Heute haben
Friedrich Maximilian von Klinger * 1752
Georg Weerth * 1822
Chaim Potok * 1929
Ruth Rendell / Barbara Vine * 1930
Frederik Hetmann * 1934
Geburtstag
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Georg Weerth
Der Wein
Und dem Weisen ist zu gonnen,
Wenn am Abend sinkt die Sonnen,
Daß er in sich geht und denkt,
Wo man einen Guten schenkt.
I
Der Gott, der uns die Rebe gab,
Der hat uns auch geheißen:
Zu trinken bis ans kühle Grab
Den Roten wie den Weißen.
II
Es liegt die Welt voll Sonnenschein,
Die grünen Wälder winken.
Wir wolln in einem guten Wein
All unser Leid vertrinken.
Der Wein erfrischt das alte Mark,
Trink nun den Wunderkühlen!
Du wirst dich wie ein Simson stark
In deinen Knochen fühlen.
III
Du blondgelockter Kleiner,
Geh, sage deinem Herrn:
Ein Fläschlein Nierensteiner,
Den tränk ich gar zu gern.
Du bist ein schönes Kind,
Du blondgelockter Kleiner –
Geh, hole mir geschwind
Ein Fläschlein Nierensteiner!
…
Das geht noch ewig so weiter!
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Julian Barnes: Lebensstufen“
Aus dem Englischen von Gertraude Krueger
Kiepenheuer & Witsch Verlag € 16,99
auch als Originalausgabe in englisch und als eBook
Julian Barnes ist wahrlich großer Meister. Er packt besondere Themen an, oder vermischt in seinen Büchern Dinge, die auf den ersten Blick nicht kombinierbar sind. Vor ein paar Wochen habe ich einen alten, neuaufgelegten Roman von ihm vorgestellt, der aus verschiedenen Erzählungen zusammengesetzt ist. Es kommen Holzwürmer, Richter und das Floß der Medusa darin vor. Und trotzdem schafft es Barnes die Fäden in der Hand zu halten und ein Ganzes daraus zu weben.
Hier erzählt er uns drei Geschichte, die vordergründigt fremd nebeneinander stehen. Die Entwicklung der Heiss- und Gasluft-Ballonfahrt, eine der Liebesgeschichte der Diva Sarah Bernhardt und seine eigene Trauer nach dem Tod seiner Frau Pat Kavanagh. Um von hinten her zu erzählen: Julian Barnes und seine Frau waren 30 Jahre verheiratet. Bei ihr wird ein Tumor entdeckt und es bleiben exakt noch 27 Tage bis zu ihrem Tod. Dies ist sicherlich das beindruckenste Kapitel in diesem Buch. So persönlich, wie Barnes hier auftritt, haben wir ihn in keinem seiner Bücher erlebt. Er zitiert aus Trauerbriefen seiner Freunde, wiederholt Sätze, die zu ihm als Trost gesagt worden sind und wir begreifen, dass diese Trauer kein Vergessen kennt. Dass es zum Verrücktwerden ist, dass es keinem Vergleich mit einer anderen Situation geben kann. Zumindest nicht für Julian Barnes.
Und nun kommen wir zu den beiden anderen Kapiteln. Auch hier geht es um Liebe, um Euphorie, um den Verlust. Träume zerplatzen, Menschen verschwinden und doch dreht sich Welt weiter. Aber: ein Trost ist dies auch nicht. Essayhaft schreibt er das Ballonkapitel, bald wie ein Sachbuch. Im Bernhardt-Kapitel sind wird mitten drin in der Scheinwelt des Theaters, in der Welt dieser Exzentrikerin Bernhardt, der Barnes eine Liebschaft mit einem englischen Offizier andichtet.
Barnes spielt, er komponiert und dies so locker und leicht, wie wir es selten lesen. Er schreibt über den Orpheus und Eruridike-Mythos, schimpft über Orpheus, versteht ihn dann doch, ist verärgert über die Götter und verwirft auch das wieder. Auch hier ein Verlust, der allerdings von den Göttern gelenkt wird. Im wahren Leben hat der Tod seiner Frau nichts mit Gott zu tun und der Trost eines christlichen Freundes verpufft sehr sehr schnell.
Selten habe ich ein so intensives, persönliches Kapitel über Tod, Verlust und Trauer gelesen.
Leseprobe
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Die erste Ausgabe von „Literalotto“ ging gestern über die Bühne.
Vielen Dank an all diejenigen, die mitgemacht haben und diejenigen,
die gekommen sind.
Wir haben Musen zu Dichtern zugeordnet, den Schluss der „Jahrestage“ von Uwe Johnson erst mit großer Hilfe herausbekommen und bekamen dafür von Florian Arnold, zwei von Gewinnern herausgesuchte Buchstellen, vorgelesen. Zum einen aus Robert Seethalers: „Der Trafikant“ und dann noch von Verena Rossbacher: „Schwätzen und Schlachten“. Den ersten Roman kannten alle, den zweiten niemand. Auch das war bemerkenswert. Zumal die vorgelesene Passage sehr interessant klang.
Ehrengast Tommi Brem, der gerade in der Griesbadgalerie ausstellt, brachte Bücher seines Lieblingsautoren Philip K.Dick mit und Florian Arnold hielt seinen Lieblingsautoren W.G.Sebald in die Höhe und pries dessen Buch: „Die Ausgewanderten“.
Zum Schluß waren dann wieder alle gefragt und aus Zeitungsüberschriften sollte das „Spontane Gedicht“ entstehen, das nach Beendigung von Florian Arnold gekonnt vorgetragen wurde.
Wir hatten die Zeit von einer Stunde kaum überschritten, danach verzweifelt einen neuen Termin für die zweite Folge „Literalotto“ gesucht und erst im Juni etwas gefunden.