Heute haben
Charles Perrault * 1628
Johann Heinrich Pestalozzi * 1746
Jakob Michael Reinhold Lenz * 1751
Jack London * 1876
Daniil Charms * 1905
Alice Miller * 1923
Haruki Murakami * 1949
David Mitchell * 1969
Geburtstag.
Aber auch Jeff Bezos (* 1964), der Gründer von amazon.
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Jakob Michael Reinhold Lenz
Wo bist du itzt, mein unvergeßlich Mädchen,
Wo singst du itzt?
Wo lacht die Flur, wo triumphiert das Städtchen,
Das dich besitzt?
Seit du entfernt, will keine Sonne scheinen,
Und es vereint
Der Himmel sich, dir zärtlich nachzuweinen,
Mit deinem Freund.
All unsre Lust ist fort mit dir gezogen,
Still überall
Ist Stadt und Feld. Dir nach ist sie geflogen,
Die Nachtigall.
O komm zurück! Schon rufen Hirt und Heerden
Dich bang herbei.
Komm bald zurück! Sonst wird es Winter werden
Im Monat Mai.
Stoppok
Nur ein Wort von Dir
und der Schnee, der schmilzt.
Und es wird Frühling,
wenn du es willst.
Seitdem du nicht mehr bei mir bist,
hab ich vergessen was Wärme ist.
Die Blumen draussen sind verschneit
und ich vermisse ne Jahreszeit.
Ist es Voodoo, oder Hexerei?
Der Herbst kam diesmal schon im Mai.
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Rutu Modan: „Das Erbe„
Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer
Carlsen Verlag € 24,90
„Der Familie muss man nicht die ganze Wahrheit sagen,
und das ist noch lange keine Lüge.“
Michaela Modan
Rutu Modan ist eine israelische Comiczeichnerin, die immer wieder aktuelle Entwicklungen aus ihrem Heimatland aufgreift und in ihren Werken verarbeitet. In ihrem ersten Comic „Blutspuren“ setzt sie sich mit dem Israel-Palästina-Konflkit/Krieg, mit der Intifada auseinander. Hier, in „Das Erbe“ kehrt eine alte Dame (Regina Segal) mit ihrer Enkelin Mika nach Warschau zurück, um eine Wohnung auf sich überschreiben zulassen. Eine reine Formsache, so sagt sie. Sie und ihre Familie mussten damals vor den Nazis fliehen und nun gehe sie dorthin zurück, um sich das zu holen, was ihr gehöre.
Im Flugzeug sitzt eine lärmende Schulklasse aus Israel, die eine Erinnerungstour durch die KZs unternehmen will. Die Schüler und der Lehrer sind aufgekratzt und freuen sich auf den noch nie gesehenen, aber oft erwähnten Horror.
Doch es komt alles anders als gedacht. Regina Segal entdeckt einen Namen im Telefonbuch, das im Hotelzimmer ausliegt. Mika verliebt sich in einen polnischen Comiczeichner, ein Mann, der israelische Touristen an die Stätten des Grauens führt, taucht immer wieder auf und plötzlich ist der Grund der Reise nicht mehr wichtig.
Rutu Modans Art zu zeichnen erinnert an Hergé. Auch der Ton ihres Textes ist klar und einfach. Und doch arbeitet sie mit ganz feinen Zwischentönen, verrät nicht allzuviel von ihrer Geschichte. Nur gerade so, dass wir mit Spannung weiterblättern wollen. Sie deutet an und lässt die Geschichte in eine andere Richtung gehen. Sie bringt verschiedenste Personen immer näher zusammen, wie in einem großen Kinofilm, in dem wir in unendlichen vielen Schnitten einem großen Ende zusehen.
Rutu Modan hat die Gabe, die Erinnerung an den Holocaust in eine sehr rührende Liebesgeschichte zu verpacken (eigentlich gleich zwei). Und das mit sehr viel Witz. Allein schon die Anfangsszene, in der sich Regina, die alte Dame, weigert, ihre volle Wasserflasche an der Flughafenkontrolle abzugeben. Sie sieht es nicht ein, die Flasche sei frisch gekauft und überhaupt noch verschlossen. Die Mitreisenden mosern schon. Da setzt Regina die Flasche an und trinkt sie auf ex.
Schade an der Geschichte ist, dass sie viel zu kurz ist. Das Gute daran: Wir können sofort wieder von vorne anfangen und uns auf die Details freuen, die wir beim ersten Lesen locker übersehen haben.