Donnerstag

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Heute haben
Iwan Gontscharow * 1812
Günter Seuren * 1932
Mirjam Pressler * 1940 (75 Jahre)
Richard Powers * 1957
Geburtstag

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Im Rahmen der Literaturwoche 2015 findet in der Stadtbibliothek Ulm am Freitag, den 19.Juni um 19:30 ein ganz besonders ulmischer Abend für den Ulmer Barockdichter Johann Martin Miller statt.
Johann Martin Miller ist als Verfasser des seinerzeit größten Kassenschlagers nach Goethes „Werther“ bekannt. Seine Gedichte sollten den Sohn der Stadt Ulm zeitweise im ganzen deutschen Sprachraum bekannt machen, Kollegen wie Goethe oder Mörike beeinflussen und Miller einen Platz in der Literaturgeschichte verschaffen. Literaturwissenschaftler Michael Watzka hat vor kurzem im Berliner Elfenbein Verlag erstmals dessen sämtliche Gedichte herausgegeben.
Eintritt frei.

miller

Johann Martin Miller: „Liederton und Triller“
Sämtliche Gedichte
Herausgegeben, mit einem Nachwort versehen und kommmentiert von Michael Watzka
Elfenbein Verlag € 22,00

Der Verlag schreibt über Miller und das Buch:

Johann Martin Miller (* 3. Dezember 1750 in Jungingen, † 21. Juni 1814 in Ulm) ist vor allem als der Verfasser des seinerzeit größten Kassenschlagers nach Goethes „Werther“ bekannt: die buchlange Klostergeschichte um den empfindsamen Jüngling Siegwart. Zunächst aber waren es aber seine Gedichte, mit denen der nachmalige Münsterprediger Miller, der 1772 den legendären Dichterbund des Göttinger Hain mitbegründete, das literarische Parkett seiner Zeit betrat. Dabei ist die Tanzfläche nicht das schlechteste Bild, möchte man mehr über Millers Lyrik und den ihr eigenen, liedhaften Ton sagen. So bekannte er dem Dichterkollegen Voß einst in Versform: „Mich Johann Martin Miller / Hat Liederton und Triller / Mama Natur gelehrt“. Und dafür stehen nicht zuletzt so prominente Zeitgenossen wie Mozart, Beethoven oder der berühmteste Bachsohn Carl Phillip Emanuel mit ihren Namen Pate, die den Miller’schen Versen in ihren einfachen Melodien bis heute noch Klang verleihen.
Im 200. Todesjahr (2014) Millers versammelt dieser Band erstmals sämtliche Gedichte des Ulmer Lyrikers. Er folgt der 1783 erschienenen Ausgabe letzter Hand. Die einfachen Strophen handeln von Schäferinnen und Verliebten, einsamen Tälern und Abendmonden – und herzzerreißender Freundschaft. Sie sind in all ihrer Eigenheit und Merkwürdigkeit Dokument jener Jahre zwischen 1772 und 1775, in denen eine kleine Gruppe von Studenten und Klopstock- Jüngern an der Göttinger Universität die Geburtsstunde der empfindsamen Lyrik feierte – und dabei Spuren hinterließ, die bis in die Werke der Klassiker und Romantiker hineinreichen. Ihr Ton und ihre Poetik, und damit auch die des produktiven „Nonnenlieddichters“ Miller, klingen noch in den Werken Goethes, Mörikes und der Gebrüder Grimm nach.

Die Zufriedenheit

Was frag’ ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Gibt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab’ ich frohen Sinn,
Und sing’ aus dankbarem Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.

Da heißt die Welt ein Jammertal,
Und deucht mir doch so schön;
Hat Freuden ohne Maß und Zahl,
Läßt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein, das Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freun.

Und wenn die goldne Sonn’ aufgeht,
Und golden wird die Welt;
Und alles in der Blüte steht,
Und Ähren trägt das Feld;
Dann denk’ ich: Alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.

Dann preis’ ich laut, und lobe Gott,
Und schweb’ in hohem Mut,
Und denk’: Es ist ein lieber Gott,
Und meint’s mit Menschen gut!
Drum will ich immer dankbar sein,
Und mich der Güte Gottes freun!

An den Mond

Lieber Mond, du scheinest wieder
In mein stilles Thal hernieder;
Aber ach! mein Auge weint
Um den fernen Herzensfreund!

Schwermutsvoller wallt und trüber
Mir die Stunde jetzt vorüber,
Da er hier mich einst entzückt
An sein klopfend Herz gedrückt.

Unter welchen Seligkeiten
Sah ich dich vorübergleiten!
Schöner lachte dein Gesicht
Keinem Mädchenauge nicht.

Leiser lispelten die Lüfte,
Süßer dufteten die Düfte,
Heller funkelte der Tau
Auf den Blumen dieser Au.

Aber ach! hinweggeschwunden
Sind die schönsten aller Stunden!
Ach! im fernen Thale weint
Meinethalb der süße Freund!

Ach! Er weint, und denkt der Stunden,
Die mit mir ihm hingeschwunden!
Doch, o Herz, gedulde dich!
Deinethalben härmt er sich!

An die Sonne

O liebe Sonne, sei gegrüßt!
Wir haben lange dich vermißt.
Am Himmel hingen Wolken nur,
Und traurig war die ganze Flur.

Die Vögel trillerten nicht mehr
Ihr Morgenliedchen um mich her;
Und alle Blümchen in dem Thal
Betrübten sich, und wurden fahl;

Und meiner Doris Auge war
Nur halb so freudenreich und klar;
Und wenn sie lachte, lachte sie
Mir nur mit vieler saurer Müh.

Nun aber, Sonne, lachest du,
Und jeder Vogel singt dir zu,
Und jedes Blümchen hebt sich auf,
Und sieht vergnügt zu dir hinauf.

Und ungezwungen süß und frei
Lacht meine Doris mir aufs neu.
O liebe Sonne, lachtest du
Uns immer doch so freundlich zu!

Beim Trunk

Unsre Herzen zu erfreun,
Gab uns Gott den edeln Wein;
Darum dankt ihm, Brüder!
Harm und grämliches Gesicht
Danken unserm Geber nicht,
Aber Freudenlieder.

Wer als braver Biedermann
Seines Tages Pflicht gethan,
Mag im Frieden trinken!
Freuden, wie die Tugend rein,
Sieht er aus dem edeln Wein
Ihm entgegen blinken.

Aber den, der Arme haßt,
Und von ihrem Schweiße praßt,
Müsse Schande decken!
Taumel müss‘ ihm jeder Wein,
Jeder Tropfen Gift ihm sein,
Und wie Wermut schmecken!

Liebeslied

Ich sah ein Mädchen; ach, so schön
Hab‘ ich seit Jahren keins gesehn!
Das Herz im Leibe bebt mir noch,
Und wallt von süßem Taumel hoch!

Der Glanz der blauen Äugelein
Drang in mein Innerstes hinein;
Mir ward so hell mit einemmal,
Als käm‘ ein Frühlings-Sonnenstrahl.

Die Wange so gesund und frisch!
Der Farben liebliches Gemisch! –
Der Lilien und Rosen Zier
Verschwindet all in nichts vor ihr.

So rund und rot und hold der Mund!
So sanft das Kinn, und, ach, so rund!
Und alles, alles! ach, so schön!
So hab‘ ich’s nimmermehr gesehn!

Du liebes Mädchen! dein, o dein
Will ich mein ganzes Leben sein!
Du blicktest mich so freundlich an;
Ach, sag! bist du mir zugethan?

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Heute abend im Rahmen der Literaturwoche:
LiteraLotto

LiteraLotto ist ein neues Format – Literatur zum Mitspielen.
Zur Literaturwoche Ulm 2015 startet Literalotto mit einer Spezialausgabe – dreimal mehr Gäste, die auch aktiv am „spontanen Gedicht“ mitwirken dürfen sowie eine Fortsetzung unseres „unendlichen Romans“.
Dazu jede Menge Literaturquiz und Gewinnspiele in der einmaligen ANIMO!-Kaffeehausatmosphäre.
Gäste: Markus Hablizel, Verleger – Birgit Boellinger, Literaturbloggerin – Josef Feistle, Autor
Donnerstag, 18.Juni ab 19:30
Manufakturcafé ANIMO!
Telefon: 0731 9609688
Copyright: Florian L. Arnold & Rasmus Schoell
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Ein kleiner Tipp zum Schluss:
Unter der Schirmherrschaft von Sönke Wortmann entsteht ein ganz besonderer Film.
Wir sind aufgefordert, am Samstag, den 20.Juni ein Filmchen, einen Film zu drehen und ihm zuzuschicken.
Egal wie lang. Es kann auch nur eine kurze Sequenz sein.
Daraus entsteht ein Kinofilm. Deutschland an einem Tag im Sommer 2015.
Hier geht es zur Website von www.madeby.de