Freitag

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Heute haben Geburtstag:
Martin Andersen Nexo * 1869
Pearl S.Buck * 1892
Stefan Andres * 1906
Slawomir Mrozek * 1930
Sigrid Löffler * 1942
Joseph von Westphalen * 1945
Peter Sloterdijk * 1947

„Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Fehler machen ihn liebenswert.“
Pearl S.Buck

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Tom Schulz & Ron Winkler: „Venedig“
Der venezianische Traum
Gedichte
Mit zahlreichen Fotografien sowie einem Vor- und einem Nachwort der Herausgeber
Schöffling Verlag € 14,95

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Venedig ist und bleibt ein Mythos. Die Stadt scheint schon immer zu existieren, ist aus der europäischen und amerikanischen Literatur nicht wegzudenken. Unzählige Kinofilme haben die Stadt als Topos. In der Stadt wird geliebt und gemordert, durch die Straßen gewandert und sich im Nebel verirrt. Schon immer scheint sie gegen das ewig anrennende Meer zu kämpfen und täglich kämpft sie mit den Massen an Touristen, die morgens angespült und abends wieder eingesammelt werden. Venedig ist wie ein Puppenhaus, eine Walt Disney Aussenstelle im Vergleich zum ausufernden, Rom. Venedig hat dem ombra und lädt zur Ruhe ein, die man plötzlich auch finden kann. Nicht nur auf dem großen Friedhof, sondern manchmal gleich um die Ecke des großen Touristenstorms.

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Tom Schulz und Ron Winkler haben sich der Lyrik angenommen und eine Sammlung zusammengestellt, die einen breiten Querschnitt präsentiert. Viele aktuelle Gedichte von lebenden AutorInnen sind darin enthalten. Ich kann Ihnen nur die aufnotieren, an denen keine Autorenrechte mehr vorhanden sind.

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H.C.Artmann, Rose Ausländer, Mirko Bonné, Alfred Brendel, Nora Gomringer, Christoph Meckel, Sarah Kirsch seien hier beispielhaft genannt.
Zahlreiche eingestreute Fotografien machen den schmalen, festgebundenen Band zu einer prallvollen Gedichtesammlung, der noch ins Reisegepäck passen sollte, wenn Sie mal wieder …

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Rainer Maria Rilke
Die Kurtisane

Venedigs Sonne wird in meinem Haar
ein Gold bereiten: aller Alchemie
erlauchten Ausgang. Meine Brauen, die
den Brücken gleichen, siehst du sie

hinführen ob der lautlosen Gefahr
der Augen, die ein heimlicher Verkehr
an die Kanäle schließt, so daß das Meer
in ihnen steigt und fällt und wechselt. Wer

mich einmal sah, beneidet meinen Hund,
weil sich auf ihm oft in zerstreuter Pause
die Hand, die nie an keiner Glut verkohlt,

die unverwundbare, geschmückt, erholt -.
Und Knaben, Hoffnungen aus altem Hause,
gehen wie an Gift an meinem Mund zugrund.

Die Schönheit Venedigs fällt einem schon bei der Anreise mit Schiff auf. Überall Türmchen und Verzierungen. Fast scheint sie nicht von dieser Welt zu sein. Es gibt ein Zuviel an Kunst und Architektur auf diesem kleinen begrenzten, von Wasser durchzogenem Raum. Und genau aus diesem Grund, versuchen wir ein Stück dieses Sehnsuchtsortes mitzunehmen. So geht es auch den Dichtern. Sie haben statt der Kamera, den Stift in der Hand und hinterlassen uns ihre Werke, die hier gesammelt sind.
Lassen Sie sich verführen.

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Stefan Zweig
Sonnenaufgang in Venedig

Erwachende Glocken. – In allen Kanälen
Flackt erst ein Schimmer, noch zitternd und matt,
Und aus dem träumenden Dunkel schälen
Sich schleiernd die Linien der ewigen Stadt.

Sanft füllt sich der Himmel mit Farben und Klängen,
Fernsilbern sind die Lagunen erhellt. –
Die Glöckner läuten mit brennenden Strängen,
Als rissen sie selbst den Tag in die Welt.

Und nun das erste flutende Dämmern!
Wie Flaum von schwebenden Wolken rollt,
Spannt sich von Turm zu Türmen das Hämmern
Der Glocken, ein Netz von bebendem Gold.

Und schneller und heller. Ganz ungeheuer
Bläht sich das Dämmern. – Da bauscht es und birst,
Und Sonne stürzt wie fressendes Feuer
Gierig sich weiter von First zu First.

Der Morgen taut nieder in goldenen Flocken,
Und alle Dächer sind Glorie und Glast.
Und nun erst halten die ruhlosen Glocken
Auf ihren strahlenden Türmen Rast.

Johann Wolfgang von Goethe
Venezianische Epigramme

Ruhig saß ich in meiner Gondel, und fuhr durch die Schiffe,
Die in dem großen Kanal viele befrachtete stehn;
Jede Waare findest du da, für jedes Bedürfniß,
Weizen, Wein und Gemüs, Scheitholz und leichtes Gesträuch;
Schnell drang die Gondel vorbei, mich schlug ein verlorener Lorbeer
Derb auf die Wangen, ich rief: Daphne verletzest du mich?
Lohn erwartet ich eher! die Nymphe lispelte lächelnd:
»Dichter sündgen nicht schwer, leicht ist die Strafe, fahr hin.


Friedrich Wilhelm Nietzsche
„Mein Glück!“

Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick’ ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf –
Und locke sie zurück,
Noch einen Reim zu hängen in’s Gefieder
– mein Glück! Mein Glück!

Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau’s,
Den ich – was sag ich? – liebe, fürchte, neide…
Die Seele wahrlich tränk’ ich gern ihm aus!
Gäb’ ich sie je zurück? –
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
– mein Glück! Mein Glück!

Du strenger Thurm, mit welchem Löwendrange
Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange –:
Französisch, wärst du sein accent aigu?
Blieb ich gleich dir zurück,
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange…
– mein Glück! Mein Glück!

Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist’s zu früh am Tag, noch funkeln
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,
Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
– mein Glück! Mein Glück!

Paul Heyse
Venedig

Nun ist entthront die stolze Wellenbraut,
Die einst den trotz’gen Nacken bog dem Meere.
Nicht wird sie mehr auf goldner Prachtgaleere
Dem ungestümen Freier angetraut.

Doch in der Lenznacht, wenn mit Donnerlaut
Die Springflut steigt, dann ist’s, als ob die Hehre
Wehrlos dem Element zu eigen wäre,
Auf das sie tags so kühl herniederschaut.

Hoch über die Piazzetta schwillt die Flut
Und braust herein, ersäufend alle Gassen,
Und um San Marco plätschert Ruderschlag.

Das Meer umwirbt die Braut mit Liebeswut,
Doch nur die Füße darf es ihr umfassen
Und schleicht beschämt von dannen lang vor Tag.
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Wo wir schon beim Schöffling Verlag sind.
Der Katzenkalender für das Jahr 2016 ist eingetroffen.
Kaum hat der Sommer angefangen, können wir uns schon mit dem nächsten jahr befassen.

g-Literarischer-Katzenkalender-2016

Der literarische Katzenkalender 2016
Zweifarbiger Wochenkalender
Format 24 x 32 cm
Herausgegeben von Julia Bachstein
56 Blatt. Spiralbindung
Schöffling € 21,95

Blick in den Kalender

Vor ein paar Tagen stellte ich auf dem Blog das „Craft Bier Buch“ vor. Jetzt hat das Weiße Haus ein Geheimnis gelüftet. Im Keller wird Bier selbstgebraut.

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