nächstes könnte nur noch die Adoption in die Ducksche Familie kommen und PaTrick wäre dann der kleine Bruder von Tick, Trick und Track.
Die Ducks, die Entenhausener (es gibt übrigens kaum Enten in Entenhausen!), erklären uns die ganze Welt. Dagobert ist natürlich für die Finanzwelt zuständig und bringt die Finanzmisere auf den Punkt: „Wer zuviel ausgibt, ist eines Tages Pleite.“ Mit dem Zusatz „Das weiss jedes Kind.“ So, nun wissen wir das auch. Würden nur die Ackermänner aller Länder mehr Comics lesen, die Welt sähe besser aus.
Fast hätte es das Ulmer Münster noch in die Welt von Entenhausen geschafft. Dort steht nämlich eine Kathedrale, oder auch Münster genannt, das allerdings nicht mehr liturgischen Zwecken dient, sondern sich als eine Art Museum präsentiert. Donaldistenforscher vermuten eine architektonische Nähe zu Reims. Tick, Trick und Track erwähnen den Stephansdom zu Wien. Dass nun PaTrick Bahners die Höhe des Turmes mit 144 Metern mit dem Kölner Dom vergleicht, möchte ich stark kritisieren. Wenn schon, dann mit dem höchsten Kirchturm, dem des Ulmer Münsters, der noch ein paar Meterchen höher ist.
Im Kapitel: „Enten in Entenhausen“ kommt es zur Erwähnung, dass die Enten dort zur Oberschicht gehören und dass es viele andere, sehr unterschiedliche Wesen dort gibt. Wussten Sie, das es Panzerknacker mit Hundeohren und welche mit Menschenohren gibt? Dies ist aber nur eines der vielen Beispielen, die PaTrick Bahners auflistet.
Große Philosophen kommen genauso zu Wort, wie wichtige Wirtschaftsforscher. Alexander von Humboldt wird zitiert und Jakob Burckhardt. Wagner spielt eine wichtige Rolle (Wussten Sie, dass Donald Wagnerianer ist) und Hans Blumenberg darf nicht fehlen. Das könnten wir der diesjährigen Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff stecken.
Sie merken schon, auf den über 200 Seiten bleiben keine Fragen offen und kein Auge trocken. Ein Muss für alle Donald-Leserinnen und solche, die vor Jahrzehnten welche waren.
Die Inhaltsangabe des Buches:
Einladung zu einer Forschungsreise
KAPITEL 1 Hineinspaziert in die Stadtgeschichte:
Das Rätsel der zwei Gründerväter
KAPITEL 2 Eine Sternstunde der Wissenschaft:
Die Zwei-Welten-Lehre des Hans von Storch
KAPITEL 3 Enten in Entenhausen: Minderheit und Oberschicht
KAPITEL 4 Olaf und die starken Männer:
Die Verfassungskrise des Vierkaiserjahrs
KAPITEL 5 Fluchtpunkt Timbuktu:
Wo die Gumpe ins Meer fließt
KAPITEL6 Was heißt Globalisierung?
Selbst Dagobert Duck kauft jedes Jahr einen neuen Globus
KAPITEL 7 Nach dem großen Knall:
Die Heimkehr des verlorenen Bruders
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Diesen selbstgebastelten Geldbeutel brachte heute ein Kunde mit:
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