Donnerstag, 17.November

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Heute haben
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Curt Götz * 1888
Mario Soldati * 1906
Geburtstag
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Heft SPUREN 93: „Ilse Aichinger in Ulm“ von Christine Ivanovic
Deutsche Schillergesellschaft € 4,50

Ilse Aichinger, die vor ein paar Tagen gestorben ist, erfuhr im Frühjahr 1943 in Wien von der Hinrichtung der ‚Weißen Rose‘. Das Wissen um den Widerstand gegen Hitler – so berichtete die österreichische Autorin drei Jahrzehnte nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus in einer Ansprache in Ulm, gab Hoffnung und Kraft, die Zeit der Verfolgung und Vernichtung zu überstehen. Ihr Roman „Die größere Hoffnung“ (1948), der diese Situation verarbeitet, hatte in der Donaustadt schon bald nach seinem Erscheinen die Aufmerksamkeit von Inge Scholl erregt. Die ältere Schwester von Hans und Sophie Scholl, die zur selben Zeit mit der Volkshochschule Ulm eine völlig neuartige Bildungsarbeit „im Geiste der Gemordeten“ aufzubauen begann, lud Aichinger Anfang 1950 zu einer Lesung hierher ein. Sie freundeten sich an, und Aichinger arbeitete schon wenig später für einige Monate als Sekretärin Scholls. Ulm war die erste deutsche Stadt, in die Ilse Aichinger kam – und durch die Geschichte der Weißen Rose von zentraler Bedeutung für sie. Dieser „Spuren“-Band des Deutschen Literaturarchiv beleuchtet das nun.
„Ich kenne keinen dieser Namen, aber ich weiß, dass von ihnen einen unüberbietbare Hoffnung auf mich übersprang. Diese Hoffnung hatte, obwohl sie es uns möglich machte, in dieser Zeit weiter zu leben, doch nichts mit der Hoffnung zu überleben zu tun.“
Hoffnung ist ein zentraler Begriff bei Ilse Aichinger in dieser Zeit. Dies zeigt sich schon daran, daß sie ihrem Roman den Titel „Die größere Hoffnung“ gab.
In ihrem Tagebuch findet sich am 21. März 1943, einen Monat nach der Hinrichtung, folgendes:
„Die Hoffnung ist alles, diese größere Hoffnung, die die Dinge aus dem Schwankenden hinausreißt in die brennende Existenz des guten Willens.“
Mit diesem Hintergrund fand sie ein gutes Fundament für einen öffentlichen Bildungsauftrag. Inge Aicher Scholl war in der vh Ulm bald umringt von vielen bedeutenden Schriftstellern, Philosophen, Künstlern in allen Richtungen. In diesem Umfeld traf Aicher auf Hans Werner Richter, der sie zur Gruppe 47 einlud. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Günter Eich kennen und gewann mit „Spiegelgeschichten“ den Preis der Gruppe 47.
Aus der Idee der vh Ulm ging auch der Aufbau der Hochschule für Gestaltung hervor, der u.a. von Otl Aicher und Max Bill begründet wurde. Eine Hochschule, die als international bedeutendste Design-Hochschule nach dem Bauhaus gilt.
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Das schmale Heftchen ist voll mit Fotos aus dem Ulm der 50er Jahre, Dokumenten und Zitaten und sicherlich nicht nur für Einheimische interessant.Die Badische Zeitung berichtet über die ReiheSpuren„.