Dienstag, 16.Februar

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Heute haben
Joseph Victor von Scheffel * 1826
Nikolai Leskow * 1831
Alfred Kolleritsch * 1931
Aharon Appelfeld * 1932
Richard Ford * 1944
Ian Banks * 1954
Geburtstag
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Gestern haben wir „Memory Wall“ von Anthony Doerr vorgestellt.
Das Buch ist im C.H.Beck erschienen. Gestern abend war ich in München und habe einer Buchpräsentation von Catalin Florescus neuem Roman: „Der Mann, der das Glück bringt“ beigewohnt. Das Buch ist auch bei Beck erschienen. Und am Donnerstag kommt Zora del Buono zu uns in die Buchhandlung. Deren Buch „Gotthard“ auch bei Beck erschienen ist. Mehr Werbung für einen Verlag geht wohl kaum.

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Catalin Florescu:Der Mann, der das Glück bringt
C.H.Beck Verlag € 19,95

Der Beck Verlag hat also nach München in die Österia eingeladen, ca. 50 BuchhändlerInnen gut bewirtet und einen sehr freundlichen, eloquenten Autoren mit im Boot gehabt, der locker zwei Stunden aus seinem Buch vorgelesen hätte und genauso lang darüber hätte sprechen können. Zwischen den verschiedenen Essensgängen blieb Florescu genügend Zeit über sich, sein Schreiben und den neuen Roman zu erzählen. Begrüßt hat er jeden einzelnen mit einem Glas Sekt in der Hand und so gleich mal die erste Scheu genommen.

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Florescu nahm gerne die erste Gelegenheit war, setzte sich auf einen kleinen Tisch und erzählte, wie er als 15jährigen von Rumänien nach Zürich kam, wie er dort sozialisiert wurde und wie dort nach und nach seine Romane entsanden sind. Er spricht über das reale Leben und das seiner Hauptpersonen. Dass wir auf der Welt sind, um zu essen, damit wir nicht sterben. Zumindest nicht sofort.
Er sagt, wie wichtig ihm seine ersten Sätze sind, zitiert einige seiner Romananfänge, muss sich bei einem von einer Buchhändlerin helfen lassen und meint, dass der erste Satz eines Romanes wie das Vibrieren eines Instrumentes ist. Dieser erste Satz gibt alles vor. Es folgt ein zweiter, der auf diesen aufbaut und ein dritter, der sich an die beiden anfügt. Davor steht eine erste Idee. Bei diesem neuen Roman ist es die Stadt New York, Das Pulsieren, das Lachen, die Energie und darauf folgt der 11.September. Es ist die Zerstörung, die sich diesem bisherigen Leben entgegensetzt. Dieses Gerüst steht. Danach geht es mt einem ersten Satz los und dann ist nicht mehr viel möglich, so sagt er. Die Ansage ist gemacht. Ab diesem Moment kann er sich im Text, im Roman austoben. Dies kann er und dies macht er auch. Er versteht es mit Sprache umzugehen. Er lässt uns auf den Wellen seiner Worte mitfließen. Wir können uns einfach treiben lassen, oder uns an Stromschnellen reiben und unsere Gedanken machen. Wasser, Flüsse sind ihm in diesem Roman sehr wichtig. Er beginnt mit dem East River bei Manhattan und dem Donaudelta.

Erstes Kapitel
Der Fluss nahm die Toten sanft auf, als ob er wusste, dass es besondere Tote waren. Der East River, so ungestüm er sein konnte, lag in der Morgendämmerung wie ein breiter, bleierner Streifen. Er war geduldig, er wollte dem Menschen nicht ins Handwerk pfuschen. Er würde die Toten des Ghettos an diesem Tag nicht mehr kriegen, dafür aber andere. Das war so gut wie sicher.

Das Donaudeltakapitel beginnt mit:
Der Bauch einer Schwangeren gehört Gott oder dem Teufel.

Und zum Thema Wasser schreibt er (im Vergleich zum East River)
Die Donau war das Eingeweide Europas. Sie nahm alles in sich auf, was man ihr in ihrem langen Weg quer durch den Kontinent mitgab, und lagerte es im Osten ab.

Und doch sehen sich die Donaudeltabewohner nicht am Hinterteil des Flusses, sondern an dessen Mund, der sie ernährt, der sie verschlingt.
Florescu sagt, dass zuerst eine Idee wie im Nebel in seinem Kopf existiert. Er denkt in Bilder.Er formt in Bilder und erinnert sich an die vielen Filme, die er angeschaut und die ihn geprägt haben. Er zitiert aus seinen Lieblingsfilmen und wir merken, wie sich Sequenzen dieser Filme sich in veränderter Form in seinem Buch wiederfinden.
Dann passiert plötzlich etwas und durch diese Initialzündung weiß er, wie er zu starten hat. Hier war es so, dass er in Washington D.C.für seinen Roman „Zaida“ recherierte und ihn ein alter Mann mit einer Kreissäge (runder, flacher Strohhut) auf dem Kopf ansprach und von sich erzählte. Aus ihm entsand der Ray des Romanes. Florescu wollte nur über ihn schreiben. Über seinen Willen zu überleben, seinen großen Traum zu leben. Bis bei ihm Elena im Kopf erschien, er die beiden Welten enstehen ließ und die beiden Personen, die sich an diesem 11.September 2001 in Manhatten treffen.
Schreiben ist wie Tangotanzen, sagt er. Mal führt er als Autor, mal führen ihn Figuren.
Und Schreiben sei wie gelenkte Schizophrenie.
Lassen Sie sich von „Der Mann, der das Glück bringt“ führen. Treiben sie mit ihm die Flüsse hinunter und tauchen ein in nicht existente Biografien, die Florescu für unsere Augen plastisch modelliert hat.

Leseprobe

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Vielen Dank an den Beck Verlag für den wunderbaren Abend.
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Die war also der zweite Beck’sche Streich. Der dritte folgt am kommenden Donnerstag mit Zora del Buono.
Wir freuen uns auf Ihr/Euer Kommen.