Freitag

Heute haben
Ernst Barlach * 1870
und Ulrich Becher * 1910 (auf dessen Buch „Murmeljagd“ wir im Weihnachtsgeschäft so lange warten mussten, da es eine hymnische kleine Notiz in der ZEIT gegeben hat)
Geburtstag.
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Januar
Gedichte
Hrsg.von  Christine Schmidjell und Evelyne Polt-Heinzl
Reclam Verlag € 5,00

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Der Winter hat uns (hier auf der Alb) fest im Griff und an einem freien Tag wie gestern, ist natürlich Schlittenfahren angesagt. Und wenn gegen späten Nachmittag bei der Abfahrt noch der Mond hinter den Bäumen auftaucht, dann kann ich sogar dem kalten Weiss etwas Schönes abgewinnen.
Bei den Reclam-Gedichtbändchen ist es dagegen etwas anderes. Hier kann ich jeden Monat aufs Neue versinken und eintauchen in die interessante Auswahl, die uns die beiden Damen für jeden Monat zusammengestellt haben.
Auch diesmal ist es wieder eine illustre Mischung und wieder ohne Goethe.
Ausländer, Borchers, Brinkmann,Claudius, Domin, Fried, Fuchs, George, bis hin zu Trakl, Tucholsky und Werfel.
Also los gehts. „Bahn frei Kartoffelbrei“, heisst es auf der Piste und hier machen wir das in aller Ruhe und genießen die Texte.

Die Damen beginnen mit der Rubrik „Ins neue Jahr“, lassen dann „Glück und Segen“ folgen, bis es zum „Schneegestöber“ kommt und wir dann wieder „Geborgen daheim“ sind. „Frost“ und „Winter im Land“ lassen diese Anthologie ausklingen.

Eduard Möricke
Zum Neujahr

Mit einem Taschenkalender

An tausend Wünsche, federleicht,
Wird sich kein Gott noch Engel kehren,
Ja, wenn es so viel Flüche wären,
Dem Teufel wären sie zu seicht.
Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu
Dem andern den Kalender segnet,
So steht ein guter Geist dabei.
Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet,
Ob dir’s auch ohne das beschieden sei.

Achim von Arnim
Neujahr

Altes Jahr, du ruhst in Frieden,
Deine Augen sind geschlossen;
Bist von uns so still geschieden
Hin zu himmlischen Genossen,
Und die neuen Jahre kommen,
Werden auch wie du vergehen,
Bis wir alle aufgenommen
Uns im letzten wiedersehen.
Wenn dies letzte angefangen,
Deutet sich dies Neujahrgrüßen,
Denn erkannt ist dies Verlangen,
Nach dem Wiedersehn und Küssen.

Christian Morgenstern
Winternacht

Flockendichte Winternacht …
Heimkehr von der Schenke …
Stlles Einsamwandern macht,
dass ich deiner denke.

Schau dich fern im dunklen Raum
ruhn in bleichen Linnen …
Leb ich wohl in deinem Traum
ganz geheim tiefinnen? …

Stilles Einsamwandern macht,
dass ich nach dir leide …
Eine weiße Flockennacht
flüstert um uns beide…

Rainer Maria Rilke
Wintermorgen

Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.

Die Sonne küßt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
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Wie angekündigt, kommt Verena Güntner am Freitag, den 16.1. um 19 Uhr zu uns in die Buchhandlung, um ihr Erstlingswerk „Es bringen“ vorzustellen.

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(Foto: Stefan Klüter)

Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, studierte Schauspiel an der Universität Mozarteum in Salzburg. Vier Jahre lang war sie festes Ensemblemitglied am Bremer Theater, seit 2007 ist sie als freischaffende Schauspielerin regelmäßig auf den Bühnen des Staatstheaters Wiesbaden und des Theaters Bonn zu sehen.
2012 erreichte sei mit einem Auszug aus dem Roman Es bringen die Finalrunde beim OpenMike in Berlin, 2013 machte sie den dritten Platz beim MDR-Literaturpreis und im selben Jahr gewann sie im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs den renommierten Kelag-Preis. Verena Güntner lebt in Berlin, „Es bringen“ ist ihr erster Roman.

Es bringen

„Es bringen“
Kiepenheuer & Witsch Verlag € 18,99
als eBook € 16,99

Luis ist sechzehn und kein schmächtiger Zauderer, kein pickliger Pubertierender: Er ist ein Bringer. Er ist der Trainer und er ist die Mannschaft, das ist sein Motto, und er trainiert jeden Tag. Gerade erst hat er die Höhenangst besiegt, nach jahrelangem Üben auf dem Balkon der Siedlungswohnung, in der er mit seiner Mutter wohnt – 15. Stock, nichts für Anfänger.
Trainer und Mannschaft sein, zieht sich durch das Buch. Es ist der Gruppenzwang, die große Klappe und die Angst, durchzufallen. Es sind die Riten, nach denen bestimmte Dinge durchgezogen werden müssen, da sie sonst nicht(s) gelten. Und das gilt nicht nur beim Trinken, oder eher Saufen.
Bei den Girls gibt’s nichts mehr zu trainieren, bei den Fickwetten, die er mit den Jungs seiner Gang abschließt, gewinnt er fast immer. Nur mit Jenny vögelt er am liebsten privat, sie ist eine von den Guten. Manchmal besucht er Nutella, das Pony vom alten Autoschrauber Jablonski, aber heimlich. Das beste Mädchen allerdings ist Luis‘ Mutter, Ma, sie ist die Frau aller Frauen und hat die gleiche Zahnlücke wie er. Und dann ist da noch Milan, Luis‘ bester Freund, der ist der Chef der Gang und hat immer das letzte Wort, wenn’s um Aktionen geht. Für Milan würde Luis fast alles machen.
Verena Güntner erzählt diese Geschichtesehr direkt, offen, schonungslos, jedoch immer in einem leichten, heiteren Ton. Sie zeigt uns den Weg ins Erwachsenwerden und vielleicht noch viel wichtiger: Das Überwinden von Ängsten.

In den nächsten Tagen werde ich hier kleine Textausschnitte veröffentlichen, damit Sie sich einen kleinen Eindruck von diesem Text machen können.

„Es ist ganz einfach. Du brauchst einen Plan. Wenn du keinen Plan hast, geht alles den Bach runter. Das habe ich gerlent. Und wenn ich mal was gelernt habe, verlern ich es auch nicht wieder, ich bin ja nicht blöd. Wenn du nicht dumm sterben willst, musst du dir Sachen genau anschauen, sie üben, und zwar: bist du sie kannst.“

2 Gedanken zu „Freitag

  1. Lieber Herr Wiltschek, das Becher-Buch ist lieferbar bei Schöffling und die Paddington-Bilderbücher werden bei Knesebeck nachgedruckt. Bis Mitte Januar. Herzliche Grüße aus dem Badischen. Für Sie viel Glück im Jahr 2015

    Morgen früh esse ich ein großes Orangen-Marmeladenbrot. Das ich mental allen Bären widme, die man in Londoner Bahnhöfen so findet. Herzlichst Ihr Detlef Klatt

    1. becher war vor weihnachten nur als tb lieferbar (bei umbreit). ein kunde wollte unbedingt ein gebundenes. orangenmarmelade habe ich schon gekauft. ist schon fast leer. mir wächst glaub schon ein fell.
      der paddington film ist klasse.
      haben sei meine bitte um einen epub-piketty erhalten?
      herzlich und bis bald.
      ach: die dt. blogs haben in ihren vorschauen mehrfach jamis buch drauf.
      best
      sam

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