Freitag

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Heute haben
Joachim Ringelnatz * 1883
Luisa Famos * 1930
Wladimir Sorokin * 1955
Geburtstag

Joachim Ringelnatz
Sommerfrische

Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.

Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.

Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.

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Und es geht gleich weiter mit Gedichten.
Ich habe doch tatsächlich vergessen, den August-Gedichteband von Reclam hier auf dem Blog zu erwähnen. Der Monat ist in vollem Gange und der Sommer zeigte sich gestern von seiner heissesten Seite.

August

“August”
Gedichte
Ausgewählt von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell
78 Seiten, Reclam Verlag € 5,00

Es dürften fast 70 Gedichte sein, die sich in diesem Büchlein befinden. Und der August hat es doch schwer in sich. Gilt er doch als der Sommermonat. Allerdings kippelt meist in den letzten Wochen das Wetter vom Sommer zum Herbst. Die Ernten werden eingefahren und bei uns auf der Alb verändert sich Landschaft.
Denken wir noch nicht daran, genießen wir die heissen Tage und warmen Nächte.
U.a. finden wir Erich Kästner,Ernst Jandl, Gottfried Benn, Eugen Roth, Nicolas Born, Günter Grass, Joachim Ringelnatz, Novalis und natürlich die üblichen Verdächtigen, wie, Erich Fried, Robert Gernhardt, Enzensberger und Eichendorff, Hesse und Jandl. Aber, ach, oh Wunder kein Goethe. Gut, dass der nicht in allen Lyrikanthologien auftaucht.

Joseph Freiherr von Eichendorff
Treue

Wenn schon alle Vögel schweigen
In des Sommers schwülem Drang,
Sieht man, Lerche, dich noch steigen
Himmelwärts mit frischem Klang.

Wenn die Bäume all verzagen
Und die Farben rings verblühn,
Tannbaum, deine Kronen ragen
Aus der Öde ewiggrün.

Darum halt nur fest die Treue,
Wird die Welt auch alt und bang,
Brich den Frühling an aufs neue,
Wunder tut ein rechter Klang!

Christian Morgenstern
Hochsommernacht

Es ist schon etwas, so zu liegen,
im Aug der Allnacht bunten Plan,
so durch den Weltraum hinzufliegen
auf seiner Erde dunklem Kahn!

Die Grillen eifern mit den Quellen,
die murmelnd durch die Matten ziehn;
und droben wandern die Gesellen
in unerhörten Harmonien.

Und neben sich ein Kind zu spüren,
das sich an deine Schulter drängt,
und ihr im Kuß das Haar zu rühren,
das über hundert Sterne hängt …

Es ist schon etwas, so zu reisen
im Angesicht der Ewigkeit,
auf seinem Wandler hinzukreisen,
so unaussprechlich eins zu zweit …

Und noch ein Morgenstern-Gedicht, da wir doch gerade ein paar Tage auf Usedom waren, direkt dort, wo die goldene Stadt Vineta versunken ist.

Ein einunddreissigster August

Das war der letzte leuchtende August:
Der Sommer gipfelte in diesem Tage.
Und Glück erklang wie eine Seegrundsage
in den Vinetatiefen unsrer Brust.

Ein leises fernes Läuten kam gegangen –
und welche wollten selbst die Türme sehn,
in denen unsres Glückes Glocken schwangen:
so klar liess Flut und Himmel sie verstehn.

Der Tag versank. Mit ihm Vinetas Stunde.
Septembrisch ward die Welt, das Herz, das Glück.
Ein Rausch nur wie von Tönen blieb zurück
und schwärmt noch über dem verschwiegnen Grunde.

Theodor Storm
August

Die verehrlichen Jungen, welche heuer
Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,
Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen
Wo möglich insoweit sich zu beschränken,
Dass sie daneben auf den Beeten
Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.
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Peter Fox singt in seinem Lied „Haus am See“:
„Ich habe den Tag auf meiner Seite,
ich hab‘ Rückenwind“
Das wünsche ich Ihnen heute auch.

Ein Gedanke zu „Freitag

  1. … gut gewählt, denn bei schlapp 40 Grad werden wir Rückenwind brauchen. Danke nochmals für Deine Unterwegs-SMS, die hat mir eine Computerstimme erzählt. Wir wohnen im Funkloch, so gibt es bei uns keine Handys, denn ich müsste jedesmals zum anrufen in die Linde steigen …:) Grüße von Petra

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